Immer wieder montags: Es ist viel passiert in diesem ablaufenden Jahr 2022 und hat in mannigfacher Form diese Rubrik bestimmt und gefüllt. LIV Golf und der Trouble der Touren ebenso wie die 150. Open Championship, die Spekulationen um Tiger Woods, Rory McIlroys Rolle auf und abseits der Fairways, der überragende Erfolg von Linn Grant beim Scandinavian Mixed, Bernhard Langers Alterslosigkeit oder etwa Bryson DeChambeaus „Muskelschwund“ – alles fand an dieser Stelle Eingang und wurde thematisiert, manches wurde im Lauf der Monate dann ein- oder sogar überholt.
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Aber nicht nur die großen Namen lieferten Bemerkenswertes. Es gab auch andere besondere Meldungen, von denen wir hier einige als Rückblick auf 2022 zusammengetragen haben, sozusagen als „Back-Nine“-Back Nine:
07. Februar: Golf-Gruß per Flaschenpost
Message in a Bottle: Bei Arbeiten an den Rasenkanten der Fairway-Bunker des neunten Lochs hat das Greenkeeper-Team des Golf House Club Elie an der schottischen Ostküste – der mit dem U-Boot-Periskop im Starterhaus – eine Flaschenpost vom 18. November 1926 gefunden.
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Darin haben sich seinerzeitige Kollegen auf der Rückseite eines Zigarettenpäckchens mit einer Nachricht verewigt: „Wir sind heute hier draußen; aber wer weiß, wo wir sein werden, wenn diese Zeilen gefunden werden. Alles Gute“, schrieben T. Donaldson, D. King und W. Eason, so die Unterschriften. Der Club bestätigte nach einem Blick in die Annalen, dass das Trio damals tatsächlich auf den Links beschäftigt waren. Die modernen Kollegen taten es ihren Vorvorvorgängern prompt nach und verfassten einen Gruß in die Zukunft, ebenfalls per Flaschenpost, die an selbiger Stelle vergraben wird, sobald die Bunker-Arbeiten abgeschlossen sind. Auf den Links von Elie, nur ein paar Kilometer von St. Andrews entfernt, wird bereits seit 1589 Golf gespielt.
14. Februar: Higgs und Dahmen ziehen blank
Völlig losgelöst: Bierbüchsen-Hagel und Schaum-Duschen, grölende Fans und ausgeflippte Golfer – das Geschehen auf dem berühmten Party-Loch des TPC Scottsdale schlug vermeintlich niemals höhere Wellen als bei der gerade beendeten Ausgabe der Waste Management Phoenix Open. Und während die einen den neuen Geist im Golfsport feiern, schütteln andere eher angewidert den Kopf und finden, dass weniger durchaus mehr und der Popularität des Spiels dennoch förderlich sein kann. Wie auch immer: Den Vogel schossen jedenfalls Harry Higgs und Joel Dahmen ab, die nach einem verwandelten Putt von Higgs mal so frei waren, sich auf dem berühmten 16. Grün obenrum frei zu machen:
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Damit haben die beiden vermutlich endgültig Kultstatus erreicht. Und wieso wundert es eigentlich nicht, dass sich prompt ausgerechnet Paige Spiranac zu Wort meldet und augenzwinkernd ihr Erstaunen kundtut, dass Higgs sich „sexualisiert, um Aufmerksamkeit zu erregen“: „Ich würde so was NIE machen!“
I can’t believe Higgs would over sexualize himself for attention. I would NEVER pic.twitter.com/WwOzdQu2cq
— Paige Spiranac (@PaigeSpiranac) February 13, 2022
Sollte die Aktion der beiden Professionals ein Nachspiel wegen Etikette-Verletzung haben – was nicht zu erwarten ist –, dann wäre Joel Dahmen übrigens fein raus: Er wurde nämlich als Harris English angekündigt, war also unter einem Tarnnamen unterwegs:
28. März: R&A taucht Clubhaus in Ukraine-Farben
Vorschau Nummer zwei: Der offiziell Countdown fürs große Jubiläum des ältesten Majors der Welt läuft. In St. Andrews findet vom 14. bis 17. Juli die 150. Open Championship statt – ein in jeder Hinsicht ganz besonderer Anlass, der natürlich auf dem Old Course von St. Andrews, der Kathedrale des Golfsports, begangen wird. Der R&A als Ausrichter des einzigen Grand-Slam-Turnier außerhalb der USA hat den „Schlussspurt“ mit einer spektakulären Lichtschau eingeläutet, die den Weg der Open durch die Jahrzehnte und große Momenten seit der Premiere 1860 zeigt. Außerdem wurde das berühmte Clubhaus des Royal and Ancient Golf Club of St. Andrews aus gegebenem Anlass in den Farben der Ukraine illuminiert – ein starkes Zeichen der Solidarität und auch des Umstands, dass der Sport sehr wohl politisch Position beziehen kann:
The R and A building lit up in support of #Ukraine at the start of the Celebration of Light to mark the countdown to the 150th Open Golf Championship. pic.twitter.com/bgUFuMdtJA
— John Pow (@Johnpow1) March 26, 2022
Für Hardcore-Fans hier das Spektakel in voller Länge:
23. Mai: Tiger, Fan, Bierdose – und pure Andacht
Das Foto der Woche: Tiger Woods im Rampenlicht – alle haben das Handy gezückt, um die Nähe zum Superstar per Foto fest zu halten. Alle? Nein, nicht alle. Ein einziger Sportkamerad am Fairway-Rand von Southern Hills verharrt in stiller Andacht, fast verzückt beinahe und der Menge um ihn herum entrückt. Den Tiger vor Augen, das Bier in den gefalteten Händen: Das ist purer Genuss und wahres Fan-Dasein. Wer braucht da schon Fotos.
Diese Meldung vom 30. Mai gehört dazu:
[…] Auch die Bierbrauer bei Michelob Ultra haben das Foto, ihre Bierbüchse und die Wirkung des Motivs gesehen und mit besagtem Fan jetzt einen Vermarktungsvertrag abgeschlossen: Mark, der Michelob-Typ, erscheint fortan in einem 15-sekündigen Werbevideo und als Aufdruck auf einem T-Shirt und auf einer Mütze. Auch so kann man Karriere machen.
13. Juni: Holes-in-one mit demselben (verlorenen) Ball
Eine Murmel, zwei Asse: Geschichten über Holes-in-one existieren wie Sandkörner im Bunker, doch diese ist eine ganz besondere. Der 13-jährige Preston Miller spielte vergangene Woche im Minneapolis Golf Club auf der Par-3-Vier ein Ass, notierte sich die Eins und setzte seine Runde fort – mit dem Erfolgsball, statt diesen für den heimischen Trophäenschrank zu verstauten. Prompt „rächte“ sich die Murmel ein paar Löcher später und verschwand an Bahn 7 auf Nimmerwiedersehen im Rough, wenigstens für Miller. Doch während dieser im Clubhaus noch von seinem tollen Schlag erzählte, gesellte sich das gerade vom Platz gekommene Clubmitglied Ricardo Fernandez dazu und berichtete, er habe ebenfalls ein Hole-in-one erzielt, zeigte sogar stolz den Ball. Es war Millers verlorene Kugel, identifizierbar am Logo von dessen Golfteam, den Fernandez später gefunden und auf der Par-3—16 ebenfalls sehr erfolgreich eingesetzt hatte. Sachen gibt’s …
This might be the craziest golf story I’ve ever heard. @NoLayingUp @TronCarterNLU @BigRandyNLU @DJPie @the_fried_egg @AndyTFE pic.twitter.com/DwRQjf2xwM
— John Rouleau (@John_Rouleau) June 3, 2022
4. Juli: Streelman und sein Temperament
Cool Dude: Kevin Streelman ist auf der PGA Tour wie Bielefeld – sorry für den alten Witz – auf der deutschen Landkarte. Gibt’s den überhaupt? Der 43-jährige US-Pro mit der Attitüde eines schüchternen Pennälers ohne Tanzpartnerin beim Abschlussball ist derart unscheinbar und unaufgeregt unterwegs, dass sich manche fragen, ob er überhaupt zu irgendwelchen Temperamentsregungen fähig ist. Unvergessen ist Streelmans Versuch vom vergangenen Jahr in Kiawah Island, als er Phil Mickelson gratulieren wollte und mehrfach schlichtweg übersehen wurde.
As a guy who got brutally left hanging by @FrankieBorrelli recently, I feel for Kevin Streelman here pic.twitter.com/W4hakGs0Cz
— Trent (@BarstoolTrent) May 23, 2021
Gestern bewies Streelman bei der John Deere Classic, dass er doch zu emotionalen Ausbrüchen fähig ist. Nach seinem As auf der Par-3-Zwölf, dem erst zweiten seiner Profikarriere, flippte er förmlich aus. Naja, für seine Verhältnisse:
🚨 ACE @JDClassic 🚨@Streels54 sinks it at No. 12 pic.twitter.com/5ceiLceVkE
— PGA TOUR (@PGATOUR) July 3, 2022
Und anschließend erlaubte er sich sogar noch einen kleinen Scherz mit einem Zuschauer, der offenbar nach dem Ball gefragt hatte – vogelwilder Typ, dieser Streelman:
Hit 'em with the pump fake @Streels54 😂 pic.twitter.com/0XNgZOaoyd
— PGA TOUR (@PGATOUR) July 3, 2022
05. September: Rosenkrieg um die Golfausrüstung
„Scheidungsopfer“: Zu den Netzfundstücken der vergangenen Woche gehörte der Reddit-Post eines Golfers mit dem Nick „W0rldmayneverknow“, dessen Ehe vor der Scheidung steht – nicht wegen Golf, wie er betont. Aber im Mittelpunkt des heimischen Rosenkriegs steht offenbar seine Golfausrüstung, die von der Noch-Gattin zur „Gütergemeinschaft“ gerechnet und für sich beansprucht wird. „W0rldmayneverknow“, der alldem wegen seit neun Wochen kein Golf mehr gespielt hat, befürchtet sogar, dass sein Spiel-Zeug bereits verkauft wurde. Schicksale gibt’s – und Leidensgenossen, wie die Kommentare zeigen. Aber auch welche, die sich über die Prioritäten wundern:
Andere hingegen – mitfühlende Seelen offenbar – zeigen sich solidarisch:
26. September: Die Caddies am Schläger
Nachlese: Die DP World Tour hat ein neues Spielformat eingeführt, dessen Wertung allerdings nicht zum Race to Dubai zählt. Es nennt sich „Nearest to the Pin“, feierte im Rahmen der BMW PGA Championship in Wentworth Premiere – und gibt den Caddies die Gelegenheit, am Schläger zu brillieren, während ihre Spieler die Arbeit am Bag übernehmen muss. Der Rest war ein Heidenspaß in der Heidelandschaft von Surrey, aber sehen Sie selbst:
03. Oktober: Im Masters-Look ins Eheglück
[…] Wenn zwei absolute Masters-Fans heiraten, die solchermaßen von Augusta National und seinem Major derart „angefixt“ sind, dass sie ihre Hochzeit vollständig im entsprechenden Corporate Design ausrichten, dann ist das eine hervorgehobene Erwähnung wert. Kate und Matt Ziance aus dem US-Bundesstaat Connecticut haben sich in den Anfängen der Corona-Pandemie kennen gelernt, sie war keine Golferin, griff aber sehr schnell ebenfalls zum Schläger und hat sogar bereits ein Hole-in-One erzielt.
Es wäre wohl eher untertrieben zu behaupten, dass das Spiel im Leben des Paars eine gewisse Rolle spielt. Und ein bisschen Golfbezug bei der Hochzeit im Juli war dann per se vorgesehen, doch „ab einem gewissen Punkt bekam die Planung eine unaufhaltsame Eigendynamik und ging von einfachen Golftees auf den Ansteckern zu einer vollwertigen Masters-Hochzeit über“, schrieb Kate auf Instagram. Das Ergebnis lässt sich in der gebotenen Kürze kaum vollständig beschreiben, aber auf den Instagram-Fotos in Augenschein nehmen. Und man achte auch auf die zahllosen Details:
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Selbst die Stimme des Masters durfte nicht fehlen. „CBS“-Ikone Jim Nantz mit seinem unverwechselbaren Timbre schickte eine Grußbotschaft. Ob der Geistliche bei der kirchlichen Zeremonie überdies statt „Amen“ sogar „Amen Corner“ gesagt hat, ist freilich nicht überliefert.
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