Überall überschlagen sich in Corona-Zeiten die Ereignisse. Nachdem gestern offiziell bekannt gegeben wurde, dass die Olympia 2020 in Tokio um ein Jahr verschoben wird, fassen wir nun die Fakten zusammen, die sich dadurch ändern und möglicherweise auch verbessern.
Einerseits ist die Entscheidung verständlich und aufgrund der Corona-Pandemie nachvollziehbar, für zahlreiche Athleten, die auf ihren großen Traum hingearbeitet haben, bleibt jedoch eine Enttäuschung. Immerhin müssen etliche Sportler nun um ihren sicher geglaubten Startplatz bangen. Justin Thomas sagte beispielsweise, er sei "enttäuscht", von der Verschiebung zu hören, obwohl er es verstand und betonte, es sei die richtige Entscheidung. "Wann immer die Olympia gespielt wird, wird es großartig sein. Ich hoffe, dass ich ein Teil des Teams bin", so Thomas der 26-Jährige am Dienstag.
Auch der Präsident des DGV bezeichnet die Entscheidung als richtigen Schritt. "Die Gesundheit aller Athleten steht für uns an erster Stelle. Zum jetzigen Zeitpunkt ist nicht abzusehen, wie es mit der Corona-Krise weitergehen wird. Daher begrüßen wir die Entscheidung, weil die Sportler somit wieder eine gewisse Planungssicherheit bekommen. Für sie ist Olympia immer auch ein Höhepunkt ihrer Karriere“.
Dennoch ergeben sich aus der Veränderung nicht nur Nachteile, sondern auch Möglichkeiten:
Fairer Qualifikationsprozess
Ein entscheidendes Kriterium, was sich durch die Verschiebung ergibt, ist ein fairerer Vorgang zur Qualifikation für Tokio. Die Qualifikation für jedes Land wird durch die Weltrangliste etwa einen Monat vor Beginn des Wettkampfes bestimmt. Die Rangliste wurde während der Abschaltung des Golfsports eingefroren und bislang kann man nur spekulieren, wann der Sport wieder fortgesetzt wird. Die Verschiebung gibt den Verantwortlichen die Chance, den Zeitplan neu zu gestalten und eine faire Qualifikation bis kurz vor der Olympia zu gewährleisten.
Lockerer Zeitplan
Mit Hinblick auf den Ryder Cup 2020 hätten die Golfstars inklusive der Olympia einen sehr straffen Zeitplan vor sich gehabt. Bereits Dustin Johnson sagte die Olympia 2020 schon weit vor dem Ausbruch der Pandemie aufgrund des Zeitplanes ab, Brooks Koepka war unentschlossen. Für die Stars ist der Ryder Cup ein Highlight im Turnierkalender und daher für viele der Fokus. Ein weiteres großes Event neben den Majors, wie die Olympia hätte möglicherweise zu großen Druck auf dem ein oder anderen Spieler ausgeübt.
Wenn es dem Golfsport gelingt, im Juni wieder einen Zeitplan auf die Beine zu stellen, dann würden vier Majors, ein WGC-Event, der Ryder Cup und drei FedEx-Cup-Turniere noch bevorstehen. Die Olympia der Männer wurde für den 30. Juli und den 2. August angesetzt, nur zwei Wochen nach den Open und zwei Wochen vor den FedEx-Cup-Playoffs.
Masters im Oktober?
Auch eine Umstrukturierung der Majors ist selbstredend in Planung. Aktuell wird diskutiert, dass die PGA Championship auf den Termin der Olympia werden sollte, also zwei Wochen nach den Open - wenn die Veranstaltung in Sandwich, England, wie geplant vom 16. bis 19. Juli stattfinden kann. Wenn die U.S. Open nicht im Juni gespielt werden kann, besteht die Möglichkeit, im September zu spielen. Das Masters hingegen wird derzeit zwei Wochen nach dem Ryder Cup als Termin im Oktober geplant.
Tiger's Verfügbarkeit
Ein weiterer Hoffnungsschimmer der durch die verschobene Olympia ein bisschen aufblinkt, ist der Einsatz von Tiger Woods. Eine Teilnahme für die Olympia schien für Woods bislang unwahrscheinlich, würde dem Golfsport jedoch einen Extraglanz verleihen. Der 44-Jährige hat oft geäußert, dass es sein großer Wunsch sei, ein Teil des Teams der USA zu sein. Außerdem wären die anstehenden olympischen Spiele möglicherweise seine letzte realistische Chance auf eine Teilnahme. Bislang deutete jedoch alles darauf hin, dass Tiger sich diesen Wunsch nicht erfüllen kann. Mit seinem getrübten Spielverhalten und seinen bislang nur drei ausbaufähigen Starts in 2020 verpasste er wichtige Qualifikationsmöglichkeiten. Die Zeit, in der nun die Weltrangliste still steht und keine Turniere stattfinden, kann Tiger nutzen, um sich zu erholen und stärker zurückzukommen als vorher.
Generell muss man jedoch sagen, dass all diese Pläne sich in der aktuellen Situation jederzeit ändern können und eine langfristige Planung erschwert wird. "Ein gewisses Maß an Gewissheit darüber zu haben, was passieren wird oder nicht passieren wird, ist wahrscheinlich das Beste, was aus dieser Entscheidung hervorgeht", so Ty Votaw, Vizepräsident der Global Affairs der PGA Tour. "Selbst wenn sich die Bedingungen dramatisch verbessern - und wer weiß, in dieser dynamischen Art von Veränderungen, die Tag für Tag stattfinden - ist es wahrscheinlich die richtige Entscheidung, die Spiele nicht zu veranstalten. Wenn sich die Situation zumindest in Bezug auf die 2020 verbessert, dann gibt uns das einige andere Möglichkeiten, was die Zeitplanung betrifft".