Patrick Reed ist ein Profi, dem die Herzen der Fans nicht so recht zufliegen wollen. Dabei ist er einer der besten Golfspieler. Als jüngster Spieler aller Zeiten gewann er 2014 eine WGC. Insgesamt gewann er neun Turniere auf der PGA Tour, das Masters 2018. Auch beim Ryder Cup 2014 und besonders 2016 zeigte er bärenstarke Leistungen und wird seither "Captain America" genannt.
Dennoch ist sein Ruf alles andere als gut und das liegt auch an seinen bewussten Regelverstößen, zu denen er sich in beachtlicher Regelmäßigkeit hinreißen lässt.
Eine von Reeds Spezialitäten ist es durch Probeschwünge seine Lage zu verbessern. Bereits 2016 verbesserte er auf diese Weise seine Lage bei der Barclays (heute Northern Trust) Championship. Anstelle einer Vorlage mit einem Sand Wedge, konnte Reed mit einem Holz 3 angreifen.
Auch 2019 verbesserte er bei der Hero World Challenge seine Ballposition im Bunker auf Bahn 11 regelwidrig. Er wurde erwischt, mit zwei Strafschlägen bestraft und verlor seine Führung.
Auch Brooks Koepka hat eine eindeutige Meinung zu Reeds Hobby "Sandburgen" im Bunker zu bauen. "Ja, er betrügt", sagt er dem Sender SeriusXM.
A closer look at Patrick Reed’s two-stroke penalty during Round 3 of the Hero World Challenge. pic.twitter.com/z2aqkajnYq
— PGA TOUR (@PGATOUR) December 7, 2019
Nachdem Patrick Reed die WGC-Mexico Championship 2020 erneut gewinnen konnte, kam es auch erneut zu Vorwürfen durch Kollegen und Beobachter. Unter anderem der renommierte Golf-Journalist und Golflehrer Peter Kostis sagte golfchannel.com, er habe Reed persönlich bereits vier Mal bei der Verbesserung der Lage seines Balls beobachtet.
Auch bei der Farmers Insurance Open 2021 sorgte Reeds Verhalten wieder für hitzige Diskussionen. Auf Bahn 10 verfehlte Reed das Grün und der Ball landete im Rough. Er ging davon aus, dass es sich um einen eingebetteten Ball handelte und hob den Ball auf, um ihn zu identifizieren, bevor der Regeloffizielle dazukam. Das Problem: Reeds Ball ist - nach den Fernsehaufnahmen deutlich zu sehen - mehrmals aufgekommen und gesprungen, also nicht in seinem eigenen Einschlagloch gelandet.
Nach Brooks Koepka melden sich auch andere Spieler zu Wort. Xander Schauffele (T2 bei der Farmers Insurance Open 2021) meinte: „Es wird natürlich im Spielerkreis nicht unbedingt gut über den Vorfall gesprochen, doch er wird halt von der Tour beschützt.“ Auch Lanto Griffin (T7) machte nach Turnierende seinem Ärger Luft: „99 Prozent aller Spieler hier würden mit so einer Regelsituation anders umgehen. Daher kann man es eigentlich kaum mitansehen – es ist traurig und kotzt uns an. Aber so läuft es nun mal.“
Reed eckt auch in jungen Jahren an
Bereits die Art und Weise wie sich Patrick Reed zu Beginn seiner Karriere der Öffentlichkeit präsentierte, ließ auf einen unbeugsamen Siegeswillen und etwas zu viel Selbstbewusstsein schließen. Vor seinem fraglos bemerkenswerten Sieg der WGC in Mexiko 2014 gab Reed dem Sender NBC ein Interview, in dem er sich als einen der Top-5-Spieler der Welt bezeichnete. Zu diesem Zeitpunkt war Reed auf Rang 44 der Weltrangliste.
Doch die Geschichte des "schwierigen Charakters" Reed geht noch weiter zurück. Als College-Golfer an der University of Georgia bekam er 2008 Probleme, die darin gipfelten, dass er die Uni verlassen musste. Shane Ryan hatte Patrick Reed in seinem Buch "Slaying the Tiger: A Year Inside the Ropes on the New PGA Tour" vorgeworfen, er sei vom College geflogen, weil er seine Teamkollegen mehrfach belogen und bestohlen habe. Reed selbst bestritt die Vorwürfe und sagte in einem Golf-Channel-Interview, dass er als Minderjähriger wegen Alkoholeskapaden aufgefallen sei.
Wie golf.com berichtet, war es wohl aber doch sein egozentrisches Wesen, das die Coaches dazu bewog, Reed aus dem Team zu werfen. "Es besteht kein Zweifel an Patricks Können als Golfer, es war Patrick als Person mit der wir nicht weiter arbeiten wollten. Die Berichte von Shane Ryan sind korrekt", erklärte Jason Payne, Reeds Golftrainer an der University of Georgia 2008. Reed wechselte zur Augusta State University, um sein Studium abzuschliessen und seine bemerkenswerte Profi-Karriere zu starten.