Ryder-Cup-Legende Ian Woosnam: „Ich glaube, wir verzetteln uns manchmal zu sehr“

Apes Hill Barbados hat sich seit der Ankunft des kanadischen Investors Glenn Chamandy im Jahr 2019 zu einem der meistdiskutierten Golfprojekte entwickelt. Ein neu gestalteter Golfplatz, der von dem berühmten Architekten Ron Kirby entworfen wurde, eine wachsende und luxuriöse Immobiliengemeinschaft, das Weltklasse-Leistungszentrum und ein in der Entwicklung befindlicher Par-3-Platz sind nur einige der Gründe, warum Apes Hill in der karibischen Golfwelt höher denn je aufsteigt.

Nur wenige Golfer kennen Barbados besser als Apes Hill-Botschafter Ian Woosnam. Der Waliser ist seit dem Kauf eines Anwesens im Jahr 1995 Stammgast auf der Insel, wo er den Winter verbringt, um sich vor Saisonbeginn zu erholen. Woosnam, der immer noch auf der Legends Tour spielt, hat die Entwicklung von Apes Hill genau verfolgt.

Auch mit Ryder Cups kennt er sich aus, hat er doch im Laufe seiner herausragenden Karriere vier als Spieler und einen als Kapitän gewonnen.

Vor dem Showdown diesen Monat in Rom haben wir uns mit "Woosie" zusammengesetzt, um über Apes Hill, den Ryder Cup und seine lebenslange Liebesbeziehung zu Barbados zu sprechen...

Ian Woosnam über den Ryder Cup 2023

Ian, der Ryder Cup ist nur noch zwei Wochen entfernt. Was denken Sie über das Ereignis und wie sehen Sie die Entwicklung?
Ian Woosnam: Es ist schwer zu sagen, aber der Heimvorteil wird wirklich eine Rolle spielen. Europa hat 2021 in Whistling Straights gegen ein großartiges amerikanisches Team gespielt, und sie schienen nie richtig in Fahrt zu kommen, was vielleicht an der mangelnden Unterstützung lag. Aber in diesem Jahr sind die Dinge etwas ausgeglichener, und das Spielen in Europa wird helfen. Außerdem glaube ich, dass einige unserer Spitzenspieler in besserer Form sind. Im Moment ist es also schwer zu sagen. Kann ich sagen, dass es 50:50 ist?

Was ist Ihnen aus Ihrer Zeit als Kapitän besonders in Erinnerung geblieben?
Ian Woosnam: Nun, man muss sich auf sich selbst verlassen können, das ist wirklich wichtig. Ich hatte 2006 ein großartiges Team und wir haben im K-Club souverän gewonnen. Aber man muss trotzdem alles auf die Reihe kriegen und sicherstellen, dass man alles im Griff hat. Meine Wahl des Kapitäns hat mit Lee Westwood anstelle von Thomas Bjorn für Aufregung gesorgt, aber ich hatte keine Zweifel daran, dass er spielen würde, und er hat absolut überzeugt. Ich denke, manchmal muss man die Statistiken beiseite lassen und sich einfach auf sein Bauchgefühl verlassen. Wenn es sich für Sie richtig anfühlt, sollten Sie die Entscheidung treffen und daran festhalten. Ich glaube, wir verzetteln uns manchmal zu sehr in den Statistiken.

Was halten Sie von den 'Captains Picks' von Luke Donald?
Ian Woosnam: Die Picks, selbst als ich 2006 Kapitän war und zwei hatte, werden immer für Aufsehen sorgen, und sechs zu haben, wird einige Köpfe zum Drehen bringen. Ich denke, dass Adrian Meronk unglücklich ist, nicht dabei zu sein. Ich weiß, dass ich gesagt habe, dass man nicht zu viel in Statistiken hineininterpretieren soll, aber seine Statistiken stechen heraus! Er ist in guter, solider Form, scheint ein wirklich gutes Temperament zu haben und, was am wichtigsten ist, er hat in den letzten 16 Monaten dreimal gewonnen, davon einmal am Austragungsort der Veranstaltung in Italien, und 2021 wurde er dort auch Zweiter. Ich kann seine Frustration verstehen. Es ist schwer zu sagen, aber es gibt immer Faktoren im Hintergrund, wenn es um die 'Captains Picks' geht.

Was für Faktoren?
Ian Woosnam: Schlüsselspieler können ein Mitspracherecht haben. Es gibt Spieler, die mit bestimmten Spielern zusammenspielen wollen. 1995 habe ich die automatische Qualifikation verpasst, das war das einzige Mal in meiner Karriere, und ich wurde nicht ausgewählt. Ich belegte den 11. Platz in der Order of Merit, und es gab nur zwei Spieler, die ausgewählt wurden. Jose Maria Olazabal wurde vor mir ausgewählt, und ich bin mir ziemlich sicher, dass das daran lag, dass Seve Ballesteros Ollie dabei haben wollte, damit er mit ihm zusammen spielen konnte. Das ist so eine Sache, bei der die Spieler den Spielführern vorschlagen können, mit wem sie spielen wollen, und der Kapitän kann dann entscheiden, wen er für besser hält. Am Ende habe ich gespielt, weil Ollie eine Fußverletzung hatte und nicht mitspielen konnte. Aber diese Dinge laufen im Hintergrund ab, und sie können alle eine Rolle spielen.

Ian Woosnam und Barbados - Liebe seit 40 Jahren

Sie sind seit kurzem Botschafter für Apes Hill Barbados. Erzählen Sie uns ein wenig über den Platz, der 2022 nach der Neugestaltung durch Ron Kirby wiedereröffnet wurde...
Ian Woosnam: Ich habe die Entwicklung des Platzes von Anfang an miterlebt. Es ist ein spektakuläres Stück Land, und man hat diese unglaublichen Panoramablicke auf den Atlantik und das Karibische Meer. Die Erhebungen sind etwas ganz Besonderes. Es ist einfach eine großartige Anlage, und der Platz macht so viel Spaß und ist für Golfer aller Spielstärken geeignet. Es ist definitiv meine Art von Platz, auf dem man sich in der Umgebung verlieren kann, der aber auch sehr clever ist und einige wunderbare Löcher hat.

Können Sie uns einige der Änderungen erläutern?
Ian Woosnam: Das erste und das zehnte Loch wurden verkürzt, und es wurden viele verschiedene Parzellen auf dem Golfplatz angelegt. Was mir wirklich gut gefällt, ist die Tatsache, dass er so spielbar gemacht wurde, was sehr wichtig ist. Es wurden viele kleine Verbesserungen vorgenommen. Es ist auch kein Ort, an dem man einen Haufen Bälle verlieren wird. Wenn man einen verliert, war es ein wirklich schlechter Schlag. Die Aufweichung der Grüns hat auch ein wenig geholfen. Das zweite Loch wurde zu einem großartigen Risiko-Lohn-Loch gemacht. Und dann ist da noch das 16. Loch, "Cave", das charakteristische Loch, das wohl eines der meistfotografierten Löcher des Platzes ist. Ein Korallenfelsen umarmt das Loch hinter dem Grün und rechts unten befindet sich Wasser. Es ist ein besonderes Par-3, das nach einem weiteren großartigen Abschnitt von 12-15 kommt. Auch das 18. ist spektakulär - Sie werden viel Spaß haben, wenn Sie dieses Loch spielen, das kann ich Ihnen sagen.

Es klingt, als ob Sie dort gerne spielen?
Ian Woosnam: Das tue ich wirklich, aber es ist nicht nur der 18-Loch-Platz - der Ort hat eine ganz besondere Atmosphäre. Es gibt auch einen Neun-Loch-Par-3-Kurzplatz, der sich gerade in der Entwicklung befindet und sich hervorragend zum Üben eignet, sowohl für Familien mit kleinen Kindern als auch für Anfänger. Dann gibt es noch das 19. Grün im Inselstil, das gerade gebaut wird. Hier geht es nur um Spaß!

Und Sie haben dort die Möglichkeit, an Ihrem Spiel zu arbeiten?
Ian Woosnam: Auf jeden Fall. Das Performance & Teaching Centre ist Weltklasse, wohl die beste Anlage ihrer Art in der Karibik. Ich bin mir sicher, dass es die besten Profis anziehen wird, die einen hochmodernen Ort zum Spielen und Trainieren suchen. Wenn Sie zum Beispiel ein amerikanischer Tour-Spieler wären, wäre das ein idealer Ort, um sich für zwei Wochen oder so zu erholen und an Ihrem Spiel zu arbeiten.

Obwohl es sich bei Apes Hill um einen Resort-Platz handelt, hat man das Gefühl, in einem Club zu spielen...
Ian Woosnam: Das ist eines der Dinge, die ich an diesem Platz am meisten mag. Ich habe mich mit dem Director of Golf, Jody Addison, gut angefreundet. Er ist ein wirklich toller Typ, und ich genieße seine Gesellschaft sehr. Ich unterhalte mich auch gerne mit den Mitgliedern, setze mich mit ihnen ins Halfway House und trinke etwas mit ihnen. Ich würde nicht tun, was ich tue, wenn ich nicht gerne über das Spiel sprechen und mich mit gleichgesinnten Golfern unterhalten würde.

Apropos Getränk: Anscheinend kann man nach der Runde ein schönes Glas Rosé im Clubhaus genießen?
Ian Woosnam: Ja, das ist etwas, an dem ich mich vor einigen Jahren beteiligt habe - 'Wines of Golf Legends' von der französischen Weinfirma Peuch & Besse. Einige von uns sind daran beteiligt, aber es werden hoffentlich noch ein paar mehr dazukommen. Wenn ich Ihnen sage, dass es einen neuseeländischen Weißwein von Michael Campbell, einen Rioja von José María Olazábal und einen Tropfen Rotwein von Costantino Rocca gibt, dann haben Sie eine Vorstellung davon. David Frost, Nancy Lopez, Ian Baker-Finch und Jean Van de Velde sind ebenfalls mit von der Partie. Bernhard Langer ist gerade aufgetaucht, und er spielt einen deutschen Weißen! Das ist ein großer Spaß! [Hoffentlich Laura Davies für Champagne]

Wann haben Sie sich in Barbados verliebt?
Ian Woosnam: Meine Liebesaffäre mit der Insel begann vor etwa 40 Jahren. Ich erinnere mich an ein ziemlich gutes Jahr 1982, als ich in der Schweiz gewann, und das Jahr darauf war auch nicht schlecht. Einer der Höhepunkte war die Einladung, beim Robert Sangster Pro Am in Sandy Lane zu spielen. Meine Frau und ich sind hingefahren, und wir haben uns sofort in den Platz verliebt.

Wie oft kommen Sie dorthin?
Ian Woosnam: Seitdem haben wir die Insel wohl fast jedes Jahr besucht. 1995 beschlossen wir, in ein Haus in Royal Westmoreland zu investieren, und ein Jahr später zogen wir ein. Wir leben in Jersey, einem wunderbaren Ort, aber Barbados ist für uns zu einer Art zweites Zuhause geworden. Nachdem wir es zum ersten Mal probiert hatten, fuhren wir in den Ferien mit den Kindern immer wieder hin und her. Damals waren sie noch in der Schule, so dass wir das berücksichtigen mussten, aber jetzt fahren meine Frau und ich schon vor Weihnachten hin und bleiben bis April.

Was gefällt Ihnen an Barbados so sehr?
Ian Woosnam: Ich sage jedem, der diese Frage stellt, dass Barbados so viel mehr zu bieten hat, als man vielleicht denkt. Ja, es gibt wunderschöne Sandstrände, das Klima ist die meiste Zeit über angenehm, und für Golfer gibt es einige wunderbare Plätze mit spektakulären Aussichten. Aber wenn man dort lebt und die Einheimischen kennenlernt - sie sind so freundlich - dann merkt man erst, was die Insel wirklich ausmacht. Ich liebe den Sonnenschein und die Meeresbrise, und natürlich das Golfspiel. Bei dem Wetter, das hier herrscht, kann ich fast das ganze Jahr über spielen. Ich bin gut mit 'Beefy' [Kricketspieler Ian Botham] befreundet, und auch er liebt sein Golf.

Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn Sie landen und aus dem Flugzeug steigen?
Ian Woosnam: Am liebsten besuche ich die Region im Januar, Februar und März, wenn eine leichte Brise weht, vor allem, wenn man so hoch gelegen ist wie auf dem Apes Hill. Wenn man morgens aufsteht und das Meer sieht, dann wird mir klar, was für ein Glück ich habe.

Das Interview wurde Golf Post von Azalea zur Verfügung gestellt.