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Profisport Herren

Geht der Wiege des Golfsports der Nachwuchs aus?

16. Dez. 2014 von Jacqueline Sauer in Köln, Deutschland

Schottland Golf Krise Nachwuchs

Jahrhunderte der Golfgeschichte auf malerischen Linkskursen - so kennt man Golf in Schottland. Doch die Wiege des Golfsports sieht sich einer Krise gegenüber. (Foto: Getty)

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Schottland gilt gemeinhin als die Wiege des Golfsports, aber die Nation auf der Insel hat ein beträchtliches Problem: Ihr geht der Nachwuchs aus. Nicht nur die schottischen Tourspieler werden älter, es kränkelt vor allem an der Basis. Golfclubs kämpfen um ihr finanzielles Überleben, einige von ihnen müssen die Pforten schließen.

Historische Golfplätze von Schottland am Limit

Schottland hat nach wie vor die höchste Golfplatzdichte im Verhältnis zur Bevölkerung. 2013 kam auf 9.800 Einwohner ein Golfplatz. Zum Vergleich: In Deutschland gab es zum selben Zeitpunkt je einen Platz auf 114.000 Menschen. Noch immer gibt es in Schottland mehr als 500 Golfplätze für eine Bevölkerung von etwa 5,3 Millionen Menschen. Trotzdem durchlebt der Golfsport dort ein Tief: Als am Ende des vergangenen Jahres mit Lothianburn und Torphin Hill zwei historische schottische Clubs aufgrund von Mitgliedermangel schließen mussten und damit nicht die Ersten waren, prophezeite Hamish Grey, Geschäftsführer der Scottish Golf Union (SGU), bereits weitere Schließungen in Zukunft.

Ohne aktive Nachwuchsförderung wäre die Bilanz noch bitterer. "Wir wären in einer noch viel schlechteren Position ohne ClubGolf", gibt Grey zu. Bei ClubGolf handelt es sich um eine schottische Initiative zur Nachwuchsförderung, die jungen Schotten das Golfspiel nahebringen will. Die Zahlen der jungen Golfer überwögen in Clubs, die ClubGolf fördern, enorm. 50 Prozent der Jungs und 61 Prozent der Mädchen begännen auf diesem Wege mit dem Golf. Aus Nachwuchssicht klingt das erstmal nicht schlecht.

Trotzdem müssen die schottischen Clubs seit 2006 mit ansehen, wie ihre Mitglieder schwinden. Die Abnahme der Mitgliederzahlen schreibt Grey vor allem dem enormen Freizeitangebot zu, das potenziellen Golfern geboten wird: "Es gibt mehr Wahlmöglichkeiten als je zuvor, nicht nur was man machen möchte, sondern auch wie. Die Leute sind wählerischer." Damit sieht sich Schottland der gleichen Problematik gegenüber wie Europa und die USA. 

Scott Jamieson jüngster Schotte auf der Tour

Auch im Profilager sieht es aus schottischer Sicht vergleichsweise düster aus. Kein einziger schottischer Golfer hat sich 2014 eine Karte für die laufende European-Tour-Saison erspielt, weder bei der Qualifying School noch auf der Challenge Tour waren die Insulaner in diesem Jahr erfolgreich genug. "The Scotsman" spricht sogar von der "schlimmsten Enttäuschung im professionellen Golf" seit der Open Championship 2006, wo es von vier teilnehmenden Schotten keiner ins Wochenende geschafft hatte.

Mit acht schottischen Spielern werden in dieser Saison drei weniger auf der European Tour vertreten sein als noch im Vorjahr. Das schottische Oktett besteht aus Paul Lawrie, Stephen Gallacher, David Drysdale, Craig Lee, Chris Doak, Marc Warren, Richie Ramsay und - mit 31 Jahren dem Jüngsten von ihnen - Scott Jamieson. Dahinter fehlt eine ganze Generation potenzieller, junger Tourspieler. Die große Frage, die sich Schottland stellt, ist: Wo sind sie?

Der Nachwuchs ist da, aber er stolpert

Immerhin gab es in den vergangenen Jahren eine Reihe vielversprechender Amateure aus dem "Home of Golf", allerdings konnte sich keiner von ihnen nach dem Wechsel ins Profilager durchsetzen. So haben beispielsweise Michael Stewart und James Byrne, beide früher starke Amateurspieler, Probleme Fuß zu fassen, seit sie den Schritt zum professionellen Golf gewagt haben.

Oder aber der Sprung in die Spitzentour gelingt, nur um sich danach wieder verabschieden zu müssen, so wie Scott Henry. Für Henry, der vor zwei Jahren schon einmal auf der europäischen Flagschiff-Tour vertreten gewesen war, war die European-Tour-Karte 2014 bereits wieder in greifbare Nähe gerückt, als er es bei der Madeira Islands Open ins Playoff schaffte. Die zweite Hälfte seiner Challenge-Tour-Saison fiel dann allerdings so mies aus, dass er auch das nächste Jahr auf der Zweitligistentour verbringen wird.

Im internationalen Vergleich bleibt zu beachten, dass Schottland aber mit acht Spielern auf der European Tour überdurchschnittlich gut aufgestellt ist. Der deutsche Profisport beispielsweise freut sich, im nächsten Jahr fünf deutsche Spieler dort zu haben. Während allerdings unter den Deutschen zu Beginn des neuen Jahres immerhin noch drei unter 30 Jahren sein werden, kann das von ihren schottischen Kollegen keiner mehr von sich behaupten. Was also fehlt, ist eine erfolgreiche Jugend; was gebraucht wird, mehr junges Interesse am Golf. Damit allerdings steht Schottland bei Weitem nicht alleine.

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