Der Wandel des Golfsports ist in aller Munde. Der gesellschaftliche Wandel beeinflusst die Bedürfnisse auf dem Golfmarkt und in den Golfclubs selbst. Bei Golf Post lesen Sie wie sich Golfclubs den Sport in Zukunft vorstellen. So einzigartig wie jeder Club, sind auch die Ansätze zur Bewältigung der kommenden Aufgaben. Die Betreiber der unterschiedlichsten Golfplätze im Gespräch mit Golf Post, dem Digitalen Zuhause für Golfer.
Golf Club Schloß Frauenthal
Zwischen Graz und der südsteirischen Weinstraße eröffnete 1988 der GC Schloß Frauenthal, der rund um das Renaissance-Schloss Frauenthal gebaut ist. Mit der Gesamtlänge von 5.576 Metern gehört die Anlage nicht zu den längsten Plätzen Österreichs aber zu den außergewöhnlichsten. Kaum ein anderer Platz verändert sein Gesicht von Front zu Back Nine so deutlich. Während die ersten neun Löcher der Par 72 Anlage im Parkland Stil durch den ebenen Schloßpark führen, zeigen sich die zweiten neun Löcher im Woodland Stil und führen durch einen hügeligen Mischwald. In manchen Foren wird die Runde ab dem elften Loch augenzwinkernd „für Bergsteiger“ empfohlen. Generell ist der Platz sportlich. Jedoch ist nicht Länge, sondern Spielpräzision gefragt.
„Dass Präzision und Flexibilität bei uns wichtig ist, zeigt sich gut an unserem elften Loch. Neben den Problemen, die ein Inselgrün nun mal mit sich bringt, habe ich keinen wirklich passenden Schläger bei dieser Länge für meinen Schwung“, erklärt Dr. Georg Breisach, Präsident und Geschäftsführer des GC Schloß Frauenthal in Personalunion. Die Bahn 11 ist mit 88 das kürzeste Loch des Platzes und kann durch das Inselgrün und seine Lage an Schloss und Clubhaus als „Signature Hole“ bezeichnet werden. Breisach empfiehlt sich zwischen einem Dreiviertel-Sandwedge und einem halben Pitchingwedge zu entscheiden. E r muss es wissen, denn er entwarf den Platz gemeinsam mit Michael Pinner, der als Golfplatzdesigner in Italien, Deutschland und vor allem Österreich tätig ist.
Breisach kam vom Aufschlag zum Abschlag: „Ich habe früher recht hochklassig Tennis gespielt. Als meine Schulter den Aufschlag unmöglich machte, konzentrierte ich mich voll auf Golf “, erklärt der studierte Mediziner, der als Kinderarzt, Intensivmediziner und Neonatologe tätig war. „In der Umgebung gab es keinen Golfplatz. Ich dachte mir, da baue ich selber einen“, Breisach war damals 39 Jahre alt.
Nachdem ein Investor gefunden und die lokale Politik begeistert und mit dem Renaissance-Schloss eine einmalige Lage gesichert war, investierte man fünf Millionen Schilling in einen 9-Loch-Platz. „Man muss noch sehr viel Lehrgeld hinzurechnen“, so Breisach, „ich habe einen Golfplatz gebaut ohne ein richtiger Golfer zu sein. Im Vergleich wusste ich damals nichts über den Golfplatzbau.“ Insgesamt habe es 15 Jahre gebraucht, bis er mit dem nunmehr 18 Löcher fassenden Platz zufrieden war. Der GC Schloß Frauenthal hat heute 630 Mitglieder.
Breisach ist seit 31 Jahren im Geschäft. Seine persönlichen Anfänge im Golf fallen also in die Zeit des Golf-Booms, in die auch Bernhard Langers Sieg in Augusta fällt. „Manche sagen, es lag an Langer, dass Golf populär wurde. Aber mit Kaymer kam jüngst kein Zuwachs. Vielleicht liegt es nicht am Golf und junge Leute begeistern sich generell nicht mehr für Sportgrößen. Immerhin kommt durch Zverev auch kein Tennis-Boom mehr wie durch Becker und Graf damals.“
Als Breisach seine Anlage in Angriff nahm gingen die Experten von einer mit Schweden, Großbritannien oder den USA vergleichbaren Steigung der Golfbegeisterung in Österreich und Deutschland aus. „Aber dort hat man Golf in Schul- und Hochschulprogramme aufgenommen. Dort gibt es Leistungsgruppen, die sich bereits im schulischen Kontext mit Golf befassen. Bei uns kommt hingegen keiner nach“, so Breisach. Sein Klientel sei 50-jährig. Auch vor 30 Jahren seien die Anfänger 50-jährig gewesen, so dass sie heute langsam aber sicher altersbedingt ausscheiden würden.
Golfanlagen lange wie Burgen abgeriegelt
Der GC Schloß Frauenthal hat selbständig Kooperationen mit Schulen in der Umgebung gesucht. Nachhaltig seien die AGs oder Projektwochen aber nicht. „Keiner bleibt als Mitglied und golft weiter“, erklärt Breisach. Es ginge darum Vorurteile abzubauen und eine Bindung zum Spiel herzustellen. Seiner Erfahrung nach funktioniere dies nur, wenn die Eltern oder Großeltern bereits golfen. „Wir, und damit meine ich alle im Golf, haben den Fehler gemacht unsere Anlagen lange wie Burgen abzuriegeln. Vier Meter hohe Zäune und Tore. Kein Wunder, dass uns niemand nahe kommt und keine Spieler nachkommen. Wir sind selber schuld. Wir haben eine Politik der Abschottung betrieben und hätten eine Willkommenskultur pflegen sollen.“
Nun wolle man seit Jahrzehnten weg vom elitären Image: „Das Marketing des österreichischen Golfverbands engagierte einen Berater, der sprachlos war als wir unser Anliegen vortrugen. Er meinte, dass er seit 40 Jahren tätig sei und immer wollten alle zur Elite gehören und eben nicht davon weg“, so beschreibt Breisach, der lange Jahre im ÖGV tätig war, die Situation, in der sich Golf in Österreich und Deutschland befindet.
Ein Durchschnittsgolfer in Österreich und Deutschland mache zwischen 18 und 50 Jahren eine Pause: „Nach der Schule kommt Studium und Arbeitseinstieg, dann Karriere, dann die eigenen Kinder und dann irgendwann hat man wieder Zeit für Golf“, so Breisach. In dieser Lücke die Bindung zum Golf zu erhalten sei nur durch die Familie möglich. „Golf ich nicht cool und erfordert viel Übung bis es Spaß macht. Das macht die Einsteigerbindung schwer. Aber wenn ich eine Lösung für dieses Problem hätte, wäre ich ein reicher Mann.“
Richtige Golfer spielen nur Golf
Trotzdem versucht der GC Schloß Frauenthal viel, um Akquise und Bindung zu verbessern. Das Sekretariat wird in Sachen „Willkommenskultur“ geschult. Kürzere Runden in After-Business oder Early-Bird-Turnieren werden angeboten. Neuen Mitgliedern werden Golfpaten zur Seite gestellt. Der Platz wird vereinfacht. Allein die Auswirkungen auf die Mitgliederzahl seien kaum zu erkennen.
Ein sich wandelnder Arbeitsmarkt und eine veränderte Freizeitkultur lässt Breisach als Erklärung nicht gelten. „Zeitprobleme sind fadenscheinig. Richtige Golfer spielen nur Golf. Diversifizierte Freizeitkultur ist nichts für sie. Wie möchte man sonst sein Handicap herunterspielen?“, fragt sich Breisach. Golf-Gaming-Crossover wie Toptracer Range seien Belustigungsevents und nicht die Zukunft: „Leute, die dieses Spiel mögen, wirst du nicht auf den Golfplatz bringen.“ Auch die zentralen Programme wie „Golf und Gesundheit“ zögen keine neuen Golfer an: „Die Statistiken zeigen, dass Golfer länger leben. Und als Golfer ist das nett zu lesen aber es fängt doch niemand mit Golf an, um länger zu leben.“
Eine katastrophale Entwicklung ist für Breisach der Preisverfall: „Viele Clubs verramschen ihre Mitgliedschaft und das Greenfee geradezu“, beklagt er. Auf diese Weise bleibe fast nichts für Platzpflege übrig.
Totengräber der Golfindustrie
„Und dann gibt es noch die Totengräber der Golfindustrie, die bankrotte Anlagen kaufen und weiterbetreiben in dem sie an manchen Stellen draufzahlen“, bewertet Breisach die Golfverbünde der letzten Jahre. Auf diese Weise werde der Markt verzerrt. Diejenigen, die sich eigentlich behaupten würden, kämen in Schwierigkeiten. „Ein ökonomisches Gesundschrumpfen findet nicht statt, obwohl die Zahlen dazu führen müssten“, so Breisach.
Um den GC Schloß Frauenthal im Markt zu halten und seine Position auszubauen, kann Breisach auf einen Dauerbrenner und ein neues Konzept zurückgreifen. Die Internationalen österreichischen Ehepaarmeisterschaften sind seit fünf Jahren ein Top-Event in Schloß Frauenthal, bei dem die Partner gemeinsam antreten. „Von Jahr zu Jahr wächst die Teilnehmerzahl. 2018 hatten wir am Tag der Siegerehrung bereits 90 Neuanmeldungen für das Turnier 2019“, so Breisach. Insgesamt haben 152 Golfer (76 Paare) aus Österreich, Deutschland, der Schweiz und Irland teilgenommen. „Die Starter reisen oft schon etwas früher an, um sich an den Platz zu gewöhnen. Dabei genießen sie natürlich unsere steirische Toskana“, erklärt Breisach.
Tatsächlich hat das milde Klima der Südsteiermark Auswirkungen auf die dortige Kultur. So trägt eine weitere Idee Breisachs der Region in besonderem Maße Rechnung. „Ein Golfplatz kann nur überleben, wenn er höchste Qualität bietet und ein gutes Restaurant mit guter Weinkarte hat. Denn Golfer sind Genießer“, betont er. Die Idee „Golf und Genuss“ sei schon vor längerer Zeit entwickelt worden. Zusammen mit dem Golf Course Murstätten und den jeweiligen Partnerhotels greift das Konzept auf die Lage an der südsteirischen Schilcherweinstraße zurück: „Wir haben das Glück mit Schilcherwein und Kürbiskernen gleich zwei Besonderheiten vor Ort zu produzieren, die diese Region einmalig machen.“
Die Idee ist touristisch nachhaltig, weil nicht nur die Golfclubs, sondern auch die Region gastronomisch und kulturell profitiert. Vier Restaurants, die teils seit über 100 Jahren als Gaststätten im Familienbetrieb sind, sechs Buschenschenken sowie lokale Kultureinrichtugen und regionale Manufakturen sind Teil des steirischen Golfkonzepts.