Dieser Artikel stammt aus der Zeit vor der Corona-Pandemie.
Mit dem Flugzeug von München, Köln, Dortmund, Frankfurt oder Hamburg zu erreichen, bietet sich den golfaffinen Reisenden Danzig als Anlaufpunkt. Diese kulturträchtige und imposante Stadt steuerten wir an und starteten unseren "Golferkundungstrip" durch Pommern und Masuren beziehungsweise das nordöstliche Polen. Bei einer Flugzeit von knapp einer Stunde, eine willkommene Abwechslung zu den sonst etwas kräftezehrenderen Reisen zu üblicheren Destinationen wie Belek, der Algarve oder Spanien.
Polen ist weitläufig und natürlich
Die Zeit, die man beim Flug allerdings spart, geht im Land angekommen wieder drauf. Wo man in besagten Golfdestinationen schnell diverse Plätze in der Nähe zum Flughafen erreicht, ist in Polen alles etwas "weitläufiger". Die Regionen um Danzig, sowohl Pommern, als auch die Masuren, bieten eben nicht Golfplätze in Hülle und Fülle, sondern eine momentan noch sehr beschauliche Anzahl von fünf Plätzen. Diese Plätze überzeugen jedoch mit moderaten Greenfees (max. 50,-€) und einem ausgesprochen guten Service.
Vier dieser Plätze haben wir genauestens unter die Lupe genommen und können bereits jetzt ein vorgegriffenes kleines Fazit ziehen. Polen ist beim Thema Golf noch am Anfang, aber gewiss nicht müde, dies zu ändern. Den skandinavischen Golftourismus-Markt haben sie bereits für sich entdeckt und erschlossen, was sowohl unser Guide berichtete, als auch durch unseren ersten Stop bestätigt wurde.
Sierra Golf Club - Ein Musterbeispiel an Pflege
Der erste Golfplatz während unserer fünftägigen Polenreise sollte auch direkt der mit Abstand gepflegteste sein. Neben makellosen Fairways und Grüns wusste der Sierra Golf Club auch durch zahllose, liebevoll arrangierte Anpflanzungen an allen Abschlägen und entlang der Bahnen zu überzeugen. Der Platz nahe dem kleinen Ort Petkowice, 50 Kilometer vom Flughafen Danzig entfernt, setzt zweifelsohne auf optische Reize und bietet dem Golfer damit ein unvergessliches Erlebnis.
Üppige Wasserhindernisse und breit angelegte Bahnen sorgen für einen hervorragenden Platz, der ohne Probleme mit den Plätzen aller Welt mithalten kann. Von dem Schotten Cameron Sinclair angelegt und von einem lokalen Finanzier ermöglicht, wird der Club von Sebastian Marian geführt und liebevoll gepflegt. Neben dem makellosen Platz sticht besonders das Clubhaus hervor, das beweist, dass hier Golfliebhaber und -kenner am Werk waren und sind. Mit opulenten Ledergarnituren ausgestattet, erweckt es den Flair eines britischen "Gentlemen's Club" und bietet neben ausgezeichnetem Essen auch hervorragende Drinks. Dies ist sicherlich auch einer der Gründe, warum sich genau hier die Scharen an schwedischen Golfern tummeln und auch unsereins sich nach der Runde besonders wohl fühlte.
Danzig - Pittoreske Altstadt in der die Geschichte mitschwingt
Die ehemalige Hanse-Metropole Danzig sollte jedem ein Begriff sein, ist sie doch fest mit der deutschen Geschichte verankert und hat viele wegweisenden Menschen, politische Bewegungen und Schicksale erlebt. So erblickte nicht nur Günther Grass das Licht der Welt in dieser Hafenstadt, sondern auch die Solidarnosc-Bewegung, die als Arbeiterstreik begann, dann zur politischen Wende 1989 entscheidend beitrug und schließlich heute mit einem Zentrum inmitten der Stadt allgegenwärtig bleibt.
Dies sind nur zwei Beispiele der kulturellen Mannigfaltigkeit dieser Stadt, die zu einem der größten Schmelztiegel Polens gereift ist. Neben dem Hafen, der Altstadt, der alten Leninwerft und dem Goldwasser bietet Danzig noch so viel mehr. Eine Reise in diese anregende und erfüllende Stadt sollte man sich daher auf keinen Fall entgehen lassen. Damit Besagtes auch fußläufig und ausgiebig erkundet werden kann, bietet sich ein Hotel inmitten der Altstadt an. Das Stay Inn ist hier die perfekte Wahl und bietet darüber hinaus einen Blick über die Dächer der Altstadt und die direkt gegenüberliegende Basilika.
Tokary Golf Club - Bergsteigen und ein Par 6
Nach unserer ersten Runde Golf im Sierra Golf Club und den zahlreichen Eindrücken in Danzig ging es etwas außerhalb von Danzig, circa 20 Minuten vom Flughafen entfernt, an eine topografische Herausforderung. Der Tokary Golf Club in Przodkowo, der erst jüngst zu einem 18-Loch Platz ausgebaut wurde, beeindruckte besonders mit seinen zahlreichen Steigungen und Gefällen. Teils übertriebene Höhenunterschiede mussten gemeistert werden, für die glücklicherweise genügend Golfcarts zur Verfügung stehen.
Die beiden absoluten Highlights dieses noch sehr jungen, und noch nicht zur Gänze eingewachsenen, Platzes stellten zum Einen das 640 Meter lange Par 6, natürlich bergauf, dar und zum Anderen das Grün des 10. Lochs. Dieses ist nämlich kaum anders angelegt, als das berühmte 17. Grün des Oldcourses in St. Andrews. Das sogenannte Road Hole besticht durch eine Straße unmittelbar hinter dem extrem schmalen Grün. Dies birgt neben zahlreichen Gefahren für Golfer und Autofahrer auch eine große Herausforderung für die Annäherungen und lässt das Loch in spektakulärer Erinnerung.
Sand Valley G&CC - Das unumstrittene Highlight
Der dritte Tag unserer "Golferkundungstour" durch Polen hielt die Überraschung schlechthin parat. Im wunderschönen Ermland-Masuren gelegen, von dem Finnen Lassi Tilander entworfen und von seinem Stiefbruder Antti Pohjonen geführt, kehrten wir zu den Wurzeln des Spiels zurück und fanden einen der besten Linkskurse auf dem europäischen Festland. Der Sand Valley G&CC hat einfach alles, was das Golferherz in seiner kargen Vorstellung wünscht. Waste Areas soweit das Auge reicht, brettharte und ondulierte Grüns, Ginster und Farne in verschiedensten Ausprägungen. Nicht umsonst hat es der Platz unter die Top 200 in Europa geschafft.
Dieser Platz ist zu einhundert Prozent "Back to the Roots" und gerade deswegen einfach ein Traum und ein absolutes Muss. Wer von dem typisch britischen Design noch nicht gänzlich überzeugt ist, auf den wartet an Loch 9 das "Signatur Hole". Vollkommen aus dem sonstigen Layout gerissen, findet der Golfer auf einmal ein Par 4 vor, auf dem der zweite Schlag mitten in einen Wald gespielt werden muss, in dem sich das Grün befindet.
Wer nach der Runde abschalten möchte und die Umgebung genießen will, der kann dies im nahegelegenen Elblag tun. Hier lädt das Hotel Elblag mit seinem Spa-Bereich und seinem hervorragenden Restaurant zum Entspannen ein. Die Stadt bietet einen Ausblick auf die weiteren nicht-golferischen Möglichkeiten der Region. Direkt am Kanal gelegen lädt Elblag zum Fischen oder Boot fahren ein und schmückt sich mit seinem imposanten und atemberaubenden Dom direkt gegenüber des Kanals.
Mazury G&CC - Hamburger Jungs im Osten Polens
Der letzte Platz unserer Reise brachte uns weit in Richtung Osten, in die Region der Masurischen Seenplatte. Ein beliebtes Reiseziel innerhalb Polens mit zahlreichen Erholungsangeboten und, wie der Name schon sagt, Seen soweit das Auge reicht. Inmitten dieser naturbelassenen Gegend und knapp 1000 Kilometer von Köln entfernt trafen wir auf die Familie Baclawski. Die Baclawskis, so stellte sich heraus, lebten jahrelang in Hamburg und investierten 2010 in den Kauf des Mazury G&CC.
In den folgenden Jahren formten sie unter der Mithilfe von Audi als Sponsor den Golfplatz zu einem der Aushängeschilder Polens und können inzwischen auf den mitgliederstärksten Club außerhalb Warschaus blicken. Der Platz selber besticht durch enge, naturbelassene und wasserreiche Bahnen, die teilweise sehr anspruchsvoll sind. Ein natürlicher und sehr gepflegter Platz, der, da waren wir uns einig, ebenso gut in die niederbayerische Landschaft hätte passen können. Das, am Tag vor unserem Besuch eingeweihte, Clubhaus bietet alles was das Golferherz nach einer kräftezehrenden Runde begehrt und lädt mit seinen Zimmern auch zu Übernachtungen ein.
Wer es etwas edler und besonders haben möchte, der kann im Hotel Marina Golf Club residieren. Das 5-Sterne-Hotel in den Masuren bietet neben einem weitläufigen Spa-Bereich auch Seen zur Vorder- und Hinterseite des Hotels und eine ausgezeichnete Küche nebst Bar.
Was bleibt, ist die Ernüchterung
Auf unserer Golfreise durch den Nordosten Polens haben wir nicht nur vier der fünf Plätze kennengelernt, sondern auch viele interessante Gespräche geführt. Der Konsens bei den Betreibern der Anlagen war das Steuerproblem. Warum Steuern, werden Sie sich jetzt fragen. Das Problem in Polen, so sagte es uns Antti Pohjonen, der CEO des Sand Valley G&CC, sei die steuerliche Stellung und Behandlung von Golfclubs und deren Betreibern im ehemals kommunistischen Polen. So wird eine Steuer für jeden Quadratmeter des Platzes erhoben, was die Kosten in eine in Deutschland unvorstellbare Höhe treibt.
Im Dialog haben wir unser Modell mit Betreibergesellschaften, GmbH's oder eingetragenen Vereinen erläutert und so möglicherweise auch Denkanstöße für zukünftige Verhandlungen geliefert. Die Familie Baclawski mit ihrer "Deutschlanderfahrung" klagte ebenfalls über die Zustände, aber will sich von diesen Hürden nicht unterkriegen lassen.
Sie glauben ebenso an den Erfolg des Golfsports in Polen, wie der Finne Antti Pohjonen und der Pole Sebastian Marian im Sierra Golf Club. Eine große und wichtige Komponente für den Erfolg könnte hierbei die bereits stattfindende enge Zusammenarbeit dieser drei "Golfagitatoren" sein.
Nach den Erlebnissen, den Gesprächen und den gespielten Plätzen in Polen fällt unser Fazit dementsprechend positiv aus. Das Land mit einer Dunkelziffer von 3000 bis 5000 Golfern hat einige gute bis sehr gute Plätze, die höchstprofessionell und mit Herzblut geführt werden. In den kommenden Jahren kann und wird sich in Polen golferisch vieles tun und zum Positiven entwickeln. Dazu können wir als deutsche Touristen viel beitragen, indem wir uns die Möglichkeiten vor Ort einmal genauer anschauen und einen kurzen Abstecher in das Nachbarland in unsere nächsten Urlaubsplanungen mit aufnehmen.
Eine sehr optimistische Einschätzung. Man sollte jedoch die zurzeit leider wieder einmal spürbare „deutschfeindliche“ Einstellung in Polen nicht außer Acht lassen. In einer geführten Reise geht dies vermutlich etwas unter.
Golfreisen nach Polen.
die Golfplätze bei Danzig haben wir schon seit über 12 Jahren im Programm. Insbesondere der Sierra ist Weltklasse. Aber was in Ihrem Bericht komplett fehlt, sind die neuen Plätze entlang der Oder, wie „Amber Baltic“, sowie der neue Weltklasseplatz von Gary Player: „Modry Las“. Hier haben wir eine wunderschöne Golfreise nächste Jahr. Über die Insel Usedom geht es zu den Highlights in West-Polen.
Guten Tag Herr Faust,
bei diesem Artikel handelt es sich um das Ergebnis einer Pressereise, die uns in die beschriebenen Gegenden Pommern und Masuren führte. Dort haben wir uns die Highlights dieser Region genauestens angeschaut und ansprechend beschrieben. Gerne dürfen Sie uns zu ihrer nächsten Golfreise nach Polen einladen, sodass wir dieses spannende Land ganzheitlich erkunden können.
Das Golf Post Team
Hallo Herr Bulitz, gerne leiten wir Ihre Einladungs-Anfrage an unser Standorthotel, das 6* „Steigenberger Grandhotel Heringsdorf“ auf Usedom weiter. Der Reisetermin wäre: 24. Juni bis 01. Juli 2017. Weitere Informationen über: http://www.golfreisen-und-meer.com