Das Regelwerk im Golfsport besteht eigentlich "nur" aus 24 Regeln, die allerdings durch diverse Absätze und Ergänzungen erweitert sind. So sollen alle möglichen Spielsituationen abgedeckt und eindeutig geregelt sein. Dennoch kommt es immer wieder zu Unstimmigkeiten und Diskussionen, was die Auslegung der Regeln betrifft. Wir haben die größten Regelkontroversen des Jahres 2021 zusammengetragen.
Doppelte Diskussion um eingebettete Bälle
Schon direkt zu Beginn des Jahres bei der Farmers Insurance Open sorgten gleich zwei ähnliche Situationen in einer Runde für Diskussionen unter den Golferinnen und Golfern. Sowohl Patrick Reed als auch Rory McIlroy hatten - unabhängig voneinander - auf ihrer dritten Runde eine straffreie Erleichterung in Anspruch genommen, weil sie meinten, ihr Ball sei eingebettet gewesen, d.h. in der eigenen Pitchmarke liegen geblieben. Bei beiden Profis konnte allerdings durch Fernsehbilder bewiesen werden, dass der Ball aufgesprungen war, bevor er zum Liegen kam. Da beide die Landung ihrer Schläge nicht sehen konnten, die Bodenverhältnisse sehr feucht und weich waren, wodurch der Ball eingebettet aussah, und weil die Spieler nach ihrem jeweiligen Kenntnisstand nicht absichtlich gegen die Regel verstießen, wurden beide Profis "freigesprochen". Patrick Reed gewann das Turnier im Anschluss sogar.
Disqualifikation beim Masters 2021
Matthew Wolff erlebte beim US Masters 2021 ein rabenschwarzes Turnier. Bei seiner zweiten Teilnahme am prestigeträchtigen Major im Augusta National unterschrieb der Amerikaner am zweiten Tag eine Scorekarte mit falschem Ergebnis, was zur Disqualifikation führte. An der 17 hatte der damals 21-Jährige weniger Schläge notiert, als er gespielt hatte und wurde Regel 3.3b (3) folgend umgehend vom Turnier ausgeschlossen.
Zehn Schläge Strafe wegen eines kleines Punktes
Bei der Palmetto Championship auf der PGA Tour wurde Mark Hensby im Juni dieses Jahres mit insgesamt zehn Schlägen Strafe belegt, weil er einen falschen Ball spielte. Beim Aufwärmen muss der Amerikaner einen falschen Ball eingesteckt und diesen schließlich im Laufe seiner Runde gespielt haben. Erst fünf Löcher später fiel dem damals 49-Jährigen ein kleines Detail am Spielgerät auf, das das "Corpus Delicti" entlarvte. Laut der "One-Ball-Rule", die verhindern soll, dass Golfer je nach Spielsituation unterschiedliche Bälle nutzen, bekam Hensby für jedes der Löcher, auf denen er den falschen Ball spielte, zwei Strafschläge hinzu addiert, sodass aus einer 74 auf seiner Scorekarte eine 84 wurde und er aus dem Turnier ausstieg.
Mark Hensby, the rare 50-burger on the front. pic.twitter.com/CzEMH0l9sa
— Sean Fitz (@seanfitz247) June 10, 2021
Regelkontroversen beim Solheim Cup
Auch die großen Mannschaftswettbewerbe der Damen und Herren blieben von Regeldiskussionen nicht verschont. Am ersten Tag des Solheim Cup 2021, den die Europäerinnen bekanntlich gewannen, kam es zu großen Diskussionen um einen zu früh aufgehobenen Ball. Nelly Korda hatte zum langen Eagleputt angesetzt, doch der Ball wollte um Millimeter nicht ins Loch fallen. Madelene Sagstrom, ihre europäische Kontrahentin im Fourball-Match, schritt an das 13. Loch heran und hob den Ball auf, um den Putt der Gegnerin zu schenken - wie es im Matchplay üblich ist. Doch die Schiedsrichterin schritt ein und erklärte, dass die Schwedin nicht lang genug gewartet habe, bevor sie das weiße Spielgerät vom Grün entfernte, der Ball über der Lochkante gelegen habe und deshalb eventuell noch hätte fallen können. Deshalb wurde Regel 13.3b angewendet und der Ball mit dem vorherigen Schlag als gelocht gewertet, was für reichlich Gesprächsbedarf auf Seiten der Europäerinnen sorgte. Durch das Eagle gewannen die Amerikanerinnen Korda und Ally Ewing das Loch und schließlich auch das Match.
Brooks Koepka wird beim Ryder Cup 2021 ausfällig
Auch beim Kontinentalwettbewerb der Herren wurde reichlich diskutiert - und zwar zwischen Brooks Koepka und den Regelhütern des Wettbewerbs. Beim Fourball-Match gegen die "spanische Armada" Garcia/Rahm landete der Abschlag von Koepkas Spielpartner Daniel Berger in der Nähe eines Abflusses, weshalb der viermalige Majorchampion eine straffreie Erleichterung forderte. Doch die hinzugerufenen Schiedsrichter waren anderer Meinung, weshalb sich eine minutenlange Diskussion ergab. Schließlich musste Koepka die Entscheidung der Schiedsrichter hinnehmen, hatte aber dennoch Angst um sein lädiertes Handgelenk. "Wenn ich mein Handgelenk breche, ist es eure verf***te Schuld", wurde der 31-Jährige gegenüber den Offiziellen ausfällig. Doch viel Drama um nichts: Koepka brachte den Ball aufs Grün und verletzte sich nicht, verlor aber das Duell gegen die Europäer.
Brooksy-Regel sorgt für Aufruhr
Die Fehde zwischen Bryson DeChambeau und Brooks Koepka hat uns das ganze Jahr über begleitet. Wohl mit der Aussicht auf Kohle aus dem Player Impact Program gestartet, spitzte sich die Rivalität über Wochen und Monate hinweg zu. Soweit, dass sogar extra eine neue Regel eingeführt wurde, die den dünnhäutigen DeChambeau schützen sollte. Koepka hatte nämlich Freibier für seine Fans ausgelobt, die sich auf den Golfplätzen mit "Brooksy"-Rufen lautstark bemerkbar machten. Allerdings nicht in seine Richtung, sondern als Verhöhnung gegenüber BDC. Dieser zeigte sich nach dem verlorenem Playoff-Duell mit Patrick Cantlay bei der BMW Championship nervlich sehr angeschlagen und konnte sich nur schwer davon abhalten, einen Fan anzugehen.
Daraufhin erklärte PGA-Tour-Commissioner Jay Monahan, dass die "Brooksy"-Rufe und anderes "unangemessenes, unsicheres, störendes oder belästigendes Verhalten" mit dem Rausschmiss geahndet werde. Diese Regelverschärfung rief bei den Spielern vor allem ironische Reaktionen und viel Unverständnis hervor.