Die PGA Tour schmeißt weiter mit dem Geld um sich. Nach dem Gießkannenprinzip. Einfach draufhalten. Und wie bei der Gießkanne kriegen auch im Golf die Gewächse in der Mitte, sprich die Stars, das meiste Wasser ab. Obszöne 20 Millionen Dollar ist der Players-Preisgeldtopf für 2022 schwer; der Sieger im TPC Sawgrass dürfte allein mindestens drei Millionen einstreichen, nachdem schon die jüngste Anhebung der Gesamtdotierung von 12,5 auf 15 Millionen den 2021er-Gewinnerscheck um 475.000 Dollar fetter werden ließ (von 2,25 auf 2,7 Millionen Dollar). Schwindelerregend. Und irgendwie ohne Maß.
50.000 Dollar Prämie für mindestens 15 Turniere
Das nämlich fehlt bei der gleichzeitigen Verkündung des „Play 15 Bonus“, der als Anreiz für die spielenden Mitglieder ausgelobt wird, mindestens 15 Turniere der Top-Tour pro Saison zu absolvieren. Wofür es dann 50.000 Dollar Zuschuss pro Nase gibt. Auf den ersten Blick eine nette Geste aus Ponte Vedra Beach, wo „Commish“ Jay Monahan und die Seinen ihren Hauptdarstellern ganz offensichtlich Teilhabe an dem feisten TV-Vertrag mit CBS und NBC gewähren wollen, der mit Beginn der neuen Saison in Kraft trat. Wie gesagt, auf den ersten Blick.
Denn die 50.000 Dollar „Antrittsprämie“ kriegt jeder Pro, der 15 Mal an den Start geht – ganz gleich, ob er wie Patrick Cantlay gerade den 15-Millionen-Dollar-Jackpot des FedEx-Cup abgeräumt hat, ohnehin Golf-Multimillionär im hohen zweistelligen Bereich ist oder „bloß“ Johnson Wagner heißt, der es mit 16 Turnieren gerade mal auf Rang 217 brachte und lediglich 76.464 Dollar verdiente.
Halbe Million Dollar als Saison-Budget
Will heißen: Während die 50.000 Dollar für einen Dustin Johnson eher „Peanuts“ und ganz nett sind, um seiner Paulina Gretzky nächstes Jahr davon die Brautschuhe zu kaufen, ist der Bonus für die Johnson Wagner und Co. dieser Golfwelt richtig viel Geld und womöglich von existenzieller Bedeutung. Immerhin hat Bryson DeChambeau dieser Tage in einem Podcast enthüllt, dass jeder Tour-Profi jenseits von FedEx-Cup-Position 165 in Sachen Saisonkosten Miese macht.
Damit lässt sich das notwendige Budget ziemlich genau eingrenzen, das es braucht, um eine Spielzeit auf der PGA Tour zu finanzieren: rund eine halbe Million Dollar. „Wir sind selbstständige Unternehmer, müssen alle Kosten aus eigener Tasche bezahlen“, verdeutlichte „BDC“ und zählte auf: „Reisen, Hotel, Essen, Caddie, Trainer, Physio – alles. Und die meisten müssen auch noch eine Familie ernähren. Man denkt immer, das Leben auf der Tour sei grandios, doch für sehr viele ändert sich das schlagartig, wenn sie mal drei Cuts in Serie verpassen.“
Das golferische Existenzminimum
In der von DeChambeau angeführten Region bewegte sich beispielsweise Rafael Cabrera-Bello, der die vergangene Saison mit einem Preisgeld von 486.337 Dollar beendete, folglich Verluste schrieb und gerade mit den 233.900 Euro für die Open de España schon früh einen gewaltigen Schritt in Richtung golferisches Existenzminimum getan hat. Nicht zu vergessen ist übrigens, dass Ausrüster- und Sponsorenbezüge bei den weniger klangvollen und arrivierten Namen keineswegs in klingender Münze, sondern allenfalls in Sachleistungen fließen.
Vom Leben auf unterklassigen Touren gar nicht zu reden. Unvergessen ist der Fall des Minitour-Akteurs Michael Visacki, dem Justin Thomas beim Colonial im Mai einen großzügig bemessenen Scheck zur Fortsetzung des Profigolfer-Traums zusteckte.
— Rick Gehman (@RickRunGood) May 31, 2021
Aber nein, die PGA Tour streut ihren Zaster einfach wahllos unters Tour-Volk statt zu differenzieren, mit den Hilfszahlungen“ ihres „Play 15 Bonus“ wirklich und gezielt diejenigen zu unterstützen – ab Platz 50 oder 75 vielleicht –, die am Rand der golferischen Existenz taumeln und jahrein jahraus ums Überleben kämpfen müssen. Was dem Fokus auf Spiel und Leistung überdies wenig zuträglich ist. Wie sagte Lee Trevino mal: „Richtiger Druck ist, wenn du um eine Wette von zehn Dollar spielst, allerdings nicht einen Penny in der Tasche hast.“ Nicht jeder wächst mit solch einer Hypothek über sich hinaus.
Koreanischer Vielspieler mit 98 Turnieren seit 2017
Und: Als ob die Jon Rahm und Co. an der Spitze des Golf-Establishments ein Problem damit hätten, 15 Turniere voll zu machen. Vier Majors, The Players, die World Golf Championships, Tournament of Champions (auch mit Dotierungszuwachs), dazu begehrte Klassiker wie die Farmers Insurance Open, die Phoenix Open, das Genesis Invitational oder das Memorial: Damit ist der Drops nahezu gelutscht.
Den Vogel schießt diesbezüglich übrigens Sungjae Im ab, der gerade die Shriners Children’s Open gewonnen und 1,26 Millionen Dollar eingesackt hat. Der 23-jährige Koreaner schlägt seit 2017 auf der PGA Tour ab und hat bereits 98 Turniere auf dem Buckel. Ende 2020 erwarb er ein Haus in Atlanta, dürfte freilich noch nicht allzu oft daheim gewesen sein: Im klettert buchstäblich auf jede Tour-Teebox, die er finden kann, ging allein in der vergangenen Saison 35 Mal an den Start. „Play 15 Bonus“? Danke fürs Taschengeld.
Apropos: Ist es für die offensichtlich auf Säcken voller Schotter sitzende PGA Tour gleichermaßen. Gemessen an 2020/2021 wären zum Saisonende 207 mal 50.000 Dollar an jene Spieler zu verteilen, die im FedEx-Cup-Ranking 15 und mehr Events bestritten haben: summa summarum 10,35 Millionen Dollar. Ein Pappenstiel, wenn gleichzeitig für ein absurdes „Player Impact Program“ 40 Millionen unter zehn Stars verteilt werden. Eben, mit dem sinnvollen Verteilen haben sie es in Ponte Vedra Beach halt nicht so.