Es war kaum anders zu erwarten, nach der erneuten Ryder-Cup-Schlappe offenbaren sich tiefe Risse im Gefüge der US-Auswahl: Schon bei der Abschlusspressekonferenz fuhr Phil Mickelson schwere Geschütze gegen seinen Kapitän Tom Watson und dessen Management in Gleneagles auf. Ausgangspunkt war eine Betrachtung des bislang letzten US-Sieges 2008 unter Paul Azinger. Für „Lefty“ gab es damals zwei Schlüssel, „durch die wir unser Bestes geben konnten“: Die Spieler seien in alle Entscheidungen des Kapitäns einbezogen gewesen, Azinger habe zudem für jede mögliche Situation einen taktischen Spielplan gehabt. Wie schon Corey Pavin 2010 und Davis Love III 2012 sei auch Tom Watson „von dieser Erfolgsformel abgewichen“.
Zur aktuellen Situation sagte der zehnfache Ryder-Cupper: „Nein, hier wurde niemand in irgendeine Entscheidung einbezogen“. Watson saß derweil am anderen Ende des Tischs und erwies sich als Gentleman, wollte von Illoyalität Mickelsons nichts wissen: „Es ist ok, dass er das sagt. Meine Management-Philosophie ist halt eine andere.“ Apropos Erfolgsformel: Jim Furyk wüsste auch gerne ein Ryder-Cup-Patentrezept, „dann hätte ich diesen Scheiß schon vor langer Zeit geändert.“
Donaldson ist der „Monarch von Gleneagles“
„Es war der Schlag meines Lebens“: Mit seiner phantastischen 128-Meter-Annäherung an Loch 15 zum (geschenkten) Tap-in-Birdie hat Jamie Donaldson den Ryder-Cup-Triumph der Europäer perfekt gemacht. Und bekam gleich einen neuen Spitznamen: In Anlehnung an den von Jack Nicklaus gebauten Monarchs Course, den man 2001 in PGA Centenary Course umbenannte, ist der Waliser fortan „The Monarch [Der Herrscher] of Gleneagles“.
Faldo mit koketter Reue
Reue per Twitter: Nachdem sich Nick Faldo mit seiner Bemerkung, Sergio Garcia sei beim Ryder Cup 2008 „nutzlos“ gewesen, gehörig in die Nesseln gesetzt hat, rudert der Engländer jetzt mächtig zurück. Seinen Tweet zum europäischen Sieg garnierte Sir Nick mit dem koketten Hashtag „#sadlya,Useless‘Captain“ („Leider ein nutzloser Kapitän“): „Hätte ich 2008 doch auch zu so einem leidenschaftlichen und erstaunlichen Spiel inspirieren können.“
@rydercupEUROPE Fantastic Euro win! Will always wish I could have inspired such passion and amazing play in 08! #sadlya"Useless"Captain — Sir Nick Faldo (@NickFaldo006) 28. September 2014
„Monty“ lobt Patrick Reed
Ian Poulter muss seine Wahl revidieren: Der Engländer, der mit so viel Herzblut dabei ist, hatte Keegan Bradley als sein US-Pendant in Sachen Ryder-Cup-Spirit genannt. Doch es war eher Patrick Reed, der vor allem am Sonntag, poultereske Emotionen zeigte. Auch wenn die Attitüde des Texaners nicht jedermanns Geschmack war, Colin Montgomerie hat‘s imponiert: „Patrick Reed ist brillant“ sagte Europas siegreicher Kapitän von 2010. „Amerika bräuchte zwölf solcher Typen.“
Fowler und Watson veräppeln Schotten
Wer einen Rock trägt, muss offenbar auch ein Mädchen sein: Also stülpten sich Rickie Fowler und Bubba Watson Perücken auf, posierten im karierten Rock und veräppelten so die Schotten. Ziemlich geschmacklos.
What just happened? pic.twitter.com/OeH6FjRusc — Hunter Mahan (@HunterMahan) 28. September 2014
McDowell: Matchsieg zum Hochzeitstag
Besondere Motivation: 3down lag Graeme McDowell schon nach fünf Löchern gegen Jordan Spieth, dann drehte der Nordire das erste Match und gewann mit 2&1. „Ich wollte ein Zeichen an meine Teammitglieder senden, das hat mich angetrieben.“ Doch McDowell, gerade Vater einer Tochter geworden, hatte noch einen weiteren Ansporn. Das Ryder-Cup-Finale war gleichzeitig sein erster Hochzeitstag: „Meine Frau Kristin hat sich einen Punkt gewünscht und ich dachte mir, es wäre besser, sie nicht zu enttäuschen.“
Wenn der Schampus vorzeitig ploppt…
Wie alberne Schuljungen, die bei einem Streich ertappt werden: Mit der ersten Siegerpulle Champagner warten Rory McIlroy und Graeme McDowell auf das Ende des Matchs von Victor Dubuisson gegen Zach Johnson, um den Franzosen zu duschen. Doch dann ploppt der Korken und die Schampusflasche geht vorzeitig hoch. Die Reaktion der beiden Nordiren ist sehenswert…
Nicklaus ist jetzt European-Tour-Mitglied
Sieger sind großzügig: Im Rahmen der Ryder-Cup-Schlussfeierlichkeiten wurde der 18-fache Majorsieger Jack Nicklaus zum Ehrenmitglied der European Tour auf Lebenszeit ernannt. Tour-Chef George O‘Grady überreichte dem 74-jährigen Amerikaner eine silberne Mitgliedskarte.
Marcel Schneider gewinnt Pro Golf Tour 2014
Nicht nur in Gleneagles wurde gefeiert: Marcel Schneider (Pleidelsheim) hat die Pro Golf Tour 2014 gewonnen. Beim Saisonfinale, dem Polish Masters nahe Warschau, belegte der 24-Jährige hinter dem Sieger Floris de Vries (Niederlande) den geteilten zweiten Platz, gemeinsam mit Anton Kirstein (Frankfurt) und Stephan Gross (Leimen).