Wer ist Daniel Berger? Kein Spieler des gesamten Ryder-Cup-Aufgebotes ist in Europa unbekannter als der 28-jährige Amerikaner - und auch in den USA ist Berger nicht landläufig bekannt. Er ist kein Lautsprecher wie etwa Bryson DeChambeau, ihm fehlt das Charisma eines Phil Mickelson und im Gegensatz zu Colin Morikawa gewann Daniel Berger noch kein Majorturnier. Die großen Momente, Ecken und Kanten, an denen sich ein Hype auslösen kann, fehlen bisher in seiner Karriere. Er befindet sich im großen, langen Schatten der Star, obwohl er ein brillanter Golfer ist - und etwas zum Team USA beiträgt, was darin rar gesät ist: Demut.
Daniel Berger: Konstanz statt Spektakel
Dass diese Brillanz nicht ständig sichtbar ist, liegt auch daran, dass sie sich seltener in einzelnen Momenten zeigt, sondern er seine Konkurrenz in einer etwas aus der Mode gekommenen Qualität überflügelt: Er ist wohl einer der konstantesten jungen Golfer auf der PGA Tour. In 14. seiner 23. Turnierteilnahmen spielte er sich in der vergangenen Saison in die Top 25 und beendete die US Open wie die Open Championship innerhalb der Top 10.
Auch beim Blick auf Bergers Spiel zeigt sich dieser Stil. Konservativ, würden es sicherlich einige nennen. Doch auch andere Worte beschreiben seine Art zu golfen: seriös, bedacht, clever. Seine größten Stärken liegen im Spiel mit dem Eisen und Wedge. Er bevorzugt Präzision statt brachialer Gewalt, was sich in der Statistik "Greens in Regulation" positiv niederschlägt. In dieser Wertung wurde er in der vergangenen Saison Siebter. Er weiß genau wo seine Stärken liegen und diese einzusetzen. In dieser Art der treffenden Selbsteinschätzung liegt eine Demut, die nicht jeder seiner amerikanischen Kollegen ins sich trägt.
Als Kontrast du den brachialen Longhittern, die sich durchaus im Team USA finden, könnte er ein nützliches Komplementärteil darstellen. Daniel Berger beispielsweise mit Bryson DeChambeau zu paaren, sieht auf den ersten Blick wie eine passende Symbiose aus. Der eine riskiert, der andere sichert ab. DeChambeaus Spiel nach dem Motto "Alles oder Nichts", könnte so zu dem durchaus attraktiveren Motto "Alles oder Berger" umgedichtet werden.
Ryder Cup 2021: Neuling und Fragezeichen
Über Ryder-Cup-Erfahrung verfügt Daniel Berger noch nicht, er reist als Neuling nach Whistling Straits. Was er für sein Team beitragen kann, ist im Vorfeld des Turniers somit noch schwieriger zu prognostizieren als sowie schon. Ein Hinweis könnte allerdings seine Performance beim Presidents Cup 2017 geben. Dort gewann er sein Fourball-Match gemeinsam mit Justin Thomas und sorgte am Finaltag mit seinem Sieg über Si Woo Kim für den entscheidenden Punkt, durch den Team USA den Cup gewann.
Das Format ist Berger also durchaus bekannt, die Größenordnung des Ryder Cups hingegen nicht. Wie Neulinge mit der Dimension des Turniers umgehen, ist unterschiedlich. Die einen wachsen über sich hinaus, die anderen brechen unter dem Druck zusammen. "Daniel hat keine Schwächen und spielt unfassbar konstant", lobte Steve Stricker seinen Schützling.
Nachdem sich bereits sechs Spieler ihren Platz im Ryder Cup Team der USA sichern konnten, benannte Steve Stricker nun seine sechs Captain's Picks. Wer es ins Team USA geschafft hat.