Matti Schmid hat sich als einer von vier deutschen Spielern für die Olympischen Spiele 2024 in Paris qualifiziert. Direkt aus den USA kommend, wird es für ihn eine Woche Olympia-Feeling pur geben, bevor es zurück in den Tour-Alltag geht. Golf Post hat sich eine Woche vor Turnierstart mit dem Olympioniken über das Saisonhighlight unterhalten.
Olympia 2024: Matti Schmid im Interview
Golf Post: Matti, du wirst in diesem Jahr zum ersten Mal beim Olympischen Golfturnier dabei sein. Wie groß ist deine Vorfreude?
Matti Schmid: Die Vorfreude ist sehr groß. Ich freue mich riesig auf das Olympische Dorf und dort mit den ganzen Sportlern zu frühstücken, ins Fitnessstudio zu gehen und auf das Golfturnier freue ich mich natürlich auch. Ich finde es spannend zuzuschauen, wie sich die Leute vorbereiten, wie sie sich ernähren und wie sie sich aufwärmen.
Golf Post: Wie wird deine eigene Vorbereitung aussehen? Wird sie anders sein als bei normalen Turnieren oder "Business as usual"?
Matti Schmid: Ich spiele diese Woche noch das Turnier in Minnesota und das heißt, ich reise ganz normal am Montag an. Wir kommen Montagvormittag an und dann läuft die Vorbereitung ganz normal. Aber "Business as usual" würde ich nicht sagen, weil ich mehr Zeit damit verbringen werde, andere Sportarten anzusehen. Aber da freue ich mich sehr drauf, das ist ja normal nicht so.
Golf Post: Gibt es Sportarten, die du dir konkret anschauen willst?
Matti Schmid: Ich werde mir alles anschauen, was möglich ist. Ich glaube, während ich da bin, wird geschwommen, Handball findet statt und Basketball spielt auch einmal. Ich hoffe, dass auch ein bisschen aus der Leichtathletik dabei ist. Da würde ich definitiv gerne ins Stadion gehen.
Golf Post: Verfolgst du die Olympischen Spiele viel im Fernsehen, wenn du nicht gerade selbst teilnimmst?
Matti Schmid: Ich stelle mir zwar nicht aktiv einen Wecker für Sportarten, aber wenn ich Zeit habe, schaue ich es mir an und bin dann auch Hardcore-Deutschland-Fan. Ich drücke allen Deutschen die Daumen, egal bei welcher Sportart.
"Die ersten drei Plätze sind gut"
Golf Post: Du wirst in der deutschen Teamkleidung antreten und kannst nur deine Schuhwahl selbst treffen. Wie gefällt dir das deutsche Trikot?
Matti Schmid: Die Trikots sind fast die gleichen, wie ich sie auch früher beim DGV getragen habe. Die haben mich schon zu zwei Europameisterschaften getragen. Hoffentlich geht das so weiter. Ich mag die Shirts gerne. Ich habe auch besondere Schuhe von Puma bekommen, die können sich auch sehen lassen.
Golf Post: Du hattest es nicht immer einfach, den richtigen Schuh für dich zu finden, aber jetzt hast du vor kurzem auf den Phantomcat Golfschuh von Puma gewechselt, ist das richtig?
Matti Schmid: Ja, das ist der innovativste Schuh von Puma, der mir richtig viel Halt gibt und trotzdem sehr bequem ist. Der ist wirklich super.
Golf Post: Dann wird er dich hoffentlich auch gut durch das Olympische Turnier tragen. Mit welchem Ziel gehst du in die Woche? Wie würdest du deine Chancen auf eine olympische Medaille für Deutschland einschätzen?
Matti Schmid: Die Chance ist immer da, vor allem wenn nur 60 Golfer mitspielen. Das ist einfacher als bei einem normalen PGA-Tour-Turnier. Dieses Mal sind auch die ersten drei Plätze gut, nicht nur der erste. Mal schauen, was geht. Ich fühle mich gut.
Golf Post: Hast du in der Vergangenheit die Chance gehabt, den Le Golf National zu spielen?
Matti Schmid: Leider nicht. Ich habe natürlich beim Ryder Cup 2018 viel zugeschaut, von daher kenne ich so ziemlich alle Löcher. Ich hätte zweimal die Möglichkeit gehabt zu spielen, aber es war immer zeitgleich ein Turnier in Amerika, deswegen habe ich meine Chancen leider verpasst. Aber mein Caddie war schon sehr oft als Caddie dort unterwegs. Und ich glaube Uli vom DGV (Ulrich Eckhardt, Bundestrainer Professionals Herren, Anm. d. Redaktion) kennt den Platz auch ganz gut. Da sollte es also an nichts mangeln.
Golf Post: Ich habe gehört, du hast die 3D-gedruckten Schläger von Cobra getestet. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir die bei den Olympischen Spielen schon in deinem Bag sehen?
Matti Schmid: Bei den Olympischen Spielen noch nicht. Ich bin jetzt auf einem längeren Stretch und habe keine Zeit, die weiter zu testen. Allerdings finde ich die Eisen wirklich sehr gut und ich glaube, in zwei Wochen habe ich ein bisschen länger Pause. Dann werde ich sie mir auf jeden Fall nochmal genau anschauen.
Ich muss ehrlich sagen, ich war überrascht von dem Gefühl, das sie vermitteln. Es ist ja kein normaler Stahl, der da drin ist. Aber ich glaube, dass das die Zukunft ist. Das Ziel ist, dass man die so einstellen kann wie einen Driver, also zum Beispiel leicht auf einen Draw oder leicht auf einen Fade, ein bisschen flacher oder ein bisschen höher.
Das wäre für mich als Highspeed-Player ideal. Ich habe kein Problem damit, ein langes Eisen in die Luft zu schlagen, da muss ich nichts verändern. Aber wenn ich bei den kurzen Eisen ein bisschen Spin wegnehmen könnte oder wenn man das für mich so einstellen könnte, dass die Bälle automatisch ein bisschen flacher fliegen würden, das wäre schon geil.
Golf Post: Jetzt ist Golf seit 2016 wieder olympisch. Da warst du gerade mal 18 und noch als Amateur unterwegs. Welche Bedeutung hatte das olympische Turnier für die Entwicklung, die du seither gemacht hast?
Matti Schmid: Ich hatte als Jugendlicher Olympia überhaupt nicht auf dem Schirm, das ist dann einfach dazugekommen. Ich habe es verfolgt wie viele andere Turniere auch, aber es ist cool, auch mal Golfer mit Medaillen auf diesem Treppchen zu sehen. Es hat mir Spaß gemacht, das zu verfolgen, vor allem in Tokio, wo mit Max [Kieffer] und Hurly [Long] zwei Freunde von mir dabei waren. Max hat erzählt, dass er ein Riesen-Fan von Olympia war und versucht hat, alles mitzunehmen. So werde ich das auch machen.
Golf Post: Das Olympische Turnier ist ein ganz normales Zählspiel-Turnier wie die meisten Turniere. Würdest du dir andere Formate wünschen?
Matti Schmid: Ich finde, da könnte man was machen. Weil gefühlt von fast jedem Land zwei Golfer mitspielen, könnte man ein Team-Event draus machen. Jedes andere Turnier besteht aus vier Runden Zählspiel. Das bei Olympia genau so zu machen ist zwar nicht langweilig, weil ich freue mich trotzdem riesig darauf, aber man könnte vielleicht schon einen Teamaspekt, wie einen Bestball mit reinbringen. Zum Beispiel so, wie es beim World Cup of Golf war, das war ein cooles Turnier.
Golf Post: Jetzt fällt Olympia genau zwischen die zwei letzten regulären PGA-Tour-Turniere, wo zwei sehr gute Ergebnisse durchaus noch einen Unterschied machen können. Wie gehst du damit in deiner Saisonplanung um?
Matti Schmid: Ich fand es ein bisschen schade. Die DP World Tour macht davor und danach Pause, aber die PGA Tour zieht komplett durch und ich kann wegen meiner aktuellen Ranglisten-Position nicht viel auslassen. Ich würde gerne mehr vom olympischen Feeling mitnehmen, aber ich muss diese Woche in Minnesota und danach auch in Wyndham spielen. Auch wenn das zwei Turniere sind, die ich sehr gerne mag. Ich habe da letztes Jahr sehr ordentlich gespielt. Aber vielleicht kann ich ein bisschen Schwung mitnehmen.
Es kommt ja danach noch die Fall-Series, wo ich noch mal sieben Turniere spielen kann. Das Ziel ist ganz klar, ich brauche noch ein oder zwei richtig gute Ergebnisse, am besten Top 5 oder Top 3. Am allerliebsten einen Sieg, dann habe ich keine Sorgen mehr. Der Fokus wird auf dem Versuch liegen, richtig gut zu spielen. Man hat nichts davon, 40. oder 50. zu werden. Deswegen: Gas geben.
Golf Post: Gas geben, ein Sieg und eine olympische Medaille, das wäre doch eine ganz nette Ausbeute aus den nächsten Wochen.
Matti Schmid: Ja, das würde ich so unterschreiben.
Golf Post: Dann wünsche ich dir viel Erfolg dabei.
(Das Interview führte Alexandra Caspers.)