Der deutsche Ryder-Cup-Held Martin Kaymer war schon lange nicht mehr vor einer deutschen Kamera gesehen. Bis Dienstag. Anlässlich des einzigen European-Tour-Events in Deutschland, der BMW International Open lud ein gut gebräunter Martin Kaymer ausgewählte Pressevertreter in das Seehaus zu München. Und sie erlebten einen jungen Mann, der die vergangenen Monate sehr kritisch reflektierte und ein bisschen vom Heimweh befallen ist.
"Ich will normale Dinge tun - Wäsche waschen zum Beispiel"
„Für mich ist es im Moment sehr wichtig in Deutschland zu sein und die normalen Dinge zu tun - im eigenen Bett schlafen, Wäsche waschen und solche Sachen. Jetzt gleich zum Beispiel werde ich ein paar Erdbeeren sammeln, weil man das hier machen kann. In den USA gibt es so etwas kaum“, erzählte Kaymer nachdem er erst am Montag in München von den US Open anreiste. Vor der malerischen Kulisse des Englischen Gartens strahlte der Rheinländer mit der Sonne um die Wette: „Hier war ich schon mal Tretbootfahren. Ich genieße die Zeit hier. Ich werde diese Woche total normale Dinge tun – das ist einfach nur schön.“
Martin Kaymer leidet ein bisschen unter Heimweh, das sagt er ganz offen. Im nächsten Jahr wird er deshalb Änderungen an seinem Turnierplan vornehmen: Der Deutsche will zukünftig „nicht wieder vier Wochen am Stück“ in den USA unterwegs sein. Er will die Tourkarte behalten, allerdings seine USA-Aufenthalte reduzieren: „Ich führe schon manchmal ein einsames Leben dort. Weihnachten würde ich schon gern wieder zuhause verbringen und im kleinen Kreis feiern. Es ist nicht so einfach alleine in Amerika zu sein. Golf ist nicht alles, auch wenn ich den Sport liebe. Als Europäer ist es schwierig sich in Amerika so wohl zu fühlen, wie man das in Europa täte. Daher bin ich immer froh, wenn ich europäische Golfer auf der PGA Tour treffe.“
Kaymer mit schwierigem Verhältnis zu den Medien
Dem 28-Jährigen lag es durchaus am Herzen die heimische Medienlandschaft ausführlich über seine Gefühlswelt der vergangenen neun Monate zu informieren und mit der einen oder anderen vorherrschenden Meinung aufzuräumen: „Den Ryder Cup hättet ihr, die Medien, besser nutzen können, aber auch ich hätte besser für euch greifbar sein sollen.“
Vorher gab er noch mit auf den Weg, dass er mit sehr viel Druck auskommen muss: „Die Kritik an der Schwungänderung ist Quatsch – Golf kann man nicht erzwingen. Ich ärgere mich doch am meisten über meine Leistungen. Ich lese die Facebook-Kommentare meiner Fans und kann ihren Ärger nachvollziehen. Auf der anderen Seite ist die Erwartungshaltung immens hoch, vielleicht zu hoch. Wenn ich meinem Herzen folge, passt das alles und ich werde erfolgreich spielen.“
"Ich bin hier um am Sonntag den Pokal in der Hand zu halten"
Speziell für das Heimspiel, bei dem er schon 2008 triumphierte, hat sich Kaymer einiges ausgerechnet: „Ich freue mich riesig auf die Woche. Ich glaube, dass ich hier gut spielen kann, aber ich kann es nicht versprechen. Wenn die Leute mitgehen, wird es bestimmt eine gute Runde. Ich bin jedenfalls hier um Sonntagnachmittag den Pokal in der Hand zu halten.“ Zu wünschen wäre es ihm.