Manchmal ist es nicht ganz einfach mit den Golf-Profis. Medien sollen über alles Wichtige berichten, ihre Leser so gut es geht informieren. Über den Tiger-Sergio-Zwist haben wir informiert, uns zugegebenermaßen auch ein bisschen darüber amüsiert, was zwei erwachsene Golf- und Medienprofis da vor laufender Kamera veranstalten. Dieses Mal waren wir perplex.
Wir haben uns gut überlegt und schließlich entschieden, dass wir nicht wiederholen, was Sergio Garcia über Tiger Woods gesagt hat. Es ist infantil und geschmacklos, keineswegs witzig und in keiner Weise wert, wiederholt zu werden. Deshalb lassen wir es einfach sein.
Ernüchterung pur
Eines möchten wir aber nicht versäumen: Sergio Garcia hat sich in aller Öffentlichkeit einen rassistischen Witz auf Tiger Woods' Kosten erlaubt und damit nicht nur uns unheimlich ernüchtert. Garcia ist zwar leider nicht der erste Golfer, der sich von oben herab feindselige Äußerungen leistet. Erschreckend ist aber, dass hier ein junger Mensch gesprochen hat, jemand aus einer Generation, zu der wir auch gehören und von der wir alle hoffen, dass sie es besser weiß.
Der Sympathieträger haut unter die Gürtellinie
Wie enttäuschend muss Garcias Spruch für seine Fans sein? Der Spanier ist ein Sympathieträger, er gilt als emotionaler aber fairer Spieler. Nach seinem Zwist mit Tiger bei der Players Championship steigt er nun in jenen Ring zurück, aus dem er nach den letzten zwei Wochen als gefühlter Gewinner hervorgegangen war und lässt sich - zwei Wochen später - von einem Journalisten zu einer Retourkutsche hinreißen. Ein flotter Spruch sollte es werden, ein Amüsement über Tiger Woods und wahrscheinlich gackerten auch einige Beteiligte an Sergios Tisch. Aber jetzt gibt's vor allem viel, viel Ärger.
Denn der eingeladene Journalist vom Guardian hat Sergios Äußerung natürlich nicht für sich behalten, sondern es direkt veröffentlicht. Ob degradierende Sprüche wirklich verbreitet werden und soviel Aufmerksamkeit bekommen sollten, darüber lässt sich an anderer Stelle diskutieren. Garcia hat es aber nach dem ersten Empörungssturm dazu bewegt, sich zu entschuldigen und einzuräumen, dass es nicht rassistisch gemeint gewesen sei. Geschenkt. De facto ist es aber egal, wie es gemeint war, denn wem etwas derart Beleidigendes auf der Zunge liegt, muss anfangen nachzudenken.
@TigerWoods: So wird's gemacht.
Derjenige, von dem man sich in dieser Geschichte ein Scheibchen abschneiden kann, ist Tiger Woods. Statt zurückzufauchen oder zu schweigen hat Woods wissen lassen, dass er die Bemerkung geschmacklos fand, dass die Entschuldigung aber "bestimmt ernst gemeint war" und er jetzt wieder über Golf reden möchte. Hundertprozent deeskalierend. Liebe Leute, wenn mal jemand zankt: So wird's gemacht.