Ein erstes Mal staunt man schon, bevor man überhaupt so richtig im Palheiro Golf Club angekommen ist. Aus 500 Metern Höhe schaut man vor dem Clubhaus steile Klippen hinunter auf Funchal, die Hauptstadt der Inselgruppe Madeira. Hinter dem Clubhaus staunt man dann gleich wieder, denn es geht ordentlich bergauf zum ersten Grün. Überraschungen gibt es einige im Verlauf der Runde. In eine Schublade lässt sich der 18-Loch-Kurs nicht stecken.
Dafür gibt es zu viele ganz unterschiedliche Bahnen. Die Fairways sind zwar meistens relativ breit, doch auf einigen von ihnen sind die Landezonen vom Abschlag aus aufgrund der Hanglagen trotzdem sehr klein. Auf wieder anderen kann man ohne Platzkenntnis nur ahnen, wohin man am besten schlägt. Zwar helfen Holzpfähle bei der Orientierung, doch wer seinen Ball mit einem Eisen vom Tee im Bereich des Sichtbaren hält, hat gegenüber dem Drive ins Ungewisse sicher keinen Nachteil. Zumindest nicht auf der ersten Runde im Palheiro Golf Club.
Der Palheiro Golf Club ist abwechslungsreich und herausfordern. Seine Clubterrasse ist einer der schönsten Orte auf Madeira.
Viele unterschiedliche Herausforderungen
Mit verbesserter Platzkenntnis kann man den Par-72-Kurs ganz anders angehen. Beim ersten Mal sind aber kluge Entscheidungen gefragt. Die Länge des Platzes ist dabei für keine Spielstärke eine Schwierigkeit. Doch wer Fairways oder Grüns verpasst, wird in Probleme geraten. Das liegt nicht zuletzt an der Beschaffenheit des Geländes. Klippen, steile Abhänge und tiefe Täler warten nur darauf, dass ein Ball das Ziel verpasst - und sei es nur einen halben Meter.
Unfair wird ist das Cabell-B.-Robinson-Design dabei aber zu keiner Zeit. Vielmehr ist gefragt, sich den immer neuen Herausforderungen anzupassen. Auf einem der Hochplateaus kann es sehr windig sein, am nächsten Loch braucht man für den Höhenunterschied zwischen Tee und Grün ein gutes Gefühl für die Länge seiner Schläge. An einigen anderen Stellen bilden strategisch platzierte Bäume das größte Hindernis. Manche Grüns sind von Bunkern umzingelt. Man weiß nie genau, was als nächstes kommt. Auch auf dem Grün ist man aber noch nicht in Sicherheit. Teilweise stark onduliert und schwer zu lesen, verkauft sich der Putting-Untergrund ebenso teuer wie der Rest des Platzes.
Eine Driving Range sucht man derzeit noch vergebens im Palheiro Golf Club. Während eine Kurzspiel-Trainingsanlage und Übungsgrüns bereits vorhanden sind, befindet sich die Range noch in Bau. Überhaupt passiert gerade viel am Club im Süden Madeiras. Alle Grüns wurden während der Corona-Pandemie erneuert. An den ersten Stellen im Rough ist der Wechsel auf eine wassersparendere Grassorte bereits vollzogen. Weitere sollen folgen, um den gesamten Club noch nachhaltiger zu machen. Bewässert wird aber schon jetzt ausschließlich mit Regenwasser.
Unkonventionell und ein Traum fürs Auge
Unkonventionell ist wohl die einfachste Beschreibung des Palheiro Golf Club. Positiv ausgedrückt könnte man es abwechslungsreich nennen. Wer hier keine Freude hat, würde wohl eher die fehlende klare Linie im Layout monieren. Über die weiten Ausblicke über das Meer, die sich immer wieder öffnen, wird sich aber niemand beschweren. Der traumhafte Blick nach unten auf Funchal bietet sich auf dem Platz ebenfalls an einigen Stellen. Dank der subtropischen Vegetation, für die Madeira berühmt ist, kommt echtes Urlaubs-Feeling auf. Da hier alles seinen Kontrast hat, spielt man sich im Verlauf der Runde aber auch am Gefängnis der Insel vorbei.
Die Topographie des Kurses "schreit" beinahe nach einem Cart, doch auch mit einem Trolley lässt sich das Gelände bewältigen. Tragen sollte hier nur, wer körperlich absolut fit ist. Wenn man sich für einen Buggy entscheidet (45 Euro), schont das zwar die Muskulatur, auf den zuweilen ausgefahrenen Cartwegen sollte man aber besser die Konzentration bewahren.
Einer der schönsten Flecken Madeiras
Auf der Clubterrasse kann man sich dann völlig der ausgezeichneten Küche und dem Blick über Funchal und das Meer hingeben. Mediterrane Speisen "mit einem orientalischen Hauch" werden vom benachbarten Hotel Casa Velha do Palheiro serviert, welches das Restaurant betreibt. Fisch und Meeresfrüchte sind hier frisch und regional. Rund ein Dutzend Nachspeisen versüßen die Erinnerung, besonders die Pastéis de Nata, für die Portugal weltberühmt ist, sollte man nicht auslassen. Die Clubterrasse gehört auf jeden Fall zu den schönsten Flecken Madeiras.