Es war eine der packendsten Entscheidungen bei den Olympischen Spielen von Rio: Justin Rose und Henrik Stenson konnten sich erst am letzten Loch entscheiden, wessen Hals die Goldmedaille zieren durfte. Olympia in Rio ist nun Geschichte und die Sportstätten haben mit den Nachwirkungen zu kämpfen. Wie nach vielen Großveranstaltungen im Sport stellt sich die Frage, was passiert mit den Arenen und Anlagen, wenn die Athleten abgerückt sind?
Keine Golfer - Capybaras und Kaimane
Was hat der Bau des Golfkurses von Rio an den Nerven der Offiziellen gezehrt: Immobilienspekulationen, Naturschützer, Probleme beim Einhalten der Fristen - bis der Platz endlich spielbereit war sind einige Schweißperlen geflossen. Für Olympia ging schließlich alles glatt. Aufregende Turniertage sorgten für Werbung im Sinne des Sports und auch trotz der Absagenflut einiger Top-Spieler empfahl Golf sich für einen längeren Verbleib im Olympischen Programm.
Der Linkskurs im Barra da Tijuca wurde jedoch mit dem Versprechen gebaut, Rio einen öffentlichen Golfplatz zu bescheren - den dritten in der brasilianischen Metropole. Wenige Monate nach den Spielen deutet sich nun jedoch an: Die Resonanz hält sich deutlich in Grenzen. Statt enthusiastischen Golfspielern, die den Geist von Olympia genießen wollen, scharen sich Capybaras und Kaimane auf den Fairways.
Gesellschafter will den Platz nicht
Wie die französische Agentur AFP nach einer Besichtigung des Platzes mitteilte, sei der Kurs aktuell eher von der heimischen Fauna bevölkert und leide unter dem Mangel an willigen Spielern. Ein Streit zwischen dem Brasilianischen Golf Verband und dem Platzbetreiber Progolf stellt den Fortbestand des Golfplatzes zudem auf wackelige Füße. Progolf sei vom Verband unter Druck gesetzt worden, Kosten für Wartungsarbeiten vorzustrecken. Nun droht Progolf sogar mit dem Rückzug von der Sportstätte - für den Kurs wäre dies wohl das baldige Aus.
Die Problematik erhält zusätzlich Brisanz dadurch, dass ein vergleichbares Szenario schon bei der Planung angemahnt wurde. In Rio bestand eigentlich kein Bedarf für eine zusätzliche Golf-Stätte. Zum Wohle der Spiele wurde der Bau durchgeboxt und nun reiht sich der Golfplatz von Barra da Tijuca in eine Galerie von Sportanlagen, die nach ihrer ursprünglichen Bestimmung ihren Nutzen verloren haben. In punkto Nachhaltigkeit könnte der Platz von Rio eine ähnlich fatale Rolle einnehmen, wie etwa einige Stadien der Fußball Weltmeisterschaften in Brasilien und Südafrika.