Das Phänomen Yips zeichnet sich durch unkontrollierbare Rotation des unteren Armbereichs aus und ist auf den Golfplätzen dieser Welt ein bekanntes Problem. Die Beweggründe liegen im mentalen, psychischen Bereich: Stress, Versagensangst, Minderwertigkeitsgefühle, Negativerlebnisse, Enttäuschungen, Dauerfrustration. Der Weg kann für den Golf-Patienten schlimmstenfalls bis zur Aufgabe seines geliebten Sports führen.
Lösungsansätze für das Phänomen "Yips"
Betroffen sind Amateur- wie Profigolfer, doch sie neigen im Anfangsstadium oft dazu, die Fehlfunktion zu leugnen, zu verdrängen oder tatenlos hinzunehmen. Die Medizin kennt keine Therapie. Ein Ansatz der Behandlung liegt im mentalen Training mit Entspannung, Visualisierung und positivem Denken. Eine sehr effektive Lösung ist die Ausschaltung von Yips mittels golftechnischer, praktischer Umgehungsstrategien. Dabei wird die kritische Zone wenig, stark oder gänzlich aus dem Spiel genommen und die Yips auf null gestellt.
Yips taucht keineswegs sprunghaft auf. Dies wird nur behauptet, weil man die Ankündigung nicht registriert. Langsame Verschlechterung der Trefferquote bei kurzen Putts wird als momentane Puttschwäche abgetan. Wenn das Putten durch ein Augenflackern begleitet wird, scheint das nur eine Nebenerscheinung. Wenn man sich vor dem Impact zwanghaft abdreht statt den lokalen Blick beizubehalten und damit erreicht, dass der Ball rechts am Loch vorbeigeht, ist das nur ein Leichtsinnsfehler.
Fatale Folgen bei Nichtbeachtung des "Yips"
Wenn beim Üben auf der Range der kurze Putt auf der Amateurseite vorbeigeht, der Folgeputt wieder, der nächste auf der Profiseite und erst der x-te reingeht (x>5) wird das als Ablenkung von Geisterhand gesehen und das Ziel als Teufelsloch bezeichnet. In dieser Phase der starken Unzufriedenheit sollte man eine Änderung seiner Art zu Putten oder am Putter selbst herbeiführen, denn sonst besteht erhöhtes Risiko zum Yips. Ja, es ist richtig: bei Missachtung der Ankündigung wird die Hemmschwelle überschritten und die irreversible Yips-Epoche eingeläutet. Die Störung mag zu Anfang je nach Anspruch erträgliche drei bis fünf Schläge pro Runde kosten. Bei Fortsetzung des Puttverhaltens mit gesteigerten psychischen Belastungen ergibt sich aber eine gefühlte lineare Steigerung von Yips.
Kämpft man dagegen an, z.B. durch Zusammenpressen der Hände mit dem Ziel das Zucken zu erdrücken, erreicht man das katastrophale Gegenteil - die Unerträglichkeit und die Ausbreitung als Chip-Yips. Der Yips ist eingebettet in einen Putt-Prozess mit konkreten Teilprozessen und dauert bis zum Treffpunkt. Das Innenleben des Golfers ist demnach bis zum Abschwung in Ordnung. Er sieht den Putterkopf auf den Ball zukommen und meldet dies dem Gehirn. Das gerät in Panik und veranlasst den Unterarm und die Hand zu zucken. Es ist passiert.
Das sekundenschnelle "Rezept" gegen Yips
Was wäre, wenn man die Augen am Ball belässt aber beim Abschwung zumacht: Kein Yips und unveränderte Trefferquote! Es funktioniert! Ist aber übungsintensiv und etwas augenbelastend. Wegen der Unkenntnis des körperinneren Auslösungsprozesses ist die Yips kurzzeitig nicht heilbar. Die einzige Strategie mit Sofortwirkung ist die Umgehung durch Auswahl konkreter Reaktionen. Bevor man aber zu Umgehungsstrategien greift sollte man vorbereitend prüfen, ob man einen unrhythmischen Schwung hat, ob Finger, Gelenke, Figur verkrampfen, ob alles ergonomisch und relaxt abläuft.
Daneben wäre zu testen, ob der Puttschwung besonders armbetont ist. Dann ist der Versuch eines Schwunges unter stärkerem Einbezug der Schultern und der Hüfte angebracht. Die damit verbundene passivere Armbewegung kann die Yipssituation und zugleich die Puttergebnisse verbessern. Beim Putten gibt es ein Konglomerat von Umgehungsmöglichkeiten, jedoch sind diese je nach Yips-Grad trainingsintensiv, muss man doch einen anderen Puttstil lernen.
Für diesen gilt die Grundregel: Angemessener Grad an Unterschied des neuen Stils zum gewohnten und an Unbetroffenheit der kritischen Yips-Zone am Schwung. Diese sind die Handinnenfläche und der Unterarm in der Vorwärtsbewegung. Sie gilt es möglichst aus dem Spiel zu nehmen und/oder die Art des Puttens generell zu reformieren und somit den Yips auf Reset zu stellen, was nicht heißt, dass er tot ist.
Eine Veränderung des Griffes kann sofort erfolgreich sein:
- Öffnen der rechten Hand, sodass die Innenfläche den Puttergriff nicht mehr berührt.
- Die rechte Hand mit gestreckten Fingern anlegen.
- Cross-handed spielen, d.h. die rechte Hand wird oben platziert.
- Penholdergrip, die rechte Hand wird unten/oben an den Puttergriff, wie ein Bleistift gehalten.
- Sawgrip, die rechte Hand wird unten zielgerichtet zwischen Daumen und gestreckten Fingern am Griff angelegt und der Putter quasi wie bei einer Säge bewegt.
- Clawgrip, in einer modifizierten Form wird der Putter links unten geführt, während die rechte Hand oben wie eine Kralle anliegt und der Daumen am Putterende aufliegt. Der rechte Ellenbogen wird ergonomisch etwa in Zielrichtung gestellt. Die Puttbewegung ähnelt der beim Kehren.
Der Puttstil der anderen Art
Ein Puttstil mit Stand links neben und etwas nach hinten versetzt zum Ball und mit Blickrichtung zum Ziel hat zwei Vorteile: Er beseitigt die Yips und erlaubt den besseren Blick frontal nach vorne ohne optische Täuschungen (1,2). Die Ausführung in der ersten Variante hat den gewohnten Putter, der oben mit der linken Hand geführt wird. Die rechte Hand wird unten in einer persönlich angenehmen und erfolgreichen Weise angelegt: Pen, Saw, Claw, flach, Gabel. Der Putterkopf wird am Fuß vorbei auf Linie geführt. Wegen der Schwungbegrenzung durch das rechte Bein ist diese Methode für kurze Putts optimal.
Long-Putter mit temporärer "Heilung"
In der zweiten Version wird ein Long-Putter eingesetzt, der rechts den vollen Puttschwung erlaubt. Auch der Einsatz eines geliehenen gänzlich anders gebauten Putters kann- zumindest befristet- „Wunder“ wirken. Eine weitere Problemlösung durch weitreichendes Ausklammern der rechten Hand am Puttschwung ist die Verlängerung des gewohnten Putters mit einem Insert. Damit kann man lange Putts wie gewohnt spielen, während man bei den yips-gefährdeten Puttlängen die rechte Hand oben angelegt (ohne ancoring!) aus dem Spiel nimmt.
Der klassische Broomstick erlaubt das gänzliche tot-legen der rechten Hand. Ebenfalls gestattet eine spezielle Puttprozedur das radikale Eliminieren von Yips. Dazu verwendet man einen Putter mit links- rechts-symmetrischem Kopf. Er wird rechts wie gewohnt eingesetzt und bei den Problemputts links gespielt. Der Erfolg und die Bewunderung sind sicher. Kein Golfer ist Yips-immun. Aber er kann die Zuversicht haben, im Krisenfall auf „Problem und Lösung“ zu bauen.
(Text: Paul Dambacher)
Antwort auf Bernd Kunz:Vom Yips ist kein Golfer gefeit, vom Anfänger bis zum Profi. Studien zufolge sind 20-25% betroffen. Die Ursachen sind breit gestreut: Technikdefizite, Über-Ehrgeiz, -Ängstlichleit, -Stress … . Dies wirkt sich fatal auf die mentale und psychische Kondition aus. Bei Überschreiten eines persönlichen Grenzwerts kommt es zur Eskalation. Die Nerven des Carpaltunnels und die Muskeln des Unterarms verursachen die Rotation. Die mental-psychische Komponente ist Teil des Yips. Die Frage nach dem Prozessablauf im Gehirn ist offen. Ein Tumor ist es- jedenfalls beim Autor- nicht,