Thorbjorn Olesen war bis zu dem Vorfall am 29. Juli 2019 ein eher unauffälliger Spieler. Aufmerksamkeit zog er zumeist nur durch seine guten, sportlichen Leistungen auf sich. Auf seinem Rückflug aus den USA nach London fiel er äußerst negativ auf. Schuld sollen Alkohol und die Einnahme von Pillen gewesen sein. Die Verhandlungen vor dem Aldersgate House Nightingale Court in London kamen mithilfe von Befragungen des Angeklagten sowie der Mitreisenden zu einem Ergebnis.
Thorbjorn Olesen könne sich nach der Einnahme von verschreibungspflichtigen Schlaftabletten an nichts erinnern
Im Rahmen des Prozesses wurde Thorbjorn Olesen zu den Anschuldigungen befragt. Zuletzt stritt er die Vorwürfe ab, eine Frau sexuell belästigt zu haben, eine weitere geschlagen zu haben und das Kabinenpersonal beschimpft zu haben. Olesen sagt nun: "Ich wollte versuchen, auf dem Weg nach London zu schlafen". Er habe bereits wochenlang schlecht geschlafen und vor dem Flug zwei Schlaftabletten eingenommen, die ihm seine Partnerin Lauren Zafer mitgegeben habe. Diese äußerte sich schuldbewusst: "Mir drehte sich der Magen um, weil ich wusste, wie stark die Ambien gewesen sein mussten, und ich fühlte mich unendlich schuldig." Sie habe bereits selber eine Amnesie-Erfahrung mit den Schlaftabletten gemacht.
Thorbjorn Olesen sagte laut BBC, seine Intention bei der Einnahme von Alkohol und Schlaftabletten sei nicht gewesen, Party zu machen. Nach zwei Bier, zwei Gläsern Wein, einem Wodka mit Cranberrysaft und den zwei Ambien-Schlaftabletten vor dem Flug sei seine letzte Erinnerung im Flugzeug gewesen, "ein Glas Champagner zu bekommen und mich in meinen Sitz zu setzen, und ich glaube, ich erinnere mich an den Abflug."
In welchem Maße waren Alkohol und Schlaftabletten im Spiel?
Laut eigener Aussage sei Thorbjorn Olesen nach den fünf Drinks vor dem Flug nicht betrunken gewesen.
Der Aussage, er sei nicht betrunken gewesen, stehen die Beobachtungen des Kabinenpersonals gegenüber: Ein Mitglied der Crew habe Olesen als "stark alkoholisiert und völlig verwirrt" empfunden. Ein weiteres Mitglied der Kabinenbesatzung berichtete, sie habe Herrn Olesen nur zwei Getränke serviert, jedoch beobachtet, dass er Champagner eines anderen Passagiers trank. Der Leiter des Kabinendienstes, Graham Gee, habe Olesen "herumtorkeln" sehen. Es bleibt demnach zunächst unklar, wie viel Alkohol Thorbjorn Olesen tatsächlich getrunken hat.
Neben dem Konsum von Alkohol und Schlaftabletten steht außerdem die Einnahme von " bunten Pillen" zur Diskussion. Ein Crew-Mitglied sagte vor Gericht aus, dass sie "eine kleine Gruppe von Leuten um den Sitz 2E versammelt sah, die bunte Pillen dabei hatten". Sie habe in der Situation jemanden "Oh, ich nehme eine davon" sagen hören, könne aber nicht sagen, aus wessen Mund die Worte kamen.
Thorbjorn Olesen habe Mitfliegende belästigt und in der Kabine uriniert
Der Konsum von Alkohol und Pillen habe - auch wenn der Umfang zunächst unklar bleibt - zur Folge gehabt, dass Thorbjorn Olesen sich seinen Mitfliegenden gegenüber respektlos verhielt. Laut der Aussage eines Crew-Mitglieds haben Olesen und seine Reisbegleiter gewirkt, als wollen sie eine Party feiern. Als sie dem schwankenden Olesen ihre Hilfe anbot, habe er sie beschimpft. Eine anderes Mitglied des Kabinenpersonals beteuert, sie habe in 27 Jahren Dienst noch nie so ein schlechtes Benehmen an Board eines Flugzeuges erlebt.
Thorbjorn Olesen habe es jedoch nicht bei verbalen Beleidigungen belassen. Eine Passagierin berichtete, der Golfer habe ihre Hand Küssen wollen, seinen Kopf an ihren Nacken geschmiegt und ihr schlussendlich an die rechte Brust gefasst. Etwa vier Stunden nach dem Start habe Olesen auf seinen Sitz und in den Gang des Flugzeuges uriniert. Dies bestätigte der Flugkapitän, der anschließend über eine Umleitung des Fluges nachgedacht habe, sollte die Situation mit Herrn Olesen zunehmend eskalieren.
Ian Poulter, der zunächst um Hilfe gebeten worden, dann aber eingeschlafen sei, berichtete vor Gericht über einen mitgenommenen Olesen, dem man habe ansehen können, dass er zu viel getrunken habe. Er selbst habe zu Beginn des Fluges Schlaftabletten eingenommen, jedoch keine Schlaftabletten an Olesen gegeben.
Olesen wurde nach drei Prozesstagen freigesprochen
Am dritten Tag des Prozesses kam es zur erlösenden Nachricht für den Dänen: Freispruch. Olesen blieb bis zuletzt bei seiner Aussage, er könne sich nicht mehr an sein Verhalten auf dem Flug erinnern, nachdem er Schlaftabletten eingenommen habe, die seine Partnerin auf einer "fragwürdigen Website" gekauft habe.
Gegenüber seinem Anwalt zeigte sich Olesen schuldbewusst: "Ich fühlte mich absolut schrecklich und es tat mir sehr leid. Ich konnte nicht glauben, dass das, was sie sagten, passiert ist." Nach seinem Freispruch fiel er seiner Partnerin weinend in die Arme. Nach dem Urteilsspruch entschuldigte sich der Freigesprochene "von ganzem Herzen" und führte an: "Ich bin beschämt und schäme mich für die Darstellung meiner Handlungen, die während des Prozesses geäußert wurde. Ich habe einen sehr hohen Preis für meinen Fehler bezahlt. Dieser Fall hat verheerende Auswirkungen auf mich persönlich, auf meine Familie und auf meine Karriere gehabt."