Mit drei Punkten Rückstand ging es für das Team Europa in die beim Ryder Cup alles entscheidenden Einzelmatches. Ein vergleichbares "Wunder" wie jenes von vor vier Jahren beim Gastspiel in Medinah war nötig. Es mussten also schnelle Punkte her. Aus diesem Grund setzte Kapitän Darren Clarke aeine vermeintlich sechs aktuell stärksten Akteure in den vorderen Begegnungen an. Leider kam es dann aber zu ersten Dämpfern, ehe Ryan Moore für Team USA den Sieg perfekt machte.
Ryder Cup 2016 - Europa will Comeback im Einzel
Nachdem er am Vortag zusammen mit Justin Rose gegen Jordan Spieth und Patrick Reed verloren hatte, hatte Henrik Stenson im Einzel-Match gegen Spieth etwas zu beweisen. Das ließ sich der Schwede, der spätestens beim Kopf-an-Kopf-Rennen gegen Phil Mickelson bei der diesjährigen Open Championship bewiesen hat, dass er die nötige Nervenstärke für derlei Situationen besitzt, nicht zweimal sagen. Zwar hatte nach den ersten Löchern noch der Amerikaner die Nase vorn, an der 8 aber gelang dem Mann aus dem Norden zunächst der Ausgleich, ein Loch später hatte er das Duell bereits zu seinen Gunsten gewendet.
Danach gab er der 40-Jährige das Match die Führung nicht mehr aus der Hand. Inbesondere das Wasser wurde seinem Gegner gleich in zweierlei Situationen zum Verhängnis, am Ende blieb gar ein Eagle-Putt zum Sieg. Spieth strich ob seiner unmöglichen Lage am Wasserhindernis der 16 die Segel, sodass Stenson den Putt überhaupt nicht mehr benötigte und mit 3&2 den allerersten Punkt des Tages für das europäische Team holte.
Patrick Reed gegen Rory McIlroy, das war direkt zum Auftakt der Einzelmatches beim Ryder Cup 2016 das Aufeinandertreffen der Topspieler beider Teams. Europas Kapitän Darren Clarke hatte sich dabei natürlich erhofft, den Gastgebern in Person des Nordiren direkt einen kleinen Dämpfer versetzen zu können und sein eigenes Team damit Richtung angestrebtem Comeback zu schicken. Dieser Plan ging leider nicht auf - Rory McIlroy musste sich zum ersten Mal in einem Einzel beim Ryder Cup geschlagen geben.
Früh entwickelte sich ein brisantes Duell auf höchstem Golfniveau. Die beiden Kontrahenten schenkte sich nichts. McIlroy war es dann, der am dritten Loch in Führung ging, kurz darauf allerdings mit Birdie gegen Eagle ein erneutes All Square hinnehmen musste. Das Duell blieb anschließend trotz zwischenzeitlichen 2Up für Reed eng und entschied sich schließlich erst am 18. Loch. Dort hielt der Amerikaner McIlroy jedoch auf Distanz und siegte mit 1Up.
Rookie Thomas Pieters zeigte in seinem Duell mit J.B. Holmes keine Nerven. Kaum hatte das Match begonnen, lag Pieters auch schon in Rückstand. Davon unbeeindruckt puttete der junge Belgier promt zu zwei Birdies in Serie und sorgte dafür, dass sich ein spannendes hinund her entwickelte. Die Führungwechselte alle paar Löcher, bevor sich Thomas Peters auf der Back Nine entscheidend absetzte.
Auf jede Aktion des Amerikaners hatte Pieters die passende Antwort. Legte die Bälle mit starken Annäherungen nah an die Fahnen und setzte seinen Gegner damit häufig unter Druck. Am Ende war es mit 3&2 der zweite Punkt für Europa und eine bestechende Vorstellung des 24-Jährigen bei seiner ersten Ryder-Cup-Teilnahme.
Es waren an diesem Finaltag beim Ryder Cup Rookies, die Europa im Rennen hielten. Nach Thomas Pieters war es auch Rafa Cabrera-Bello, der sein Einzel gegen Jimmy Walker siegreich absolvierte und so einen wichtigen Punkt aufs Leaderboard brachte.
Vom ersten Loch an setzte er den Amerikaner unter Druck, erspielte sich gute Birdiechancen und nutzte diese auch schnell. Nach 3Up am Ende der Front Nine machte Walker das Match zwar nochmal kurzzeitig spannend und schürte unter den Fans die Hoffnung auf eine Wende, am Ende brachte der Spanier Cabrera-Bello das Match allerdings souverän ins Clubhaus und Europa mit 3&2 wieder ein bisschen näher an den Gastgeber heran.
Verbissen kämpfte Rickie Fowler, der bei diesem Ryder Cup das erste Mal ein Match gewonnen hatte, obwohl er schon bei drei Ryder Cups an den Start gegangen war, auch darum, gegen Justin Rose seinen ersten Singles-Sieg hinterher zu setzen. Der Brite indes schenkte dem 27-Jährigen nichts. Jeder von beiden konnte auf den ersten zehn Löchern jeweils zwei Löcher für sich gewinnen, danach konnte vorerst keiner der beiden mehr punkten. An der 16 schließlich gelang Fowler der entscheidende Lochgewinn. Ein Match, in dem keiner der beiden Spieler je mehr als 1Up vorne lag, endete genau, wie es verlaufen war – und zwar knapp zugunsten von Rickie Fowler.
Brooks Koepka indes ließ Danny Willett keine Chance. Der Europäer konnte einzig zu beginn der Runde am zweiten Loch einmal kurz triumphieren, aber dieser kleine Vorsprung war schneller wieder aufgebraucht, als es ihm lieb war. Ab der 6 ging beinahe jedes Loch an Koepka, der Amerikaner machte kurzen Prozess – und siegte 5&4.
Zwei Golfgrößen, die sich nichts schenkten, waren auch im Duell zwischen Phil Mickelson und Sergio Garcia zu bewundern. Legte der eine vor, hatte der andere stets die passende Antwort parat. Die beiden hauten sich die Birdies nur so um die Ohren und sorgten so dafür, dass es bis zum Ende spannend blieb. Erst auf der 18 entschied sich das Match. Auch hier konnten beide ihre Birdiechancen nutzen, beim Strokeplay hätten sie neun Schläge unter Par erspielt und beendeten das Duell mit All Square.
Beim „Spaceman“ Andy Sullivan lief zum Ende seines Matches gegen Brandt Snedeker nicht mehr viel zusammen. Wo Snedeker Birdies erzielte, reichte es bei dem Europäer meist bestenfalls zum Par, mit 2Up ging es auf die 17, wo der Amerikaner gar mit einem Birdie noch ein zusätzliches Loch gewann und mit 3&1 den Punkt holte.
Lee Westwood, der erfahrenste Spieler im Team Europa, hatte das Duell mit Ryan Moore lange im Griff und steuerte vermeintlich souverän auf einen weiteren blauen Punkt zu. Nach zwei Birdies an Loch 14 und 15 zeigte die Scorekarte bereits 2Up für den Engländer. Dann kam die Wende, die Team USA den Sieg im Ryder Cup 2016 brachte.
Zu erst gab Westwood die 16 mit Birdie gegen Eagle ab, anschließend stellte Moore nach der 17 auf All Square, bevor die Partie nach Bogey des Europäers sogar mit einem ganzen Punkt an Amerika ging. Ryan Moore, als letzter Captain’s Pick erst kurz vor Beginn des Turniers in die Mannschaft gerückt, wurde damit zum Helden in rot.
Als junger Ryder-Cup-Rookie gegen eine zweifachen Majorsieger anzutreten, ist nicht leicht. Das bekam heute Matthew Fitzpatrick zu spüren, der sich mit Zach Johnson über 18 Loch duellieren musste. Wobei es am Ende keine 18 mehr waren, bereits nach 15 Löchern war das Match für Fitzpatrick beendet und Johnson triumphierte 4&3.
Auch Rookie Chris Wood gehörte zu den Europäern, die früh im Match blaue Farbe aufs Leaderboard brachten. Den Rückenwind konnte der Engländer jedoch nicht nutzen. Dustin Johnson spielte dafür zu konstant, ohne an seine Grenzen gehen zu müssen. Die Lochgewinne Woods im Verlauf der Runde blieben Nadelstiche. DJ konterte stets und brachte den Sieg am Ende knapp aber verdient mit 1Up ins Clubhaus. Zu einem Zeitpunkt, da die Entscheidung bereits gefallen war, hatte das Match damit nur noch statistische Bedeutung. Chris Wood verkaufte sich bei seinem ersten Ryder Cup dennoch gut.
Man hätte Martin Kaymer wirklich einen erfolgreicheren Ryder Cup gewünscht. Nach drei enttäuschenden Niederlagen in den Vierern, begann auch das Duell mit Matt Kuchar alles andere als vielversprechend für den Deutschen. Drei Birdies in Serie sicherten dem Amerikaner einen komfortablen Vorsprung mit 3Up.
Als sein Punktgewinn nur Ergebniskosmetik bedeuten würde, drehte Kaymer dann nochmal auf. Er lochte zu Birdies, glich das Match aus und ging sogar in Führung. Mit 1Up notierte der 31-Jährige schließlich den elften Punkt auf Seiten Europas – zumindest persönlich ein versöhnlicher Abschluss.
Ryder Cup - Die Einzel in der Übersicht
Patrick Reed |
1 | 1Up | - | Rory McIlroy |
Jordan Spieth |
- | 3&2 | 1 | Henrik Stenson |
J.B. Holmes |
- | 3&2 | 1 | Thomas Pieters |
Rickie Fowler |
1 | 1Up | - | Justin Rose |
Jimmy Walker |
- | 3&2 | 1 | Rafa Cabrera-Bello |
Phil Mickelson |
0,5 | A/S | 0,5 | Sergio Garcia |
Ryan Moore |
1 | 1Up | - | Lee Westwood |
Brandt Snedeker |
1 | 3&1 | - | Andy Sullivan |
Dustin Johnson |
1 | 1Up | - | Chris Wood |
Brooks Koepka |
1 | 5&4 | - | Danny Willett |
Matt Kuchar |
- | 1Up | 1 | Martin Kaymer |
Zach Johnson |
1 | 4&3 | - | Matthew Fitzpatrick |
Gesamt | 7,5 | 4,5 | Gesamt |