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Golf in Deutschland

Preise für Platzpflege: Wenn schon die Erhaltung des Produkts zum Luxus wird

24. Feb. 2023 von Michael F. Basche in Wittenbeck, Deutschland

Blühende Golf-Landschaft: Das Ostsee Golf Resort Wittenbeck an der Mecklenburger Bucht. (Foto: Ostsee Golf Resort Wittenbeck)

Blühende Golf-Landschaft: Das Ostsee Golf Resort Wittenbeck an der Mecklenburger Bucht. (Foto: Ostsee Golf Resort Wittenbeck)

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Die Golflandschaft ist im Krisenmodus. Und „Landschaft“ ist buchstäblich zu verstehen. Denn während das golfende Publikum den Anlagen auf Messen wie der gerade beendeten Hanse Golf förmlich die Bude einrennt und sich ebenso kauffreudig wie buchungswillig zeigt – was übrigens zum leicht rosigen Konsumklima passt, das vom das Marktforschungsunternehmen GfK für Februar ermittelt worden ist –, kreist auf den Plätzen im Land der Rotstift. Die Verantwortlichen sind in kaum gekannter Komplexität gefordert. Nicht von ungefähr hat der Golf Management Verband Deutschland (GMVD) sich als Jahresthema „Effektives Krisenmanagement – der systematische Umgang mit problematischen Situationen!“ in die Agenda geschrieben.

Herausforderungen, für die es Hirnschmalz braucht

„Schleichende Teuerungen gibt es von jeher, und die sind ja normal. Damit haben alle zu leben gelernt“, merkt Florian Gneist an, Geschäftsführer der Betriebs-GmbH des Berliner Golfclub Stolper Heide. Es geht um die außerordentlichen Preisanstiege, verursacht durch die Corona-Pandemie, fortgeschrieben durch den Ukraine-Krieg; um die Auswirkungen von Rohstoffknappheit, Materialengpässen oder zäh laufenden, wenn nicht gar unterbrochenen Lieferketten; um Produktions- und Energiekosten, die auf hohem Niveau stagnieren oder allenfalls nur leicht sinken; um eine Inflationsrate, die mit 8,7 Prozent im Januar um 0,1 Prozent doch wieder höher ausfiel als im Vormonat. All das will gemanagt werden. Eine Herausforderung, „für die es Hirnschmalz braucht, und man muss sehr kleinteilig denken“, sagt Gneist. Bei Roh- und Betriebsstoffen beispielsweise.

Golfplatz-Gras wächst nicht von selbst

Sand ist erheblich teurer geworden und gehört mittlerweile eindeutig zu den seltenen Erden. Für die Tonne 0-2-Körnung zahlte Gneist im vergangenen Jahr 13 Euro, 2020 waren es noch 10,20 Euro. Ein Dumper Quarzsand für die Befüllung der Bunker kostet statt 1.080 Euro (2020) nun 1.526 Euro. Zuzüglich der Transportkosten, „die teurer sein können als das Material selbst“, ergänzt Christian Wißotzki vom Management des Ostsee Golf Resort Wittenbeck (OGRW) an der Mecklenburger Bucht, der 2022 für 260 Tonnen Sand 3.100 Euro und fürs Herankarren 4.200 Euro überwiesen hat.

Dünger ist auch so ein Thema und zum raren Gut geworden, kommen Ammoniak und Phosphate doch größtenteils aus China bzw. aus Afrika. „Die Kosten für Dünger sind um 220 Prozent gestiegen“, bestätigt Michael Blesch, der die Greenkeeper seiner Green Eagle Golf Courses in Winsen (Luhe) nahe Hamburg mittlerweile vorwiegend mit Naturdünger arbeiten lässt, also mit organischem, kompostiertem Material. Auch Golfplatz-Gras wächst nicht von selbst. Blesch sät eine rare Festuca-Mischung aus und blättert fürs Kilo statt 7 mittlerweile 15 Euro hin.

Beispiel Wittenbeck

Und dann erst der Treibstoff, Benzin wie Diesel. Weiß eh jeder, der regelmäßig eine Zapfsäule anfährt und in der Spitze 2,12 Euro für den Liter blechen musste. Im Ostsee Golf Resort Wittenbeck beispielsweise haben sie für ihren 18-Loch-Platz Eikhof und den 9-Loch-Kompaktplatz Höstingen sechs Mäher im Einsatz, die pro Betriebsstunde zwischen drei Liter bei den Grünsmähern und sieben Liter beim Toro Groundsmaster fürs Semirough schlucken und es im Jahresschnitt auf einen Verbrauch von rund 580 Liter pro Woche bringen, wie Christian Wißotzki – selbstverständlich – in seinem Zahlenwerk festgehalten hat.

Verdoppelte Treibstoffkosten

2020 betrug der durchschnittliche Diesel-Preis 1,12 Euro, 2022 lag er bei 1,94 Euro. „Damit sind unsere Treibstoffkosten allein im 20-wöchigen Hochsaison-Dauerbetrieb von 15.929 Euro vor drei Jahren auf 27.592 Euro im vergangenen Jahr gestiegen“, berichtet Wißotzki, der ein Top-Amateur und mehrfach Landesmeister von Mecklenburg Vorpommern war, bevor er ins Golfbusiness einstieg. Die sonstigen Betriebsfahrzeuge sind in dieser Rechnung noch gar nicht enthalten.

Noch ein Zahlenspiel am Rande: Nur auf den Semirough-Mäher entfallen bereits 221 der 580 verbrauchten Liter, zu Hochpreis- und Hochsaisonzeiten ein Kostenanteil von 8.187 Euro. Was wunder, dass Gneist wiederum das „Halbraue“ rund um Stolper Heides 42 Loch „nur noch zwei statt drei Mal pro Jahr“ stutzen lässt und Blesch über den Einsatz von Wuchshemmern nachdenkt.

Es läppert sich ganz schön was zusammen

Die aufgeführten „Stichproben“ mögen für den Außenstehenden auf den ersten Blick nicht abgrundtief erschreckend wirken, aber wie so oft gilt auch hier: Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Sprich, es läppert sich insgesamt ganz schön was zusammen. Platzpflege wird immer teurer, und allein die Erhaltung des Produkts – ohne signifikante Verbesserung – gerät beinahe zum Luxus. „Das geht einfach nur über Einsparungen“, weiß Michael Blesch: „Du kannst allenfalls zehn Prozent des Preisdrucks an den Kunden weitergeben.“

Ein patzig-ignorantes „Nicht mein Problem“

Aber ob der das dann goutiert, ist keineswegs sicher. An einem Stand auf der erwähnten Hanse Golf jedenfalls mokierte sich eine Golferin mächtig über die Greenfee-Preise der betreffenden Anlage. Und als ihr der Clubmanager in aller Höflichkeit einige Parameter seines Kostenapparats entgegen hielt, kam die patzig-ignorante Antwort: „Das ist doch nicht mein Problem.“ Danke fürs Gespräch.

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