Twitter, Facebook, Instagram, in der Welt von Social-Media ist Paige Spiranac bereits ein Star. Fast 600.000 Follower vereint die 22-Jährige auf ihren eigenen Kanälen. Mit Humor, ihrem betont sexy Auftreten und einem kraftvollen Golfschwung zieht die ehrgeizige Amerikanerin ihre Fans in den Bann und polarisiert dabei wie momentan keine andere auf der Bühne des Damengolfs. Das ehemalige Tennissternchen Anna Kurnikova lässt grüßen.
Callaway wird aufmerksam
Inzwischen ist auch der amerikanische Golfartikelhersteller Callaway auf die Newcomerin aufmerksam geworden. Die 22-Jährige spielt mit Schlägern und Outfits von Callaway. Zudem pusht der Ausrüster das Golf-It-Girl auf seiner Homepage und dem firmeneigenen Youtube-Channel. In mehreren kurzen Videoclips stellt Callaway Spiranac und deren Social-Media-Kampagne vor. Vom Kurzportrait, über Tipps zum Aufbau der eigenen Social-Media-Fangemeinde, bis hin zum viralen Golfvideo, Spiranac steht immer wieder im Rampenlicht und steigert so mehr und mehr ihre Popularität.
Social Media Popularität führt zu LET-Debüt
Zuletzt sprang auch die LET auf diesen Zug auf und verhalf der Social-Media-Queen mittels einer Sponsoreneinladung zu ihrem ersten großen Turnier als Professional. Für Spiranac, die im August vom Amateur ins Profilager wechselte, war das LET Dubai Masters ihr Debüt auf der LET Tour. Ein Debüt, das hohe Wellen schlug. So konnte es sich die vierfache Major-Siegerin Laura Davies nicht verkneifen zur Teilnahme Spiranacs folgende Andeutung zu äußern: „Jeder verdient eine Chance und wenn sie eine gute Spielerin ist, dann denke ich ist es großartig, dass sie hier ist. Wenn sie nicht aus einem sportlichen Grund hier ist, dann ist es ein wenig sinnlos.“
Spiranac nicht konkurrenzfähig in Dubai
Den Beweis, dass sie eine tolle Golferin ist, konnte Spiranac indes in Dubai nicht antreten. Nach Runden von 77 und 79 Schlägen scheiterte sie deutlich am Cut. Ihr Spiel ist offensichtlich aktuell noch nicht bereit für höhere Aufgaben. Nach Verpassen des Cuts war sie selbstkritisch und räumte ein, dass ihr Golf noch nicht in einer Liga mit dem der besten Spielerinnen anzusiedeln sei: „Ich wäre nicht hier ohne Social-Media. Ich bin sehr glücklich, dass ich all diese Follower habe und sie mir gerne zusehen und mögen was ich tue. Also denke ich, dass das ziemlich cool ist und es mir als Sprungbrett für meine Profikarriere dient.“
Es wird deutlich, dass Spiranac sich genau darüber im Klaren ist, wie wichtig ihre Social-Media-Bekanntheit im Bezug auf ihre anstehende Golfkarriere ist. Doch große Popularität macht sie noch lange nicht zu einer großartigen Golferin - ein Fakt, der ihr gerade von ihren Kolleginnen in Dubai deutlich gemacht wurde.
"Ist Golf noch immer Bestandteil meiner Zukunft?“
Genau diese Erkenntnis ist es, die Spiranac nach ihrem Debüt in Dubai schwer zu schaffen macht: „Ich bin mir einfach nicht sicher, ob ich es in mir habe […]. Ich werde zurück nach Hause gehen, alles überdenken und sehen, ob Golf noch immer Bestandteil meiner Zukunft sein wird oder nicht.“ Diese Bewertung ihres ersten Profiauftritts wird Spiranac indes ganz fernab von ihrer sonst so innig geliebten Social-Media-Welt treffen: „Ich werde definitiv eine Weile nicht auf mein Handy schauen, wahrscheinlich werde ich mir eine Social-Media-Pause gönnen […].“
Verständlich, denn auf die 22-Jährige ist in letzter Zeit einiges eingeprasselt. Der mediale Hype und ein Profidebüt unter besonderer Beobachtung haben die sonst so lockere Spiranac extrem unter Druck gesetzt. Im Interview nach ihrer ersten Runde brach Spiranac sogar in Tränen aus: „Ich bin so froh, dass ich es hinter mir habe. Es ist eine Erleichterung und ich bin nun sehr gespannt auf meine zweite Runde.“
Most people in interviews, "feeling confident and ready." Me in interviews, "I'm so nervous that I'm going to throw up and cry" — Paige Spiranac (@PaigeSpiranac) 8. Dezember 2015
Vorausgesetzt, dass diese Worte nicht nur einem spontane Frustabbau zuzuschreiben sind, steht Spiranac nun vor einer wegweisenden Entscheidung, einer Entscheidung für ihre Zukunft. Denn große mediale Aufmerksamkeit, bedeutet gleichzeitig großen Druck im Bezug auf ihre Profikarriere.
Doch eines wird auch durch die immense mediale Aufmerksamkeit deutlich, die Spiranac momentan auf sich zieht: Gutes Aussehen und Medienaffinität sind für viele Golffans wichtiger als sportliche Leistung.
Na ja, jede Woche scheitert die Hälfte der Tourspielerinnen am Cut. Das liegt irgendwie in der Natur der Sache. Einige von ihnen auch durchaus deutlich. Das muss jetzt wirklich noch nicht heißen, dass Paige grundsätzlich nicht gut genug ist, um irgendwann im Damenprofigolf mit zu spielen, wenn es wirklich das ist, was sie will. Aber es zeigt eben auch, dass lange Beine und lange Haare allein im direkten Vergleich nicht genug sind, wenn es darauf ankommt und dass zwischen einer guten Collegegolferin und einer Tourspielerin eben golferisch immer noch Welten liegen.