Was haben Gary Woodland, Shane Lowry, Collin Morikawa und Bryson DeChambeau gemeinsam? Auf dem ersten Blick scheinbar nicht viel. Doch alle vier Spieler vereint der Titel der First-Time-Champions, die Spieler die zum ersten Mal ein Major gewinnen konnten. Damit gehen vier Titel der bedeutendsten Turnier im Golfkalender an Spieler, die diese Turniere noch nie zuvor gewinnen konnten.
Einmalige Major-Sieger - gar nicht so selten
Wenn man in die Historie der Majors schaut, fallen ein paar interessante Fakten auf. Seit dem ersten Major im Jahr 1860 (Open Championship) gab es 225 verschiedene Major-Sieger bei 453 Turnieren. 143 Sieger konnten kein zweites Major-Turnier mehr gewinnen, dies entspricht einem prozentualen Anteil von 63%. Drei oder mehr Major-Siege konnten sogar nur 20 Prozent aller Majorsieger (46 Spieler) feiern.
Die letzten drei Jahrzehnte der Golf-Geschichte zeigen, dass die Zahl der neuen Major-Sieger relativ ähnlich blieb. Von 1990 bis 1999 gab es 22 erstmalige Major-Sieger, in jedem Jahr mindestens einen. Von 2000 bis 2009 ging die Zahl etwas herunter auf 19 neue Titelträger und von 2010-2019 ist ein Anstieg auf 25 neue Major-Sieger zu erkennen. Ein Hauptgrund für den Unterschied zwischen den 2000ern und 2010ern ist, dass Tiger Woods in den 2000er-Jahren alleine 12 Major-Titel sammelte, im gerade abgelaufenen Jahrzehnt jedoch nur noch einen.
Dies sind die letzten vier Erstlingssieger:
US Open 2019: Gary Woodland - der Mann mit dem flachen Ballflug
Im Vorfeld der US Open 2019 schien nichts auf den späteren Sieger hinzudeuten. In den Wettbüros wurden Namen wie Tiger Woods, Brooks Koepka, Justin Rose oder auch Rory McIlroy gehandelt. Wer damals Gary Woodland auf dem Zettel gehabt hat, der durfte sich später über eine ordentliche Summe Geld freuen. Doch entgegen den Erwartungen der Experten, hat es Gary Woodland geschafft und sich zum ersten Mal in die lange Liste der Majorsieger eingetragen. Er hat es tatsächlich geschafft.
„Ich habe mir das alles hier verdient, habe sehr hart dafür gearbeitet und wirklich gut gespielt, habe jeden Schlag sauber und konzentriert ausgeführt, nicht an das gedacht, was kommen könnte oder meine Gedanken sonst wie abschweifen lassen. Ich bin stolz auf mich, dass ich ruhig und fokussiert geblieben bin. Es gab ähnliche Konstellationen in anderen Turnieren und da hat es sich nicht nach Wunsch ausgezahlt.“
The Open Championship 2019: Shane Lowry - ein Erfolg eines Lokalmatadors
Im Schatten von Rory McIlroy ist mit Shane Lowry ein Open-Champion gewachsen, der alleine durch seine Erfolge aufmerksam gemacht hat. Dabei wäre es beinahe nicht zum ersten Major-Sieg gekommen. Denn Shane Lowry lag schon einmal komfortabel in Führung und konnte eine Vier-Schläge-Führung vorweisen, die er dann schlussendlich vergeigte. 2016 bei der US Open in Oakmont ging er als Führender nach 54 Loch in den Sonntag, musste am Ende aber zusehen wie Dustin Johnson die Trophäe in die Luft reckte. Es folgten vermehrt enttäuschende Auftritte, auch bei Majors, beispielsweise in Carnoustie, wo er den Cut verpasste. Doch nun hat es Lowry geschafft und den größten Erfolg seiner Karriere eingefahren. In einem spannenden und packenden Finaltag konnte sich der Nordire Lowry gegen den Engländer Tommy Fleetwood durchsetzen und sich endlich mit Rory McIlroy, Graeme McDowell, Padraig Harrington, Darren Clarke und Paul McGinley in eine Riege einordnen.
PGA Championship 2020: Collin Morikawa - Der Newcomer am Golf-Himmel
Mit dem Sieg bei der PGA Championship 2020 kürte sich Collin Morikawa nicht nur das erste Mal zum Major-Champion, er ist gleichzeitig auch der drittjüngste Sieger der PGA Championship seit dem zweiten Weltkrieg. Lediglich Rory McIlroy und Jack Nicklaus siedeln sich vor dem Amerikaner an.
Bei seinem zweiten Majorturnier überhaupt, hat es bei Collin Morikawa direkt zum ersten Majortitel gereicht. In der Spitzengruppe der Finalrunde angesiedelt, die zwölf Spieler umfasste, ging es für Morikawa in den letzten Tag der PGA Championship 2020 und somit in einen zähen Kampf um die Wanamaker Trophy. Was zu diesem Zeitpunkt noch keiner wusste, dass sich der 23-jährige Kalifornier gegen die Vielzahl von Spielern durchsetzen konnte. Ausschlaggebend für den ersten Major-Sieg war ein Schlüsselmoment gegen Ende seiner Runde. Mit einem Eagle an Loch 16 setzte sich der Newcomer von der Verfolgergruppe ab und konnte den entscheidenden Nadelstich ausführen. Am Ende sichert sich der erst 23-jährige Collin Morikawa mit einem furiosen Endspurt seinen ersten Majortitel seiner noch jungen Karriere.
US Open 2020: Bryson DeChambeau - zwischen Muskeln und Mathematik
Bryson DeChambeau löst mit seinem Sieg bei der US Open 2020 eine Debatte rund um Schlaglängen aus. Fakt ist, dass DeChambeau mit seiner Gewichtzunahme und dem damit verbunden Muskelaufbau zweifelsohne neue Dimensionen des Golfspiels zum Vorschein gebracht hat. Der 27-jährige Amerikaner hat auf eine Art und Weise gewonnen, die auf der Tour seinesgleichen sucht. DeChambeau hatte bei seinem Triumph im Winged Foot Golf Club zwar die höchste durchschnittliche Schlagweite aber auch den niedrigsten Prozentsatz an Schlaggenauigkeit seit der Loch-für-Loch-Datenerfassung im Jahre 1983. Doch nicht nur in dieser Statistik setzt der Golf-Professor neue Maßstäbe. Seit Tigers Sieg 2008 ist es niemanden mehr gelungen, mehr als ein Eagle pro Runde zu erzielen.