Es war ein episches Ringen, eine Art Remake des „Duel in the Sun“ zwischen Tom Watson und Jack Nicklaus 1977 in Turnberry, und am Ende des Finalsonntags dieser 145. Open Championship waren die Kombattanten voll des gegenseitigen Lobes. Während Phil Mickelson davon sprach, gegen „unglaubliches Golf“ verloren zu haben („Er hat das Major verdient, leider auf meine Kosten“), sagte Triumphator Henrik Stenson: „Die Qualität des Kampfs mit Mickelson hat mich förmlich zum Sieg getrieben! Mir war klar, dass er zu keiner Zeit aufgeben würde, und so wusste ich, dass ich bis zum Ende Druck machen musste.“ Die 264 Schläge (20 unter Par) des 40-jährigen Schweden über Troons Par-71-Platz sind der niedrigste Score in der Geschichte der modernen Majors. Mit dem ersten Majorsieg eines Skandinaviers hat Stenson auch die US-Serie in Royal Troon mit sechs Siegen seit 1962 beendet.
„Lefty“: Mit Gewinnergolf nur Zweiter
Grandios gespielt, trotzdem verloren: Mit seinen 17 unter Par hätte Phil Mickelson bei 141 von nunmehr 145 British Open gewonnen oder zumindest ein Play-off erzwungen. Kein Wunder, dass der 46-Jährige nach seiner bogeyfreien 65er Finalrunde („Eigentlich reicht das zum Sieg“) nicht wusste, „was ich davon halten soll“: „Es war wohl das beste Golf, das ich je gespielt habe, ohne zu gewinnen“, sagte der fünffache Majorsieger. Zumal „es nichts gibt, von dem ich sagen könnte, das hättest du anders machen müssen“. Übrigens: „Lefty“ ist mit elf „Vize-Titeln“ jetzt auch Zweiter in Sachen zweite Plätze bei Majors, hinter Jack Nicklaus (19).
Die Open in der Statistik
Zahlenspiele: Insgesamt wurden in Royal Troon 1.258 Birdies, Eagles oder besser erzielt, 5.326 Pars gespielt, 1.906 Bogeys oder schlechter „geschossen“. Während das Feld die Par-36-Front-Nine in durchschnittlich 36,15 Schlägen absolvierte, standen für die Par-35-Back-Nine am Ende 37,01 Schläge im Schnitt zu Buche. Den unterschiedlichen Schwierigkeitsgrad von erster und zweiter Schleife verdeutlichen 771 zu 1.135 Bogeys oder schlechter. Schwierigstes Loch war die Par-4-Elf mit einem Schnitt von 4,56 Schlägen.
Stensons Caddie künftig Nichtraucher
Wermutstropfen: Für Henrik Stensons Caddie Gareth Lord ist der Open-Triumph seines Chefs trotz des zehn Prozent Anteils an den 1,4 Millionen Euro Preisgeld nicht gänzlich ungetrübt. Vor geraumer Zeit hat Lord angekündigt, bei einem Majorsieg mit dem Rauchen aufzuhören, es spricht für Stensons Nerven, dass er seinen „Bag Man“ mitten in der Finalrunde daran erinnerte. „An Loch sieben meinte er, ich sollte diese Zigarette sehr genießen, es könnte meine letzte sein“, berichtete Lord und sagte zum Rest der Runde: „Wenn Henrik so puttet, ist er in Verbindung mit seinem ,Ball-Striking‘ schwer zu schlagen. Und er hat besser geputtet als je zuvor!“
Miller kritisiert „Muskelmann“ McIlroy
Seitenhieb: Johnny Miller, US- und British-Open-Sieger von 1973 bzw. 1976 sowie TV-Kommentator für „NBC“ ist um eine drastische Analyse nie verlegen. Jetzt bekam auch Rory McIlroy eine Breitseite. „Ich denke, er übertreibt es im Kraftraum“, sagte Miller und bezog sich auf die Outfits des Nordiren: „Man kann‘s mit den engen Hemden und dem Herzeigen der Muskeln auch übertreiben.“
Johnston: „Beef“ auf dem Wedge
„Adel“ verpflichtet: Wer „Beef“ heißt, hat auch Fleisch auf dem Schläger, wenigstens in gravierter Form. Andrew Johnston bekam gestern ein neues Wedge, das mit den Namen von neun Sorten Fleisch „garniert“ ist. Dabei stammt der Spitzname des 27-jährigen englischen Publikumslieblings („Was mir hier entgegen gebracht wurde, macht mich sprachlos, das werde ich nie vergessen) doch von der „Haar“-Matte als Teenager.
Also got a new wedge today. Wat do U think pic.twitter.com/Qut2tgymqi
— Andrew'BEEF'Johnston (@BeefGolf) 15. Juni 2016
IOC-Chef zu Golf und Olympia
„Sidekick“: Für vier Tage war das heikle Thema Olympia während dieser British Open mal keins, doch es gibt einiges nachzutragen. Vor allem die Aussage von IOC-Präsident Thomas Bach zur Bewertung des Golfsports nach den Spielen: „Eines der Hauptkriterien ist natürlich die Frage, ob die besten Spieler dabei sind. Offenbar gibt es ganz unterschiedliche Gründe, nicht nach Rio zu gehen, die nichts mit Zika zu tun haben.“ Wenn die Evaluierung vorliegt, wolle man mit dem Golf-Weltverband IGF über die Problematik reden. Bereits vor einiger Zeit hatte das neuseeländische IOC-Mitglied Barry Maister erklärt, in dieser Form gehöre Golf nicht zu Olympia. Und Altmeister Gary Player sagte: „Profi-Golf sollte rausgeschmissen und durch die Amateure ersetzt werden.“
WADA kündigt Bluttests an
Unter Beobachtung: Die Welt-Antidoping-Agentur WADA hat auf Rory McIlroys Aussagen zum Thema leistungssteigernde Mittel reagiert und findet diese „beunruhigend“, sagte WADA-Sprecherin Catherine MacLean. Man werde ein besonderes Augenmerk auf Golf haben, die Golf-Olympioniken müssten sich kurz vor und während der Spiele auf Bluttests einstellen.
In der Taschen-„Sänfte“ zum Finale
Das Letzte: Coole Art, das Finale der Open Championship zu erleben. Stilgerecht in einer Tasche aus dem Merchandising-Shop wird dieser Steppke an die Fairways von Royal Troon „geschaukelt“:
Adjust the bag... straighten the cap... let's ride. #TheOpen pic.twitter.com/N7qlom1iac
— Golf Channel (@GolfChannel) 17. Juli 2016