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Back Nine

Pereira und die PGA Championship: „Könnte ich diesen Schlag bloß wiederholen“

23. Mai. 2022 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Mito Pereira hadert nach dem letzten Putt über die vergebene Chance auf den Sieg bei der PGA Championship 2022. (Foto: Getty)

Mito Pereira hadert nach dem letzten Putt über die vergebene Chance auf den Sieg bei der PGA Championship 2022. (Foto: Getty)

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Mito Pereira bewies auch in der Niederlage Klasse: Während die Beobachter seinen verpatzten Abschlag auf dem 72. Loch dieser 104. PGA Championship in die Liste bemerkenswerte Major-Kollapse einordneten, stellte sich der 27-jährige Chilene, der in Southern Hills erst sein zweites Major bestritt und auf der Finalrunde eine Drei-Schläge-Führung nicht ins Ziel bringen konnte, tapfer den Mikrofonen.


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Er sei so angespannt gewesen, dass er den Bachlauf auf der rechten Seite der Schlussbahn schlicht vergessen habe: „Ich wusste vor lauter Druck echt nicht, was ich tue, und wollte den Ball nur irgendwie ins Spiel bringen, habe indes zu weit nach rechts gezielt.“ Zudem war der Drive völlig verkrampft – kein Wunder, bei nur noch -6 fürs Turnier und Leuten wie Justin Thomas und Will Zalatoris mit -5 im Nacken. Ein Par hätte Pereira, dessen Vorname eigentlich Guillermo lautet, auf dem schwierigsten Loch des Kurses gereicht: „Ich dachte, irgendwie werde ich die 18 schon schaffen und das Turnier gewinnen.“ Doch stattdessen wünschte er sich hernach: „Könnte ich den Schlag bloß wiederholen.“

Auch über ein Bogey und die Play-off-Teilnahme wäre der Mann schon glücklich gewesen, der mit Joaquin Niemann in Santiago de Chile groß wurde, als 14-Jähriger schon mal für zwei Jahre die Schläger an den Nagel gehängt hatte („Ich war’s irgendwie satt und musste mal eine Weile aussetzen“), beim Olympia-Turnier in Tokio erst im Play-off die Bronzemedaille verpasste und dank dreier Siege auf der Korn Ferry Tour heuer seine Rookie-Saison auf der PGA Tour spielt. Doch es wurden schlussendlich ein Doppel-Bogey und der mit Cameron Young geteilte dritte Platz sowie ein Scheck über 870.000 Dollar. Angesichts der Ausgangssituation wenig tröstlich, aber Pereira trug es mit Fassung: „So wollte ich diese Woche zwar nicht beenden, aber was soll’s. Ich habe gut gespielt und letztlich ein gutes Ergebnis erzielt. Es wird eine neue Chance geben.“


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Apropos „den Mikrofonen stellen“: Rory McIlroy, der sich nach vier Birdies in Serie auf der Front Nine noch was in Sachen fünftes Major ausgerechnet hatte, aber dann außer zwei Bogeys nichts mehr zuwege brachte, wimmelte nach seiner Finalrunde alle Medienanfragen ab und verließ kommentarlos die Anlage. Und so bleibt als Erinnerung neben seiner tollen 65 zum Auftakt vor allem jenes Bild aus den Tagen vor dem Turnierstart, als sich der Nordire mit Tochter Poppy im Arm selbst auf selbigen nimmt:

Will Zalatoris: „Majorsieg nur eine Frage der Zeit“

Jetzt erst recht: Die Play-off-Niederlage gegen Justin Thomas hat Will Zalatoris nur kurz erschüttert, der 25-Jährige steckte die Enttäuschung über den erneut knapp verpassten Major-Sieg schnell weg. „Mein Kindheitstraum war nie, Weltranglistenerster zu werden oder so was. Es ging immer um Majors“, sagte der Senkrechtstarter am Abend in Southern Hills, der vor zwei Jahren noch auf der Korn Ferry Tour gespielt hat. Acht Mal ging der Schlaks bislang an den Start eines Grand-Slam-Turniers, fünf Mal schaffte er es in die Top-Ten, bereits beim Masters 2021 war er Zweiter hinter Hideki Matsuyama. Und deswegen weiß Zalatoris, „dass ich eins gewinnen werde“: „Es ist nur eine Frage der Zeit.“

„Bones“ MacKay und die Sieg bringende Ansprache

Aufbauende Worte: Im Augenblick des Triumphs hat Justin Thomas freimütig bekannt, dass er die Wanamaker Trophy für den Gewinn der PGA Championship ohne den verbalen Einsatz seines Caddies Jim „Bones“ MacKay wohl kaum zum zweiten Mal in der Hand halten würde. Am Samstag, als Thomas sich mit einer 74er-„Moving Day“-Runde scheinbar aus dem Rennen geschossen hatte, nahm der erfahrene Looper, der schon mit Phil Mickelson fünf Majorsiege gefeiert hatte, seinen Spieler ins Gebet. „Ich fühlte mich echt fürchterlich und haderte mit meinem Spiel, aber er sagte: ,Hey Alter, hör auf, so hart mit Dir ins Gericht zu gehen, immerhin bist du doch ständig irgendwie vorn mit dabei, sobald wir spielen“, berichtete Thomas. „Bones“ habe ihm geraten: „Lass auch schlechte Dinge einfach passieren, das ist nun mal so. Du musst nicht perfekt sein, musst Dich nicht niedermachen. Wenn Du damit gelassen und positiv umgehst, dann kommen die guten Dinge fast von selbst.“ Selten sei er darob nach einer miesen Runde mental so positiv gestimmt gewesen, bekannte Thomas; und sein Comeback am Sonntag gab MacKay recht: „Er hat mich echt wieder in die Spur gebracht.“

Der Tiger, der Fan, das Bier – der Rest ist pure Andacht

Das Foto der Woche: Tiger Woods im Rampenlicht – alle haben das Handy gezückt, um die Nähe zum Superstar per Foto fest zu halten. Alle? Nein, nicht alle. Ein einziger Sportkamerad am Fairway-Rand von Southern Hills verharrt in stiller Andacht, fast verzückt beinahe und der Menge um ihn herum entrückt. Den Tiger vor Augen, das Bier in den gefalteten Händen: Das ist purer Genuss und wahres Fan-Dasein. Wer braucht da schon Fotos.

Mickelsons Mutter plaudert über neuen „Lefty“

Lebenszeichen via Mama: Hat irgendwer bei dieser PGA Championship den Titelverteidiger vermisst, so unüblich dessen Abwesenheit auch immer sein mag? Lassen wir die Frage aber mal offen und hängen stattdessen eine weitere dran: Was macht eigentlich Phil Mickelson, der seit Februar, seit seinen Ausfälligkeiten gegen die PGA Tour und über die Saudis sowie dem Bekanntwerden seiner Kollaboration mit Greg Norman und der LIV-Serie untergetaucht ist? Während die Biographie über „Lefty“ jetzt erschienen ist, in der Autor Alan Shipnuck allerlei Indiskretionen verbreitet, bleibt der 51-Jährige selbst weiterhin stumm. Dafür spricht Mama Mary. In einem Telefon-Interview mit „USA Today Sports“ erzählte sie, ihr Sohn habe sein Aussehen verändert, so dass er in die Öffentlichkeit gehen könne, ohne aufzufallen. Nicht mal sie selbst habe ihn erkannt: „Er trägt jetzt etwas Bart und auch einen Schnäuzer. So was hat er nie zuvor getan.“

Insgesamt verlasse ihr Sohn sein Anwesen in Rancho Santa Fe/Kalifornien sehr selten und verbringe viel Zeit mit der Familie: „Ich wünschte, Ihr könntet ihn erleben. Er ist entspannt und lacht sehr viel, er scheint glücklich zu sein. Was wiederum mich glücklich macht, angesichts all der Begleitumstände.“ Und: „Was Golf betrifft, so geht er kaum ans Telefon, wenn es um Turniere geht. Wir reden auch nicht viel über Golf, obwohl wir immer mal im Garten putten und chippen, wenn er zu Besuch ist. Aber ich denke, Ihr werdet einen völlig anderen Menschen erleben, wenn er sich entscheidet wieder zu spielen – als einer, der einfach aus Spaß am Spiel spielt.“

Verirrter Rahm-Drive trifft TV-Moderatorin im Gesicht

Schlimmer Unfall: Alle Welt bedauerte den unglücklichen Aaron Wise, der bei der PGA Championship einen verirrten Abschlag von Cam Smith abbekommen hatte. Doch viel schlimmer traf es die „ESPN“-Moderatorin Sage Steele, die am Donnerstag einen Jon-Rahm-Ball direkt ins Gesicht bekam. Der Spanier hatte auf dem dritten Loch von Southern Hills seinen Abschlag nach links verzogen, wo Steele nach ihrer Sendung „SportsCenter“ als Zuschauerin am Fairway-Rand stand. Laut umstehender Fans sackte die 49-Jährige nach dem Volltreffer zu Boden und hielt sich die sofort blutüberströmte Hand vor Kinn, Mund und Nase. Der Aufprall war derart heftig, dass der Ball bis zurück aufs Fairway sprang. Nach einer medizinischen Erstversorgung wurde Steele ins Krankenhaus nach Tulsa gebracht, ist aber mittlerweile zuhause in Connecticut, wo sie offenbar auch zahnärztlich behandelt wird. Es ist aber die Rede davon, dass sie die Verletzungen vollständig auskurieren kann und keine bleibenden Spuren davonträgt.

James Nicholas und sein irrer Nachrücker-Start

Was für eine Story: Korn-Ferry-Tour-Spieler James Nicholas war 18. Nachrücker für die AdventHealth Championship in Kansas City/Missouri und hatte sich das Turnier schon abgeschminkt, als ihn Mittwoch Nacht daheim nahe New York die Nachricht erreichte, dass er nach etlichen Rückziehern im Feld doch starten könne. Also nahm Nicholas am Donnerstag Morgen den ersten Flug nach Kansas City, der dort freilich so verspätet eintraf, dass der 25-Jährige am Gepäckband nicht mehr auf seine Reisetasche und das Golfbag warten konnte, sondern direkt ins Taxi zum Blue Hills Country Club sprang.

Dort traf er nur wenige Minuten vor seiner Startzeit um 12.15 Uhr ein – ohne Schläger, Bag, Bälle, Schuhe oder Handschuhe. Doch das Team von Blue Hills erwies sich als extrem hilfsbereit – Bravo! – und lieh Nicholas alles Notwendige, um die erste Runde in Angriff zu nehmen. Außerdem ließ man sein Gepäck vom Flughafen abholen. Nach Runden von 76 und 74 Schlägen scheiterte Nicholas allerdings mit 6 über Par am Cut.

Puttergriffe zu nah aneinander: Disqualifikation

Regel-Irrsinn: Bei der amerikanischen Vierball-Meisterschaft wurde der College-Golfer Ty Gingerich aus Cincinnati disqualifiziert, weil er zwei Griffe an seinem Putter hatte, was nicht verboten ist. Aber der Spalt war zu schmal, der Abstand zwischen den jeweiligen Griffhülsen muss mindestens 1,5 Inch (3,8 Zentimeter) betragen. Der „Sünder“ wurde von einem Offiziellen des Golfverbands USGA auf dem Parkplatz „gestellt“, der Putter wurde vermessen, dann war das Turnier für ihn zu Ende. Ein Twitter-User hatte dafür folgenden Kommentar:

Gingerich selbst war anfangs perplex, nahm es dann hingegen mit Sportsgeist: „Es ist nun mal die Regel, und ich habe sie gebrochen. Deshalb ist Golf ein besonderes und einzigartiges Spiel: Du musst halt ehrlich sein und die Dinge richtig machen, mit was anderem kommst du nicht durch.“

Alles makellos für die PEO in Green Eagle

Zum Schluss: … ein Blick nach vorn. Nächste Woche findet zum fünften Mal die Porsche European Open auf dem Porsche Nord Course der Green Eagle Golf Courses in Winsen (Luhe) nahe Hamburg statt – und seit Wochen bereitet Mitinhaber Michael Blesch seine Anlage in gewohnt akribischer Unermüdlichkeit auf den Saisonhöhepunkt vor. Also, schauen wir ihm zur Einstimmung auf die PEO sozusagen mal über die Schulter:

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