Am Anfang der Saison 2020 ahnte noch keiner, wie es um Sophia Popovs Profi-Karriere am Ende des Jahres stehen würde. Doch die in Boston geborene und im badischen Weingarten aufgewachsene Sophia Popov überraschte alle.
Noch 2019 sah es so aus, als würde Popovs Karriere sich ihrem Ende nähern: Aufgrund ihrer lange nicht diagnostizierten Lyme-Borreliose plante sie bereits das Karriereende, hatte sie doch viele sportliche Rückschläge zu beklagen. Doch nach etlichen Arztbesuchen fand man die Ursache ihres Gewichtsverlustes und Popov sagt mittlerweile, sie habe ihr Krankheit gut im Griff.
Guter Start in 2020
Sie selbst hätte sicher nicht erwartet, dass ein Jahr in dem die großen Touren über Monate still stehen, zu ihrem Jahr werden würde. Der Startschuss für das unglaubliche Golfjahr von Sophia Popov ertönte bei ihrem ersten Profi-Sieg auf der Cactus Tour im April. Während LPGA- und Ladies European Tour pausierten, ließ Popov Sieg zwei und drei auf der Mini-Tour folgen.
Danach ging es für Popov auf der LPGA Tour und Symetra Tour weiter. Sie erreichte zwei Platzierungen unter den Top 30 auf der Symetra Tour, bei der Florida's Natural Charity Classic und der Firekeepers Casino Hotel Championship. Diese Leistung toppte sie nochmals bei der Marathon LPGA Classic, dort wurde sie geteilte Neunte.
Major-Märchen von Sophia Popov wird wahr
Drei Wochen vor ihrem bislang größten Triumph trug Sophia noch die Tasche einer Freundin Ann van Dam beim LPGA Tour Restart, statt zu spielen. Bis wenige Tage vor Turnierstart stand das Major nicht mal auf ihrem Plan. Erst durch ihre Platzierung als T2 bei der Founders Tribute auf der Symetra Tour sicherte sie sich den Startplatz bei der Women's Open. Keine Ausgangslage, bei der man zum engen Favoritenkreis gehört und somit überraschte Popov mit ihrem Sieg bei der Women's Open nicht nur die Golffans sondern auch sich selbst. Sie schrieb damit gleich zwei Mal Geschichte: Als erste deutsche Major-Siegerin und auch die erste Spielerin, die von außerhalb der Top 300 der Weltrangliste, ein Major-Turnier gewinnen konnte.
Danach ging es für Popov auf der LPGA Tour weiter. Die Cambia Portland Classic schloss sie auf dem geteilten 24. Platz ab und auch bei der Shoprite LPGA Classic schaffte sie den Cut und einen geteilten 43. Platz. Die KPMG Women's PGA Championship brachte ihr eine weitere Platzierung in den Top 25 ein. Ein Highlight war sicherlich der geteilte 15. Rang bei der Pelican Women's Championship im November. Und auch beim letzten Major der Saison schaffte sie den Cut. Als geteilte 50. schloss sie ihr letztes Turnier in der Saison 2020 ab. Insgesamt spielte sie seit ihrem Major-Sieg neun LPGA-Tour-Turniere und schaffte bei allen neun den Cut. Eine sehr gute Leistung für die ehemals 304. der Damen-Weltrangliste. Mittlerweile ist sie weit vorne zu finden. Nach der US Women's Open lag sie auf dem 26. Platz und ist damit derzeit Deutschlands beste Golferin.
LPGA Regel-Wirrwarr
Sophia Popovs Saison entspring fast schon einem Märchen, aber jedes Märchen hat auch seine Schattenseiten. So auch das von Sophia Popov. Sie gewann zwar die Women's Open, allerdings hatte sie zu diesem Zeitpunkt keine LPGA-Tour-Karte - ein Fall der nicht besonders häufig vorkommt. Dass sie aus diesem Grund aber nicht die vollen Vorzüge wird genießen können, wie andere Majorsiegerinnen auf der LPGA Tour, empfanden viele als ungerecht und äußerten sich in den Sozialen Medien entsprechend. Stars wie Ian Poulter und Tommy Fleedwood gaben ihre Unterstützung kund. Beispielsweise erhielt Popov keine Spielberechtigung für fünf Jahre, sondern nur bis zum Ende der Saison 2021. Zudem konnten ihr die Ranglistenpunkte für den Majorsieg nicht angerechnet werden, da sie zu diesem Zeitpunkt noch kein Mitglied der LPGA Tour war. Daher verpasst sie die Teilnahme im Saisonfinale der LPGA Tour, inoffiziell hätten die Punkte jedoch ausgereicht um sie für die CME Group Tour Championship zu qualifizieren.
Sophia Popov blickt trotzdem positiv ins nächste Jahr. "Ich habe das Vertrauen in mich und meine Fähigkeit, meinen Status auf der LPGA Tour festigen und meine Fähigkeiten verbessern zu können", sagte die erste deutsche Majorsiegerin.
Ein wirkliches Feuerwerk an Siegen zu Beginn der Saison, gefolgt von neun geschafften Cuts in Folge und gekrönt vom ersten Major-Sieg.