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Golfreisen

Lissabon: Feine Alternative für Golfers „Winterflucht“

09. Okt. 2023 von Michael F. Basche in Usedom, Deutschland

Golf in Lissabon bietet auch urbanes Flair: Wie hier der Neun-Loch-Platz Paco do Lumiar. (Foto: Paco do Lumiar)

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Wenn Sie irgendwo bei Ihrer Runde über Oitavos Dunes am Fairway-Rand einem Mittsechziger begegnen, der mit der Flora spricht, grüßen Sie freundlich! Könnte sein, dass Sie den Herrn abends im dunklen Anzug an der Bar des Hotels wiedertreffen. Miguel Champalimaud ist Besitzer des 147-Hektar Anwesens, in dritter Generation, studierter Önologe und sein eigener Headgreenkeeper. „Mein Onkel“, sagt Golf-Direktor Frederico Champalimaud, „hat ganz eigene Vorstellungen von der Pflege eines Golfplatzes und kümmert sich eh gerne persönlich um die Dinge.“

Oitavos Dunes ist golferisch eine erste Adresse, nicht bloß in der Region Grande Lisboa, jener südwestlichsten Ecke Europas zwischen der Bergkette von Sintra und dem Atlantik. Der Platz gehört zu den europäischen Top-100 und gilt manchen als bester Kurs Portugals. Das will was heißen in einer an prestigeträchtigen Parcours keineswegs armen Gegend mit über 20 Golfanlagen und Wettbewerbern wie Robert Trent Jones‘ Quinta da Marinha gleich nebenan von Oitavos Dunes, dem „Atlantico“ seines Sohns RTJ Jr. in Penha Longa oder der splendiden Atmosphäre des „Estoril Palacio“, der seit den 1930er-Jahren existiert.

Atemverschlagende Aussichten aufs Meer

Ungefähr zu gleicher Zeit begann auch die Entwicklung von Oitavos Dunes, damals noch ein Landgut außerhalb des Fischerdorfs Cascais. Vorfahre Carlos Montez Champalimaud pflanzte Pinien in den Dünensand, um das flüchtige Fundament zu stabilisieren. Heute säumen sie mit ihren schirmartigen Kronen die Fairways und spenden Schatten dem, der sich ins Rough verirrt.

Oitavos Dunes ist eine Mischung aus mediterranem Parkland und Linksstil. In der Mitte schwächelt der Platz etwas, wenn das Layout autobahnbreit über ein Hochplateau führt. Das freilich bietet Muße für den fabelhaften Blick aufs offene Meer und für kleine Träumereien vom „Sundowner“-Cocktail auf der Terrasse von „The Forte“. Die exklusive Villa wurde samt Pool wie ein Adlerhorst auf die höchste Kuppe des Geländes platziert, die Aussicht ist erst recht atemverschlagend, wie soll sich einer dabei auf Golf und den Schlag über die Schlucht aufs Grün der Par-drei-14 konzentrieren?

Atemverschlagende Aussicht: "The Forte" über dem Golfplatz Oitavos Dunes. (Foto: Oitavos Dunes)

Atemverschlagende Aussicht: "The Forte" über dem Golfplatz Oitavos Dunes. (Foto: Oitavos Dunes)

Während eine von der Seebrise aufs Angenehmste verwehte Sonnigkeit die Runde glänzen lässt, zieht das Design zum Finale wieder an, die Schlussbahn schließlich verläuft entlang des Glas-Palastes „The Oitavos“, das Hotel bietet alles, was des Urlaubers Herz begehrt.

Kontrastprogramm im Lisbon Sports Club

Lissabon und Umgebung sind ohnehin eine feine Alternative für die klassischen Fluchtziele des herbst- und wintergebeutelten deutschen Golfers. Durchschnittlich seien in der Region in den vergangenen beiden Jahren jeweils rund 125.000 Greenfee-Runden gespielt worden, verdeutlicht Helena Ribeiro von „Turismo de Lisboa“: „Allein 2013 hatten wir über 16.000 golfende Gäste aus Deutschland, das ist die drittgrößte Gruppe nach Portugiesen und Briten.“ Nicht nur Oitavos Dunes offeriert vor allem zwischen November und März interessante Pakete.

Das golferische Kontrastprogramm gibt‘s eine halbe Autostunde nordöstlich, im Hinterland der Metropole. Im Lisbon Sports Club wird seit Anfang des 20. Jahrhunderts Golf gespielt, auf englisches Betreiben. Die Anlage ist von morbidem Charme, im urgemütlichen Clubhaus hängt die Queen an der Wand, als Foto.

Draußen ist auf den ersten Neun das seinerzeit unbekümmerte Design mit überkreuzenden Bahnen noch heute präsent, trotz der Überarbeitung und Erweiterung 1964. Die Eins ist schon ein Par drei und wird von den hoch darüber liegenden Abschlägen auf das Fairway der Fünf gequert, auf Bahn sechs passiert der Drive das in Slice-Distanz liegende siebte Tee. Der Platz ist eng, die Grüns sind klein, doch das nostalgische Erlebnis sollte man sich nicht entgehen lassen.

Inbegriff des Vanilletörtchens

Und dann sind da natürlich all die sonstigen Sehenswürdigkeiten der Region: Lissabon mit seinen Weltkulturerbe-Bauwerken, den Museen und der zauberhaften Altstadt, durch die abends die melancholischen Klänge des Fado wehen; das mondäne Estoril, das historische Sintra mit seinen jahrhundertealten Palästen, nicht zuletzt das pittoreske Cascais.

Okay, altes Mauerwerk ist nicht jedermanns Sache. Trotzdem kommt man um einen Abstecher in Lissabons Stadtteil Belém nicht herum, früher stachen hier Portugals Eroberer in See. In der „Confeitaria Pastéis de Belém“ fabrizieren sie den Inbegriff des Vanilletörtchens, die „Pastéis de Nata“, 20.000 Stück pro Tag, eine handtellergroße Komposition aus Eiersahnecreme auf Blätterteig und mit Zimt bestreut, pures Hüftgold, aber zum Niederknien köstlich.

Inbegriff des Vanilletörtchens: Die berühmten „Pastéis de Nata“ von Lissabon. (Foto: Turismo de Lisboa)

Inbegriff des Vanilletörtchens: Die berühmten „Pastéis de Nata“ von Lissabon. (Foto: Turismo de Lisboa)

Keine Sorge, auf dem Weg zum Flughafen lassen sich noch ein paar Kalorien abarbeiten. Paco do Lumiar ist urbanes Golfvergnügen inmitten eines vielstöckigen Wohngebiets, ein interessanter „Neuner“ mit sieben Par-drei-Löchern, einem kleinen See als „floating“ Driving Range und einem äußerst engagierten Nachwuchs-Förderprogramm. Ihr Greenfee wäre also gut angelegt.

Dieser Artikel ist ursprünglich im August 2015 entstanden und wurde aktualisiert.

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