Die Debatte um Slow Play auf der PGA Tour erreicht einen neuen Höhepunkt, und einmal mehr steht Bryson DeChambeau im Kreuzfeuer der Kritik. Bereits am Freitag kursierte ein Twitter-Video von der Runde des „verrückten Wissenschaftlers“ und seinen langwierigen Schlagvorbereitungen; besonders erregte die Gemüter von Kollegen, Medienleuten und Fans, dass DeChambeau sich jeweils zwei Minuten Zeit für einen Chip über 70 Yard und einen Putt über 8 Fuß nahm.
All the “physicist” and “his caddy needs to be an aerospace engineer” stuff is an insult to actual physicists and aerospace engineers. They can do actual math and engineering, anyone with two eyes and/or two feet can read an 8-footer.
— Roberto Castro (@cicioCASTRO) 10. August 2019
Ian Poulter beispielsweise meckerte in den sozialen Netzwerken: „Es gibt einige Spieler, die permanent ihre Kollegen missachten und ohne jede Spur von Einsicht die Regeln missachten.“ Natürlich fühlte DeChambeau, der immer wieder anführt, dass er dafür zwischen den Schläger schneller geht, sich persönlich angegriffen und konterte am Samstag nach der dritten Runde in einem Interview: „Wir alle setzen bloß alles daran, gut zu spielen. Statt jemanden via Twitter persönlich anzuprangern, sollen sie es mir doch ins Gesicht sagen.“
Augenzeugen zufolge bekam ausgerechnet Brooks Koepka das mit, der – was wunder – auf dem Putting-Grün dann auch alsbald im ernsten Gespräch mit DeChambeau gesichtet wurde. Freundlich soll die Atmosphäre nicht gewesen sein, bekanntlich nimmt Ready-Golf-Spieler Koepka kein Blatt vor den Mund und nennt auch Ross und Reiter: „DeChambeau fühlt sich immer herausgestellt, aber es geht ja nicht nur um ihn.“ Schon zuvor hatte der Weltranglistenerste konstatiert, das Thema Slow Play „läuft allmählich aus dem Ruder“. Dabei stehe doch alles ganz klar im Regelbuch: „Du hast 40 Sekunden für einen Schlag. Punkt. Wenn einer das nicht einhält, gehört er bestraft. So einfach ist das. Wenn ich ins Wasser schlage, werde ich ja auch bestraft…“
Derweil hat Rich Beem, TV-Analyst und PGA Champion von 2002, den schwarzen Peter auch mal an die Offiziellen weiter gegeben. „Das muss ein Ende haben“, forderte „Beemer“: „PGA Tour, wenn Ihr da nicht bald was unternehmt, ist das eine Schande.“ Die Tour will nun ihre Spieltempo-Analysen überprüfen und erklärte, man sei offen für Strafen gegen langsame Spieler, selbst wenn der Flight insgesamt nicht hinter der Uhr sei.
Dude. Putt already. @b_dechambeau pic.twitter.com/nf3WnQARiP
— Justin Rose (@JRoseWXYZ) 10. August 2019
Abraham Ancers 300.000-Dollar-Putt
Gewinnbringender Putt: Wenn 2,1 Meter über mehr als 300.000 Dollar entscheiden! Abraham Ancer hatte auf dem 72. Grün der Northern Trust die Qual der Wahl, die Fahne fürs Birdie zu attackieren und ein Stechen mit Patrick Reed zu erzwingen oder den ersten Putt tot an den Stock zu schieben und Platz zwei abzusichern. Der Mexikaner entschied sich für Angriff, verpasste das Play-off mit „Captain America“ um besagte Distanz und hatte es auch noch mit einem schwierigen Rückputt und dem Risiko zu tun, sich bei einem Bogey die Platzierung mit Jon Rahm und Harold Varner III teilen zu müssen. Doch der 28-Jährige lochte souverän, bewahrte sich das alleinige Preisgeld von 999.000 Dollar für die beste Platzierung seiner Karriere sowie ungeteilte 1.200 Punkte, die ihn auf Platz 8 des Rankings befördern. Damit hat er große Chancen auf die Teilnahme an der Tour Championship und dadurch auch auf einen Start beim nächsten Masters. Tja, 2,1 Meter können es in sich haben.
Day und Williams sind getrennte Leute
Scheidung: Jason Day und Caddie-Legende Steve Williams gehen nach einer kurzen Golf-Ehe wieder getrennte Wege. Das Paar fand sich zur US Open und verkündete nun vor der BMW Championship sein Ende, nachdem Day bei zwei seiner letzten drei Turnierstarts den Cut verpasst hatte. „Wir haben das in gegenseitigem Einverständnis entschieden“, sagte der Australier und lobte den Bag Man aus Neuseeland als „ultimativ professionell“: „Es war eine herausragende Erfahrung, sich jemandem mit seiner Erfahrung und seinen Erfolgen anzuvertrauen. Aber andererseits trafen bei uns auch ,new school‘ und ,old school‘ aufeinander, was sich als nicht vereinbar herausgestellt hat.“ Den Job an Days Tasche übernimmt nun sein Landsmann und Golf-Profi David Lutterus.
European Tour hatte Pause, Stars machten Urlaub
Sommer-Potpourri: Die European Tour hatte ein freies Wochenende und ihre Protagonisten gönnten sich ein paar Tage Auszeit. Nachfolgend einige Ferien-Impressionen von Björn, Bjerregaard und Co.; diese Woche geht es mit dem Czech Masters weiter:
Matthias Schwab freilich kann‘s auch im Urlaub nicht lassen:
Liverpool: Rekordinvestition in öffentliche Golfanlage
Spendabel: 15 Millionen Pfund (16,2 Millionen Euro)werden im englischen Liverpool in den Umbau der öffentlichen 18- und 9-Loch-Golfanlage von Allerton Manor zu einem hochwertigen Championship-Platz samt Trainingsmöglichkeiten gesteckt. Es ist die höchste Investition in einen öffentlichen Golfplatz in der britischen Golfgeschichte. Inklusive sind ein Clubhaus mit Indoor-Übungsanlagen und Simulatoren, einem Abenteuer-Golfplatz und der Ausbau des Herrenhauses zu einem Boutique-Hotel mit 31 Zimmer und Spa. Dadurch entstehen 150 neue Arbeitsplätze. Die Gelder kommen vollständigen aus privatem Engagement. Es macht ein wenig neidisch…
McIlroys Seitenhieb gegen „Money Matt“ Kuchar
Schlagfertig: Erinnern Sie sich an den ziemlich miesen und knickerigen Umgang von Matt Kuchar mit seinem lokalen Bag Man bei der Mayakoba Golf Classic im November 2018, als der Olympia-Dritte aus den USA trotz seines Siegs auf das zuvor vereinbare Salär beharrte und erst nach öffentlichem Druck was drauflegte? Rory McIlroy jedenfalls hat es nicht vergessen. Als die versammelte Profi-Elite vor der Northern Trust ihre Prämienschecks für die reguläre FedEx-Cup-Wertung kassierte und sich „Money Matt“ darüber ausließ, dass „Rors“ ihn, Kuchar, um magere zwei Punkte auf Platz drei hinter Gewinner Brooks Koepka verdrängt habe, was immerhin 300.000 Dollar weniger ausmache, da warf der Nordire gedankenschnell ein: „Und wir wissen alle, was Geld ihm bedeutet!“ Der saß…
Bei der heuer erstmals ausgelobten und mit zehn Millionen Dollar dotierten „Wyndham Reward Top 10“ für die zehn besten Spieler der regulären FedEx-Cup-Saison bekam Koepka zwei Millionen „Bucks“, McIlroy 1,5 Millionen und Porsche-European-Open-Teilnehmer Kuchar immerhin noch 1,2 Millionen Dollar.
Trump: Halbe Million nur für Agenten-Golfcarts
Etatposten: Weil bislang in diesen Back Nine schon so viel von Geld die Rede war, hätten wir hier noch eine News aus dem Kassenbuch des Weißen Hauses. Demnach haben die Ausflüge von US-Präsident Donald Trump auf (zumeist) seine Golfplätze bislang allein fast 550.000 Dollar an Leihgebühren für Carts verschlungen, mit denen die Agenten des Secret Service den POTUS und „First Golfer“ auf der Runde begleiten und beschützen. Irgendwie will einem nicht so recht in den Kopf, warum jemand, der 17 Golfanlagen und vermutlich eine unüberschaubare Cart-Flotte sein Eigen nennt, damit den Steuerzahler belastet? Wenigsten verdient „The Donald“ nicht auch noch dran, denn die Leibgarde muss finanzielle Vorteilsnahme des Präsidenten vermeiden und darf daher keine Trump-Carts mieten. Ohnehin müssen die Buggies etwas schneller sein als Standard-Golfcarts, damit die Bodyguards den ebenfalls fahrenden Präsidenten umschwirren können.
Rotarier ermitteln ihre Besten
Soziales Engagement, Spaß und gute Laune: Vom 6. bis 8. September bereitet das Golfresort Achental im Chiemgau den Internationalen Offenen Deutschen Rotary Golfmeisterschaften die Bühne. Alle Teilnehmer vereint neben dem Hobby Golf zuvorderst der rotarische Gedanken von humanitärem Dienst, Einsatz für Frieden und Völkerverständigung sowie Dienstbereitschaft im täglichen Leben. So wird die Veranstaltung denn neben der Weiterentwicklung nationaler und internationalen Freundschaften auch von der Bereitschaft geprägt, mit „golferischen“ Aktivitäten hilfsbedürftigen Menschen zu dienen. Kinder sowie Freunde und Familienmitglieder von Rotariern sind selbstverständlich willkommen. Programm und Anmeldung unter www.golf-rotary.de.
Pepperell und das Twitter-Sternchen
Zum Schluss: Eddie Pepperell ist beinahe gefürchtet für seine Social-Media-Posts und Kommentare, er nimmt selten ein Blatt vor den Mund, trifft es meistens auf den Punkt und hat damit auch noch die Lacher auf seiner Seite. Jetzt hat der Engländer wieder einen rausgehauen, der direkter nicht hätte sein können. Auf Social-Media-Sternchen und Model Lucy Nicholson, die sich via Twitter als Fan des Traditions-Fußballclubs Manchester United inszeniert und mit der Frage „Was erschreckt Dich am meisten“ zwei laszive Posen zur Auswahl anbietet, fiel dem Golfprofi folgende Antwort ein: „Wind into from the left with water right and a string of anal beads up the left.“ Übersetzen dürfen Sie sich das selbst …
Wind into from the left with water right and a string of anal beads up the left.
— Eddie Pepperell (@PepperellEddie) 5. August 2019