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Sky-Golfübertragung – Wo sind die Emotionen?

04. Okt. 2012 von Thomas Holländer in Köln, Deutschland

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Medinah, Chicago - Nach einer beispiellosen Aufholjagd hat das europäische Team plötzlich mit Martin Kaymers entscheidendem Putt an der 18 die Chance auf den Sieg. Martin Kaymer steht vor dem wichtigsten Putt seiner Karriere. Gerade beim Ryder Cup hat sich gezeigt, wie sehr der deutsche Zuschauer vor dem TV mitfiebern kann - oder besser: könnte.

Denn trotz allerhöchster Dramatik wollte der Funke nicht so recht überspringen. Wie denn auch, wenn der Kommentator sich anhört,  als würde er das alljährliche Waderslohener Schubkarrenrennen kommentieren und nicht eines der größten Sportevents der Welt. Das stieß nicht nur Martin Kaymer sauer auf. Bei der Betrachtung der Wiederholung störte ihn vor allem die fehlenden Emotionen des Kommentators: "Ich verstehe es einfach nicht. Hier passiert etwas so Großartiges und manche Leute wollen das einfach nicht begreifen, das macht mich traurig."

Ist Golf zu langweilig?

Dass Golf von der breiten Masse als langweilig empfunden wird, liegt wohl am vergleichsweise langsamen Tempo, der Zurückhaltung des Publikums und nicht zuletzt der Monotonie des Kommentators. Was fehlt der Berichterstattung, was kommt nicht beim Zuschauer an? Die absolute Anspannung beim Athleten, die Angst vor dem entscheidenen Fehler, die Taktik, all diese Punkte gehen auf dem Weg vom Platz bis ins Wohnzimmer der Fans verloren. Gerade durch diese Elemente gewinnt Golf  doch seine Anziehungskraft und Spannung. Doch die deutsche Golf-Kommentatoren-Zunft schafft es nicht, diese adäquat weiterzugeben. Weitestgehend emotionslos, nüchtern, trocken analysieren die deutschen Experten das Geschehen auf den Fairways. Seinen entscheidenden Putt empfand Kaymer nach Schema F kommentiert: "Wir sind am 18. Grün. Martin Kaymer steht dort und hat einen wichtigen Putt vor sich. Oh ja, er ist drin, schön, große Freude."

Balance zwischen Analyse und Emotionen

Wichtig ist hierbei die Balance zu finden Leidenschaft zu vermitteln ohne in Phrasen und in Nichtigkeiten abzudriften. Denn auch beim Golf möchte keiner Phrasen ohne Inhalt hören.

Der Sportkommentator ist auch immer stückweit Botschafter des Sports. Er kann mit seinem Engagement Fans und Anhänger begeistern und neue manchmal sogar neue Fans hinzugewinnen. Doch auch hier attestiert Kaymer den deutschen Reportern Versagen: "Ich war sehr stolz auf mich und habe gehofft, mit meinem entscheidenden Putt Golf ein wenig populärer in Deutschland zu machen. Sky hätte so viel daraus machen können, doch leider haben sie diese Chance verpasst, was sehr traurig ist."

Briten und Amerikaner mit mehr Feuer

Zur Verteidigung kann argumentiert werden, dass Golf Events deutlich länger andauern als manch andere Sportveranstaltungen. Dementsprechend sind diese langwierigen Golf-Matches auch anstrengend für die Kommentatoren. Jedoch schaffen es beispielsweise die amerikanischen oder britischen Reporter auch über einen längeren Zeitraum hinweg Emotionen und Leidenschaft beim Zuschauer zu wecken und zu übertragen.

Sportreportage ist nun einmal mehr als nur bloßes Beschreiben des Geschehens. Es geht um Emotionen, Leidenschaft und Liebe zum Spiel.

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