Jeder Golffan, der schon mal ein Profi-Golfturnier besucht hat, kennt das Problem: Wie finde ich den Spieler oder die Spielerin, den oder die ich gerne sehen möchte? Also versucht man zu rechnen. Spieler X ist um 11:30 Uhr gestartet, also müsste er jetzt an Loch 5 sein und wenn ich jetzt in Richtung Loch 7 losgehe, treffe ich seinen Flight vielleicht dort. Aber gehe ich zum Abschlag oder doch besser direkt zum Grün?
Die Lösung dafür kommt aus einem Hamburger Start-up-Unternehmen. Hendrik Finger und Christian Szczensny haben die EventHub GmbH gegründet und einen Player Locator entwickelt, der Zuschauerinnen und Zuschauern nicht nur sagt, wo sich welche Spielerinnen und Spieler gerade befinden, sondern auch alle anderen relevanten Orte auf einem Event-Gelände anzeigt. Mit ihrem Produkt haben sie es in kürzester Zeit sogar bis zum Ryder Cup geschafft.
Der Player Locator - DIE Lösung für eines der größten Fanprobleme
"Ich war immer schon auf der Suche nach digitalen Lösungen für Events un Veranstaltungen", sagt Hendrik, der bei Ucom Media über zehn Jahre lang Erfahrungen mit Golfevents und Fernsehübertragungen gesammelt hat. "Wir waren immer sehr kleine Teams mit viel zu vielen Aufgaben. Bei Sportveranstaltungen hat man eine große Reichweite übers Fernsehen, man hat eine gewisse Besucheranzahl, aber man hat keine wirkliche Datenlage darüber, wie sich die Leute über das Gelände bewegen." Da kommt sein Partner Christian ins Spiel, der aus der IT Branche kommt. Die beiden haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Event-Welt zu digitalisieren.
Das erste große Projekt: Ein Player Locator, der das oben beschriebene Fanproblem lösen soll. Ein AI-basierter Algorithmus rechnet aus, wo sich jeder Spieler zu jeder Zeit befindet. "Wir testen das jetzt schon in über 100 Events", erklärt Hendrik. "Wir spielen Replays von alten Veranstaltungen durch, sammeln die Daten und das System lernt mit jeder neuen Situation dazu. Quasi 'selbstlernende künstliche Intelligenz', wie es heute so schön heißt. Das System adaptiert sich an die Bedingungen und wir können sehr gut simulieren, wie dieses Golfturnier verläuft. Es fließen mehrere hundert Datenpunkte ein, von historischen Daten über Livedaten bis zu Projektionsdaten. Wie eine Gruppe sich verhält hat Auswirkungen auf die Gruppen danach. Das spielt sich alles in einem kleinen Universum ab."
Die Position der Golferinnen und Golfer ist aber nur ein Aspekt des Player Locators, der noch viel mehr kann. Zusätzlich informiert die interaktive Karte über alle "Points of Interest": Essen, Getränke, Toiletten, Erste Hilfe, aber auch Tribünen sind alle in der Karte zu finden. Und damit man als Fan nichts verpasst, was auf den anderen Löchern vor sich geht, werden Videohighlights von anderem Plattformen, zum Beispiel X (ehemals Twitter), direkt in der Karte am zugehörigen Loch angezeigt. "Ich möchte zu Rory auf Bahn 8, auf dem Weg dahin komme ich an zwei Bierständen vorbei und das Leben ist schön", fast Hendrik die Vorteile für die Nutzer zusammen. "Und wir sind das einzige Tool, das online und onsite verbindet, das heißt, wir verbinden die Zuschauerschaft vor Ort und die, die zu Hause das Leaderboard nutzt und jetzt ein interaktiveres Erlebnis des Turniers hat."
Außerdem ist das ganze so gebaut, dass nichts runtergeladen werden muss und sich für den Veranstalter flexibel integrieren lässt, ob in eine bestehende App, in ein Leaderboard oder auf die Seite des Sponsors und das in unterschiedlichen Farben und Sprachen. Ein Pluspunkt, wenn es darum ging, Profitouren von dem Produkt zu überzeugen.
Nächster Halt: Solheim Cup & Ryder Cup
Den ersten Testlauf bekam der Player Locator bei Ladies European Tour in Spanien. Er sollte sich bei Veranstaltungen mit kleinem Zuschauervolumen beweisen, mit einem deutlich größeren Event als Ziel: Der Solheim Cup. Hendrik erinnert sich: "Nachdem wir das LET-Finale im letzten Jahr auch erfolgreich bewältigt haben, kam dann die Zusagen für den Solheim Cup."
"Für den Solheim Cup auf der Finca Cortesin haben wir gemeinsam neue Funktionen entwickelt, damit die Fans den größten Solheim Cup unter der Sonne erleben können", erklärt Inigo Aramburu, Turnierdirektor des Solheim Cups 2023. Und auch Turnierdirektorin Alicia Garrido betont: "Wir teilen die Idee, Veranstaltungen auf die nächste Stufe zu heben. Hendrik und Christians Technologie und ihr frischer und einzigartiger Ansatz zur Verbesserung des Veranstaltungserlebnisses für die Fans sowohl vor Ort als auch außerhalb des Stadions sind ein Wendepunkt."
Parallel zur Solheim-Cup-Zusage habe es auch eine Anfrage der DP World Tour gegeben. Denn auch für die europäische Profitour der Herren sei das Thema Spielerpositionen eines, dessen sie sich schon lange bewusst gewesen sei, es aber bis dahin noch nicht hatte lösen können. Das erste Mal kam der Player Locator auf der Tour, nicht ganz zufällig, bei der Italian Open im Mai 2023 zum Einsatz, zumindest für einen internen Test. "Das hat sehr gut funktioniert und es gab viele staunende Augen, wenn man dann auf dem Platz steht und der Flight kommt auf dem Handy angelaufen. Das ist der Effekt, den wir überall haben", erklärt Hendrik. Man habe sich auf eine Tesperiode geeinigt, aber mittlerweile seit der Player Locator schon vollintegriert und bei allen Rolex-Series-Events im Einsatz, sowie bei den von der DP World Tour selbst veranstalteten Events.
Die Tour war so begeistert, dass die EventHub GmbH schließlich auch die Zusagen für den Ryder Cup erhielt. So können die 280.000 Zuschauer, die in dieser Woche vor Ort im Marco Simone Golf & Country Club erwartet werden, jederzeit verfolgen, welches Match sich gerade an welchem Loch befindet und wie der aktuelle Stand ist. "Ihr innovativer algorithmischer Ansatz zur Spielerortung setzt neue Maßstäbe und bietet eine präzise Echtzeit-Perspektive auf das Geschehen auf dem Platz.", erklärt Michael Cole, Chief Technology Officer & Executive Leadership Team DP World Tour & Ryder Cup. "Was ihren Player Locator wirklich auszeichnet, ist die nahtlose Erfahrung, die er unseren Zuschauern vor Ort bietet. Ein entscheidender Vorteil ist, dass die interaktive Karte, die Hendrik und Christian zur Verfügung stellen, sich mühelos in unsere App und Website integrieren lässt und es uns gleichzeitig ermöglicht, alle unsere Veranstaltungen mit einer maßgeschneiderten Anpassung und Lokalisierung zu versehen, um ein maßgeschneidertes Erlebnis für unser globales Publikum zu gewährleisten. Wir sind begeistert von möglichen neuen Entwicklungen und Innovationen, die die Art und Weise, wie Fans sich mit Golf beschäftigen, neu definieren werden."
Voraussetzung ist natürlich, dass eine Internet-Verbindung vorhanden ist, um die Karte zu laden - eine manchmal begrenzte Ressource, gerade auf Golfplätzen. Hendrik versichert, dass der Player Locator auf den mobilen Verbrauch optimiert sei. Es brauche zwar zum ersten Aufrufen eine gute Internetverbindung, die folgenden Datenupdates seien aber sehr klein. "Wir hatten letztes Jahr in Spanien ein sehr gutes Testobjekt, das lag in einem Tal mit einem strich 3G und es war trotzdem möglich, Videocontent zu verfolgen." Man glaube aber auch daran, dass die Infrastruktur eher besser als schlechter werden würde.
Interaktive Karten bieten digitale Lösung für viele Events
Doch auch über den Golfsport hinaus sind Einsatzmöglichkeiten für die interaktive Map denkbar. Anfragen aus der Welt des Tennis, aber auch Resorts sind schon bei Hendrik und Christian eingegangen. Vergnügungsparks oder Stadtfeste sind auch denkbare Einsatzorte. "Für diese großen Veranstaltungsgelände gibt es schon einzelne Lösungen, aber es ist nie ganzheitlich, irgendetwas fehlt immer." Hendrik und Christian haben es sich zur Aufgabe gemacht, diese Ansätze "zu Ende zu denken". Das ganze soll auch bei Auf- und Abbau einsetzbar sein, zur Organisation von Anlieferern und Freiwilligen. Hendrik kann sich vorstellen, die Karte auch für unterschiedliche Besuchergruppen zu individualisieren und auch bei der Bewerbung von Veranstaltungen gibt es Ansätze, die das noch junge Unternehmen abdecken will.
Das Ziel ist zu verstehen, wie und über welche Kampagnen Zuschauer auf Events stoßen und wie sie sich vor Ort unterschiedlich verhalten. Die gesammelten Daten werden DSGVO-konform gespeichert und sollen helfen, das Zuschauererlebnis zu vereinfachen.
Die Einsatz- und Entwicklungsmöglichkeiten für das Produkt sind endlos. "Das ist das spannende an einem Start-up. Man sieht in welche Richtungen sich das entwickeln kann. Wir sind mega stolz darauf, dass es so schnell ging mit den Großveranstaltungen. Solheim Cup und Ryder Cup direkt hintereinander, das kann man sich nicht erträumen."