Phil Mickelson ist raus – eine US Open wird „Lefty“ wohl nie mehr gewinnen; und angesichts seiner LIV-Liebäugelei ist ohnehin fraglich, ob er jemals noch eine„Offene Amerikanische“ spielt. Rory McIlroy hat heuer beim Masters mit einer phänomenalen Schlussrunde und dem letztendlich zweiten Platz zwar besser abgeschnitten als jemals zuvor, dennoch vermasselt sich der Nordire den Erfolg in Augusta gern in den ersten Tagen.
Biestiger Bolzen im Schwung
Damit bleibt in Sachen Karriere-Grand-Slam und aktuelle Aspiranten nur noch Jordan Spieth, der bei dieser PGA Championship einmal mehr die Gelegenheit hat, auch das vierte Golf-Major zu gewinnen. Damit würde der Texaner perfekt machen, was zuvor nur Tiger Woods, Jack Nicklaus, Gary Player, Ben Hogan und Gene Sarazen gelungen ist.
Die Perspektiven waren dünn gesät, seit Spieth 2015 mit dem Masters und dem US-Open-Sieg in Chambers Bay sowie 2017 mit der Open Championship von Royal Birkdale die „Triple Crown“ bereits eingefahren hat. Anschließend jedoch schien das Major-Quartett für den formschwachen einstigen „Golden Boy“ des amerikanischen Golfsports meilenweit entfernt, der mit einem biestigen Bolzen in seinem Schwung zu kämpfen hatte, selbigen fast verloren zu haben schien und beim Gipfeltreffen der Professionals über einen geteilten dritten Platz 2019 in Bethpage Black nicht mehr hinaus kam.
Die Tour der Professional Golfers Association ("PGA") ist die weltweit wichtigste Turnierserie für den Profigolfsport und gipfelt in der PGA Championship. Golf Post hat die Sieger der letzten Dekaden in einer Bilderstrecke zusammengefasst.
Texaner kommt mit breiter Brust
In Southern Hills hingegen ist die Chance besser denn je zuvor seit der besten Platzierung „ever“, dem Rang zwei von Whistling Straits vor sieben Jahren hinter Jason Day. Nicht nur, dass Spieth seinen Schwung wieder im Griff und das Trauma der drohenden sportlichen Bedeutungslosigkeit auch dank des Heimsiegs vor einem Jahr bei der Valero Texas Open überwunden hat. Er legt überdies neuerlich jene jugendliche Unbekümmertheit an den Tag, die ihn einst so mitreißend aufspielen ließ. „Ich versuche einfach, vor allem Spaß zu haben“, sagt er: „Ansonsten macht mein Caddie Michael Greller einen tollen Job und lenkt mich vom Golf ab, wenn ich morgens doch mal mit dem falschen Bein zuerst aufstehe.“
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Wieder in die Weltspitze vorgearbeitet
Was wunder, dass der 28-Jährige, der sich längst wieder in die Top-Ten der Weltrangliste vorgearbeitet hat und derzeit Achter ist, mit ziemlicher breiter Brust in Southern Hills antritt. Zumal nach dem Gewinn der Heritage auf Hilton Head Island im April und dem zweiten Platz jüngst beim Byron Nelson im TPC Craig Ranch nahe Dallas. Überdies dürften die von Designer Gil Hanse wieder formidabel in Szene gesetzten Grüns und Grünumgebungen des Perry-Maxwell-Kurses sowie das strategisch anspruchsvolle Layout seinem einstmals exzellenten Eisen(An-)spiel enorm entgegen kommen – sofern der Putter gleichermaßen sein Teil beiträgt.
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„Golf vollends gerecht werden“
Mit welcher Attitüde Spieth diese 104. Auflage des Majors der Berufsgolfer heute in Angriff nimmt, welche Bedeutung er der Wanamaker Trophy nun beimisst, lässt sich schon an dieser einen Aussage erkennen. „Ja, da steht definitiv ein Elefant im Raum. Dieses Turnier, das bislang erkennbar nicht mein bestes Major war, treibt mich um“, erzählte er bei seiner Pressekonferenz. Und fügte ziemlich aufgekratzt an: „Wenn mir jemand erklären würde, ich könnte in meinem Leben nur noch einziges Turnier gewinnen, dann würde ich sagen: Es soll eine PGA Championship sein.“ Sowieso fühle man sich doch „erst mit dem Karriere-Grand-Slam, als sei man Golf vollends gerecht geworden und habe sich als würdiger Golfer erwiesen“.
Also macht er sich heute kurz nach 8 Uhr Ortszeit auf den Weg, seine sportlichen Meriten zu komplettieren und seine golferische Laufbahn abzurunden. In Southern Hills will Spieth es endlich richten, „auch wenn ich sicher noch 20 Versuche haben werde, um ein Mal zu gewinnen. Was zwar auf lange Sicht keine schlechte Quote ist, aber ich bin mit einem guten Gefühl in diese Woche gegangen“.
„Mit dem Burschen, den du in der Jugend vergöttert hast“
Es ist der sechste Anlauf seit 2019, und das im Flight mit Tiger Woods und Rory McIlroy – was für eine Konstellation, was für ein Omen, nicht bloß wegen der zusammen genommen 22 Majors oder dem Wert des Turniers für Spieth. „Davon werde ich meinem Sohn eines Tages erzählen“, schwärmte er über die Paarung und vor allem über das Zusammentreffen mit Woods: „Total aufregend, wenn du bei solchen eh bedeutsamen Events ausgerechnet mit dem Kerl spielst, den du während deiner Jugendzeit als Idol vergötterst hast.“