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Major

Royal Liverpool in Hoylake: „Ebenso heikel wie prachtvoll“

16. Jul. 2014 von Michael F. Basche in Usedom, Deutschland

Die erste Bahn des Royal Liverpool Golf Club in Hoylake mit den typischen Pottbunkern. (Foto: Getty)

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Tiger Woods zog nur einmal den Driver. Ansonsten vertraute er seinen Eisen, spielte flach, ließ die Bälle laufen und machte auf dem hartgebackenen Parcours das Beste aus den Bounces, die der Australier Peter Thomson, der all seine fünf Majors bei der British Open gewann, mal als „dritte Dimension im Golf“ bezeichnet hat. So wurde Woods 2006 in Royal Liverpool der 135. „Champion Golfer of the Year“. Hernach schrieb er dem Kurs ins Stammbuch: „Hier spielt man Golf, wie es ursprünglich gedacht war.“ Linksgolf halt.

In dieser Woche erlebt der 145 Jahre alte Kurs an der Irischen See seine zwölfte Open Championship. Und während vor acht Jahren der Wind fehlte und der Platz knochentrocken war, zeigt sich Royal Liverpool heuer in ungewohntem Grün. Rory McIlroy wunderte sich nach einer Proberunde vor der Scottish Open schon übers weiche Geläuf und hoffte, dass der Platz bis zum Turnier noch „etwas härter und schneller“ werde.

Mehrfach Ausgrenzen mitten im Platz

Aber auch so ist Royal Liverpool ein durchaus respektabler Gegner. Dies liegt nicht zuletzt an dem einmaligen Umstand, dass selbst innerhalb des Geländes mehrfach Ausgrenzen drohen. Weil die Driving Range und ein hoch umzäunter Obstgarten mitten im Platz liegen.

Wie schon 2006 wird die Par-72-Schleife in Hoylake, einem der feineren Liverpooler Vororte auf der anderen Seite des Flusses Mersey, in leicht abgeänderter Reihenfolge gespielt. Gestartet wird auf Loch 17, zweite Open-Bahn ist die 18, zum dritten Abschlag geht‘s dann auf die ursprüngliche Eins und so fort, bis zum Schlussloch des Majors, das sich über die nominelle Bahn 16 erstreckt. Ein falsch gezogener Fade landet hier ebenso auf der Driving Range und im Aus wie an Bahn drei, die auf der anderen Seite zwischen Clubhaus und Range als Dogleg rechts in Richtung Küste abknickt. Und an Loch vier geht der Abschlag über den erwähnten Obstgarten.

Kursdesign: Kracher direkt zum Auftakt

Der richtige Kracher freilich wartet durch die veränderte Bahnenfolge direkt zum Auftakt: Die ursprüngliche 17 ist ein 419 Meter langes Par vier mit einem lang gestreckten, schmalen Grün, das rechts von einer Straße begrenzt wird. Wer beim Annäherungsschlag auf die linke Seite des Grüns anhält, hat es mit zwei tiefen Bunkern zu tun. Und raus aus dem Sand geht es wieder nur in Richtung Straße und Aus. „Das ist das schwierigste Eröffnungsloch in der ganzen Open-Rota“, sagt R&A-Chef Peter Dawson.

Royal Liverpool ist der zweitälteste englische Linkskurs nach Westward Ho und wurde 1869 in Betrieb genommen. Bei der Anlage des Platzes war auch George Morris, der jüngere Bruder des legendären Old Tom Morris, beteiligt. Bis 1876 teilten sich die Golfer den Platz mit einer Pferderennbahn. 1897 fand die erste Open Championship auf dem englischen Kurs statt, prompt gewann Lokalmatador Harold Hilton sein Heimspiel. 1902 ging das zweite Major im Royal Liverpool Golf Club an Sandy Herd, was eine Randnotiz wäre, wenn der Schotte diesen Sieg nicht mit dem neuen, gewickelten Haskell-Ball aus den USA gelandet hätte. 1930 schließlich war die Open in Hoylake Bobby Jones‘ zweite Erfolgsstation auf dem Weg zum Grand Slam.

Royal Liverpool - 6.686 Meter Linksgolf

In seinem schönen Buch über die „Legendären British-Open-Kurse“ hat Autor Michael J. Fay Royal Liverpool als „ebenso heikel wie prachtvoll“ charakterisiert. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Für die 143. Open Championship wurde der Platz gegenüber 2006 nochmals um 50 Meter gestreckt und misst nun 6.686 Meter. An fünf Löchern wurden rund um die Grüns Bodensenken eingezogen, die verirrte Bälle „kassieren“ sollen. Allerdings fielen dem „Tuning“ für 2014 auch etliche Pottbunker zum Opfer, Royal Liverpool weist nun bloß noch 82 „Töpfe“ auf.

Falls der gefürchtete Seewind blasen sollte, ist das freilich ein schwacher Trost. Zumal die Greenkeeper wieder ziemlich Wasser sparen und den Boden für‘s Turnier ordentlich austrocknen lassen werden – so der Himmel kein Einsehen hat und von oben „duscht“. Wenigstens sind die Amerikaner schon drauf eingestimmt. Sie kennen die ansonsten so gefürchteten Linksgolf-Verhältnisse, Pinehurst lässt grüßen, ja mittlerweile von ihrer eigenen Open.

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