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Masters

Sorry, Rory: Masters-Auftakt spiegelt Kräfteverhältnisse in Europas Golfsport

07. Apr. 2023 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Rory Mclroy in der ersten Runde des US Masters 2023 im Bunker. (Foto: Getty)

Rory Mclroy in der ersten Runde des US Masters 2023 im Bunker. (Foto: Getty)

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Wie heißt es doch so schön: Ein Turnier wird nicht bereits in der ersten Runde gewonnen, aber durchaus schon zum Auftakt verloren. Ok, das mag eine Binse sein – doch genau das fällt einem ein, wenn man auf den Start von Rory McIlroy in dieses 87. US Masters schaut. Einmal mehr hatte der Nordire Mühe, seine Schlag-Fertigkeiten auf die Piste zu bringen: „Ich habe hier und da ein bisschen geschlampt und nun fehlen mir ein paar Schläge. Es ist nicht katastrophal, aber ich muss das alles irgendwie in Ordnung bringen“, attestierte er nach der Even-Par-Runde. Unaufgeräumt war denn auch ein viel zitierter Begriff für diesen erneuten Anlauf des vierfachen Majorsiegers, sich das ersehnte Green Jacket und damit den Karriere-Grand-Slam zu sichern.

Bezeichnenderweise war sein Live-Interview via Handy und Kopfhörer auf dem Weg vom Abschlag der Neun zu seinem Ball das Faszinierendste, was der 33-Jährige gestern im Augusta National zuwege brachte: „Der Club hat uns vergangene Woche gefragt, ob wir an so was Interesse hätten. Ich hab das beim Match Play schon gemacht und hatte nicht den Eindruck, dass es mich aus dem Rhythmus gebracht hat. Es ist doch schön, wenn wir den Zuschauern vor den TV-Schirmen einen Eindruck von dem vermitteln können, was hier draußen vor sich geht.“

Um etwas Würze in die Ausgangssituation zu bringen: Die gestrige erste Runde hat überdies auch einen Eindruck von den aktuellen Kräfteverhältnissen im europäischen Profi-Golf vermittelt. Rory McIlroy mag die Galionsfigur sein, aber er leistet sich gleichermaßen immer mal wieder eher mediokre Auftritte. Der sportliche Dominator heißt Jon Rahm. Das hat der Spanier gerade mit seiner brillanten Performance nach dem schmachvollen Vierputt-Doppelbogey auf der Eins eindrucksvoll bewiesen. Und als Vertreter von „Jugend forscht“ kratzt Viktor Hovland an den Spitzenplätzen. Der 25-jährige Norweger hat intensiv an seinem kurzen Spiel gearbeitet und gestern mit der niedrigsten Runde seiner bisherigen Augusta-Auftritte angedeutet, wozu er fähig ist. Da muss sich McIlroy ganz schön strecken.

 

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Und noch ein Wort zum Dritten im Führungsbunde neben Rahm und Hovland, zu Brooks Koepka, dem LIV’ler, der spätestens seit seiner in der Netflix-Doku „Full Swing“ ausgebreiteten golferischen Sinnkrise im Frühjahr/Frühsommer 2022 eher zur tragisch-sympathischen Figur avanciert ist. Wenn einer den Paradigmenwechsel zwischen einer öffentlichen Hackerwiese wie dem Orange County National Golf Center and Lodge in Orlando, jüngster Gastspielort der LIV-Liga, und den elysischen Gefilden von Augusta National derart hinbekommt wie der 32-jährige zweifache US-Open-Sieger und PGA Champion, dann ist das – fernab jedweder möglichen Vorbehalte gegen die LIV’ler bei den Majors – aller Ehren wert.

Sam Bennett und die Inspiration durch den Vater

Schau-Stehler: Sam Bennett hat bei seinem ersten Masters-Start nicht nur seine Mitspieler Scottie Scheffler, immerhin Titelverteidiger, und Max Homa in den Schatten gestellt, sondern das gesamte Masters-Auditorium beeindruckt. Der amtierende US-Amateur-Champion aus Texas spielte unbeeindruckt auf wie ein alter Masters-Hase, und mit seiner 68 ist er der erste Amateur seit Ryan Moore 2005, der die erste Runde im Augusta National Golf Club in den Top Ten beendet. Seine Inspiration bezieht der 23-Jährige aus einem Ratschlag seines an Alzheimer verstorbenen Vaters. Mark Bennett hat ihm 2021 mitgegeben: „Don’t wait to do something.“ Bennett ließ sich den Satz aufschreiben und die Worte dann auf seinen linken Unterarm tätowieren – originalgetreu in der bereits von der schweren Krankheit beeinflussten Handschrift des Vaters. „Er hat mich zum Golf gebracht, und ich wollte gut sein, um ihn zu beeindrucken. Der Blick auf das Tattoo gehört bei jedem Schlag zu meiner Vorbereitung: Ich schaue darauf und greife dann den Schläger. Das wird mich mein Leben lang begleiten.“

Woods im Bunker: Das tat allein beim Zusehen schon weh

Schmerz-Moment: Tiger Woods hat nach dem mühevollen 74er-Start in sein 25. Masters zugegeben, dass er während der gesamten Zeit mit enormen Schmerzen im rechten Bein gespielt habe. Das war dem 15-fachen Majorsieger auch deutlich anzusehen: Tiger humpelte, schwitzte, lauschte mit geschlossenen Augen in seinen geschundenen Körper, war sichtlich um Selbstbeherrschung bemüht.

 

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Kurz: Diese Runde über das Auf und Ab von Augusta National muss die schiere Qual gewesen sein. Und ganz ehrlich, bei seinem Bunkerschlag auf der 18, krumm stehend und mit dem ganzen Druck auf dem kaputten rechten Bein, musste man förmlich den Atem anhalten – das hat schon beim bloßen Zuschauen weh getan:

Watching Tiger hit his second on 18 while standing in the fairway bunker made my stomach turn
by u/redxepic in golf

Garcia zur London-Entscheidung: „Nervt mich nicht!“

Detonation: Als wäre der Auftakt in ein Masters nicht schon aufregend genug, platzte gestern in den beginnenden Tag im Augusta National Golf Club auch noch die Nachricht aus London von der Rechtmäßigkeit der Sperren und Geldbußen der DP World Tour für die LIV-Überläufer unter ihren Mitgliedern. Klar, dass betroffenen Spieler von den Medienmenschen umgehend dazu befragt wurden, wenngleich das gewiss nicht sonderlich feinfühlig war. Patrick Reed, der dem Establishment-Exponenten Rory McIlroy immerhin noch Ende Januar einen harten Kampf um den Gewinn der Hero Dubai Desert Classic geliefert hatte, „verweigerte“ schlichtweg die Aussage: „Diese Woche liegt mein Fokus auf dem Masters, da habe ich eh Scheuklappen auf., um alles andere kümmere ich mich danach.“ Sergio Garcia hingegen reagierte eher dünnhäutig und fauchte die Journalisten an: „Wie kann ich über etwas sprechen, das ich gar nicht weiß. Es ist ja wohl offensichtlich, dass ich hier mit etwas anderem beschäftigt bin, als permanent in die Nachrichten zu schauen. Also hört jetzt endlich auf, mich zu nerven, Jungs!“ Und Thomas Pieters wiederum nahm es mit Gleichmut auf. „Das war doch zu erwarten. Aber damit schaden sie [die DP World Tour]sich letztlich nur selbst“, meinte der Belgier lakonisch.

Hovlands Hemd: Wie Jackson Pollock auf Drogen

Paradiesvogel: Boah, das Kaleidoskop der Spieler-Outfits ist reich an – sagen wir – Kostproben des individuellen Geschmacks, über den sich ja bekanntlich trefflich streiten lässt. Man denke nur an Tommy Fleetwoods Zebrahemden. Auch Rory McIlroys neuerdings immer mal wieder gezeigte Braun-mit-irgendwas-Farbkombinationen – gestern braune Hose, blasstürkises Hemd – sind zwar schlicht, aber ebenso fad und gewöhnungsbedürftig. Doch den Vogel hat bis auf Weiteres Viktor Hofland mit seinem in Großdruck blumenverzierten Hemd abgeschossen. Das sei eine Zehn auf der Richterskala gewesen, schreibt die modebewusste Kollegin Fatiha Betscher in ihrem Portal „Golf, by Tour Miss“, mithin ein farbliches Erdbeben: „Nicht mal John Dalys Loudmouth-Hosen können da mithalten.“

Und weiter heißt es: „Das Muster wirkte ein wenig wie Jackson Pollock auf Drogen“; Kenner moderner Kunst wissen, wovon die Rede ist. Oder, so Betscher weiter, „wie die Samstagabend-Pizza mit allen Toppings, die auf der Karte verfügbar sind“. Bei soviel Würdigung muss man selbst kaum noch einen Kommentar abgeben. Außer: Die Klamotte passt einfach nicht zu einem jungen Mann wie dem 25-jährigen Norweger.

Bei Fred Couples hätten wir das vielleicht eher cool oder schrill gefunden. Es darf allerdings bezweifelt werden, dass „Bumm Bumm Freddie“, der gestern mit einer famosen 71er-Runde und dem geteilten 26. Platz sportlich die Zeit etwas zurückgedreht hat, so was anziehen würde. Egal, was sein Sponsor sagt. Das ist nämlich die Ursache des Farbunfalls, der eine Reverenz an Augusta Nationals Magnolienblüten sein soll. Hovland selbst war daran eigentlich schuldlos: „Ich habe mit der Auswahl der Kleidung gar nichts zu tun. Ich ziehe einfach an, was sie mir sagen“, adressierte er Bekleidungspartner J. Lindeberg: „Ja, es ist schon etwas wild.“

 

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Augusta National und seine Hingucker

Augenweide: Es gibt wohl kein Golfturnier auf diesem Planeten, dass fotografisch und filmisch vom Veranstalter so perfekt in Szene gesetzt wird, wie das Masters. Alles, was der Augusta National Golf Club unter seinem Account „themasters“ in den sozialen Medien veröffentlicht, ist ein Hingucker mit tollen Motiven, großartigen Blickwinkeln und ästhetischen Elementen. Und genau deswegen müssen diese morgendlichen Impressionen aus den Stunden vor dem gestrigen Masters-Start an dieser Stelle noch einmal gezeigt werden:

 

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Einmal im Jahr kriegt Player doch eine Tee Time

Fundstück: Vor ein paar Tagen ging Gary Players lautstarkes Lamento um die (Golf-)Welt, weil Augusta National den neunfachen Majorsieger samt seiner drei Enkel nicht einfach mal eine Runde auf dem Masters-Geläuf hat spielen lassen – ohnehin ein absurdes Ansinnen, samt der Anmerkungen des beleidigten „Black Knight“. Jetzt hat der Masters-Club ein paar Eindrücke vom Ceremonial Tee Shot der drei Ehrenstarter Jack Nicklaus, Tom Watson und Player am frühen Donnerstagmorgen veröffentlicht – und im ersten Kommentar dazu schreibt User „dougsale“: „Hier ist der Beweis, dass Gary Player mindestens einmal im Jahr doch eine Tee Time bekommt.“ Volltreffer!

 

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Nach Haft-Ende: Cabrera will Golfkarriere fortsetzen

Comeback? Reden wir mal von einem „anderen“ Masters-Champion: Im Juli endet die zweijährige Haftstrafe, die der 2009er-Sieger Ángel Cabrera (53) derzeit wegen häuslicher Gewalt gegenüber seiner Lebensgefährtin Cecilia Torres Mana zwischen 2016 und 2018 in der argentinischen Provinz Cordoba absitzt. Cabrera, der 2007 auch die US Open gewann, gibt sich geläutert, hat mehrfach kundgetan, das Gefängnis sei „nicht schlecht, sondern hat mir im Gegenteil gutgetan“. Wie sein langjähriger Freund und Trainer Charlie Epps erzählte, will „El Pato“ (die Ente) nach der Entlassung seine Golfkarriere fortsetzen: „Angel hat den Sturm überstanden und daraus einige sehr wichtige Lehren gezogen. Er ist bereits einem Rehabilitationszentrum überstellt worden und wird wohl im Sommer frei kommen. Wir warten einfach, dass er nach Hause kommt.

Markenzeichen für Perfektion

Zum Schluss: Ein Logo beherrscht in diesen Tagen die Golfwelt – natürlich das von Augusta National mit dem Masters-Schriftzug. Es ist ein Markenzeichen für großen Sport und für eine perfekt organisierte Veranstaltung, der auch die heute zu erwartenden Wetterunbilden nichts anhaben können:

 

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