Martin Kaymer ist fest entschlossen, bis zum letzten Tag um seine Qualifikation für den Ryder Cup im September zu kämpfen. Umso überraschter war er, als Padraig Harrington ihn bat, Teil des europäischen Teams zu sein - nicht als Spieler, sondern als Vizekapitän. "Ich war überrascht, weil ich ich mich nicht als Vizekapitän gesehen habe", erklärter er in einer Pressekonferenz im Vorfeld der BMW International Open. "Ich habe nur versucht, Golf zu spielen und es ins Team zu schaffen." Was die Aufgabe bedeutet und ob er 100 Prozent für die geben könne, darüber habe er ein wenig nachdenken müssen.
Padraig Harrington: "Man will immer ein Spieler sein"
Harrington versteht diese Emotionen. "Wenn man vom Spieler zum Vizekapitän wird, ist das immer ein kleiner Schock, weil man immer ein Spieler sein will. Man will immer als Spieler bekannt bleiben." Und auch wenn er es Martin gönnen würde, sich noch für das Team zu qualifizieren, was unglücklicherweise momentan nicht so aussehen würde, sei er jemand, den man mit seiner Besonnenheit im Teamraum haben wolle, egal ob als Spieler oder als Vizekapitän. "Martin wird einen guten Job im Teamraum machen und, egoistischerweise, ist es das, was für mich und für den Ryder Cup am wichtigsten ist, das beste Team im Hintergrund zu haben." Und auch wenn Kaymer die Qualifikation nicht schaffen würde: "Es brauch viel Respekt von anderen Spielern, um für die Position des Vizekapitäns geeignet zu sein. Und Martin hat diesen bereits. Er muss nicht gut spielen. Er muss sich nicht mehr beweisen, das hat er in der Vergangenheit bereits getan."
"Ich war mir nicht sicher, ob ich geeignet bin", sagte Kaymer, "weil ich gar nicht genau wusste, was diese Aufgabe beinhaltet." Aber es sei eine Ehre, dem Team zu helfen, selbst wenn man nicht selbst spielt. "Es wird eine Herausforderung, eine positive Herausforderung, wie ich sie zuvor noch nie erlebt habe. Und hoffentlich verrät es mir etwas, über mich selber: Ob ich eines Tages der Aufgabe gewachsen bin, selber Kapitän zu sein."
Die Aufgaben eines Ryder Cup Vizekapitäns
Aber was sind eigentlich die Aufgaben eines Vizekapitäns? Padraig Harrington, der bereits drei Mal als Vizekapitän beim Ryder Cup dabei war, konnte einige Erfahrung in dieser Position sammeln. "Es ist eine unglaublich wichtige Rolle. Sie erledigen während der Woche die Schwerstarbeit und bereiten vieles vor und der Kapitän, der viel beschäftigt ist, trifft dann die endgültigen Entscheidungen, basierend auf den Informationen, die er von seinen Vizekapitänen erhält."
Unter Paul McGinley sei der Job einfach gewesen, erzählt Harrington, doch 2016 unter Darren Clarke habe dies ganz anders ausgesehen: "Wir lagen früh zurück. Wir hatten Probleme." Und sowohl er als auch Thomas Björn hätten damals verstanden, wie wichtig der Job des Vizekapitäns sei und wie viel hinter der Kulisse tatsächlich passoert. "Es gibt viel Hilfe zu leisten, wenn es nicht läuft, wie geplant." Daraus habe er und auch Thomas Björn gelernt. "Thomas gab uns 2016 Raum und die Autorität, Dinge zu erledigen und vorzubereiten, sodass Thomas die schweren Entscheidungen treffen konnte und das haben wir 2018 gemacht. Wir haben Optionen zusammengestellt." Zwar läge die Verantwortung letztendlich beim Kapitän, aber die Vizekapitäne träfen die nötigen Vorbereitungen dafür.
Die Auswahl der Wild Cards
Doch schon vor dem Turnier selbst fangen die Aufgaben der Vizekapitäne an. So ist ihre Meinung beispielsweise bei der Auswahl der Wild Cards gefragt
"Es macht Spaß, darüber zu reden und diskutieren, wer ausgewählt wird", so Harrington, aber das würde sich immer kurz vorher rasant ändern. Dabei ist sei es nicht die Aufgabe von Kapitän oder Vizekapitän, wenn Kaymer jetzt beispielsweise mit wahrscheinlichen Ryder-Cup-Rookie Viktor Hovland spielt, das Golfspiel der Teammitglieder zu beurteilen. "Die Scores treffen das Urteil." Wie sie diesen Score erreichen sei nicht wichtig. 2Wichtig ist für uns als Vizekapitäne und Kapitäne, dass wir Beziehungen zu den Spielern aufbauen." Aber er bekäme keinen Bericht von seinen Vizekapitänen, wie wer gespielt hätte. Dafür hätten die Vizekapitäne auch viel zu viel mit ihrem eigenen Spiel zu tun. "Ich würde schlechter von Martin denken, wenn er nicht versuchen würde, dass Turnier zu gewinnen und sich nicht auf sich und sein Spiel als Golfer konzentrieren würde. Wenn ich selbst auf den Golfplatz gehen, konzentriere ich mich auch auf mein eigenes Spiel. Abseits des Platzes, da geht es um den Ryder Cup. "