Jede Woche Theater um die Reform der Golfregeln: Nachdem Adam Scott schon seinem Ärger Luft gemacht und Rickie Fowler sich aus gegebenem (Strafschlag-)Anlass über das Droppen aus Kniehöhe aufgeregt hat, kam es am Wochenende auch auf der LPGA Tour zu einem eher unrühmlichen Vorfall. Bei der Honda LPGA Thailand spielte in Runde zwei erst Ariya Jutanugarn ihren Ball nahe an die Fahne und verzichtete dann nach einem entsprechenden Wink ihrer Flightpartnerin Amy Olson darauf, die Kugel zu markieren und aufzuheben. Olson setzte anschließend ihren Chip ebenfalls nah an den Stock, und ihr flott rollender Ball wiederum wurde von Jutanugarns quasi gestoppt.
@GeoffShac @MichaelClayto15 @LPGA @the_fried_egg @BoysBackstop @johnhuggan
At least the fist bump shows you have zero care for the integrity for the rest of the field. #Cheating pic.twitter.com/ShfweJiQ0b
— Duncan French (@Teamfrench23) 22. Februar 2019
Umgehend erhoben sich Stimmen, dieses Spiel „mit Bande“ sei zwischen den beiden Proetten abgesprochen gewesen und gehöre demnach wegen bewusster Unterstützung laut Regel 15.3 a bestraft. Olson wandte indes ein, ihr sei es nur um ein flottes Spieltempo gegangen und der andere Ball habe nicht in ihrer Visierlinie gelegen, die für sie vorteilhafte Berührung sei also Zufall gewesen und daher nicht strafbar.
Amy Olson was interviewed prior to the start of the third round of the Honda LPGA Thailand to talk about what transpired on 18 during yesterday’s second round. pic.twitter.com/Wk6Cd5i03o
— LPGA (@LPGA) 23. Februar 2019
Die LPGA-Offiziellen kamen ebenfalls zu dem Schluss, es habe zwischen beiden Spielerinnen weder eine Bitte, noch ein Angebot gegeben, sich bewusst zu verständigen oder zu arrangieren, und verzichtete entsprechend auf Strafen. Ein schaler Geschmack bleibt dennoch: Wenn als Erleichterungen gedachte Regelreformen so sensibel sind, dass ihnen – wie in diesem Fall – fast schon zwangsläufig auch der Generalverdacht eines vorsätzlichen, verabredeten Betrugs angeheftet werden kann, dann sind die Verbände R&A und USGA wahrlich erneut gefordert.
„D. J.“: Als Einziger alle vier WGC gewonnen
Souverän: Was Dustin Johnson bei der WGC – Mexico Championship auf den Rasen des Club de Golf Chapultepec gezaubert hat, war eine Demonstration der Stärke sondergleichen. Mit einer durchschnittlichen Drive-Länge von 302,1 Meter, 80,56 Prozent „Grüns in Regulation“, 1,72 Putts im GiR-Schnitt und nur zwei Bogeys sicherte sich der 34-Jährige seinen 20. Titel auf der PGA Tour, was unter der Grenze von 35 Jahren außer ihm nur Tiger Woods, Phil Mickelson, Tom Watson und Johnny Miller. „D. J.“ hat seit 2008 in jeder Saison mindestens ein Turnier gewonnen und ist der einzige Spieler, der mit seinen sechs WGC-Siegen alle vier Trophäen im Schrank hat, während Tiger Woods beispielsweise trotz 18 Titeln die WGC – HSBC Champions fehlt.
Justin Thomas: Mit Unbeschwertheit zur 62
Vorbild: Für alle, die sich auf der Golfrunde gern zur Verbissenheit hinreißen lassen, hat Justin Thomas quasi einen Tipp parat. Mit seiner 62er Runde zum Abschluss der WGC – Mexico Championship egalisierte er seinen eigenen Platzrekord aus dem Vorjahr und beschied hernach alle Frager, dass er keine Sekunden über eine neue Bestmarke oder gar die magische 59 nachgedacht habe. „Um ehrlich zu sein, mir war das alles völlig egal. Klar wollte ich so niedrig ,schießen‘ wie möglich, aber ich hatte keine Chance, das Turnier zu gewinnen, und habe völlig unbeschwert drauflos gespielt.“ Klingt angesichts des Ergebnisses nach einer guten Empfehlung …
Casey: Drei Birdies mit falschen Pin-Positionen
Fehlanzeige: Am vergangenen Wochenende wurden bekanntlich zwei Turniere gespielt, das WGC-Event in Mexiko und die Puerto Rico Open als alternativer Wettbewerb für alle anderen PGA-Tour-Mitglieder. Da kann man schon mal den Überblick verlieren, so passiert bei John McLaren, dem Caddie von Paul Casey. Der hatte sich mit den Blättern für die Fahnenpositionen vertan und sagte seinem Chef am Samstag drei Löcher lang das aktuelle Steckmuster für den Coco Beach Golf & Country Club auf Puerto Rico an, obwohl die beiden im Club de Golf Chapultepec nahe Mexiko City unterwegs waren. Kurioser noch, dass Casey auf allen drei Löchern trotz der falschen Informationen Birdies erzielte!
Neue Freunde für Stenson, McIlroy und Poulter
Ein Herz für Tiere: Im Rahmen des Mexico-Gastspiels besuchten Henrik Stenson, Rory McIlroy und Ian Poulter ein Wildtier-Reservat der „Black Jaguar White Tiger“-Stiftung und fanden schnell ein paar fellnasige neue Freunde.
Stenson fand zudem direkt passende Worte, als ihm zwei kleine Großkatzen das Leben schwer machten. „So müssen sich in den 2000er Jahren eine Menge Kollegen gefühlt haben“, spielte der Schwede scherzhaft auf die damalige Übermacht von Tiger Woods an.
Jessica Kordas Freund im Visier der Polizei
Böse Überraschung: Johnny DelPrete (29), der langjährige Freund von LPGA-Star Jessica Korda, ist in den frühen Morgenstunden des vergangenen Freitag verhaftet worden. Die Behörden ermitteln wegen Menschenhandels in mehreren Spa-Einrichtungen und werfen DelPrete sowie zahlreichen anderen Personen, darunter auch Robert Kraft, dem Eigner des American-Football-Champions New England Patriots, offenbar Förderung der Prostitution vor. DelPrete, der selbst auf der Web.com-Tour spielte, Repräsentant für die Titleist-Marke „Scotty Cameron“ auf der PGA Tour war und mittlerweile im Immobilienbereich tätig ist, wurde gegen Zahlung einer geringen Kaution wieder auf freien Fuß gesetzt.
Auch DeChambeau hackt aufs Grün ein
Unkontrolliert: Irgendwie liegen bei einigen Golfstars die Nerven offenbar ziemlich blank. Nach Sergio Garcias Aussetzern neulich in Saudi Arabien verlor bei der WGC – Mexico Championship auch Bryson DeChambeau die Fassung, schlug während einer Trainingssession mit dem Putter aufs Übungsgrün ein und sorgte für eine tiefe Scharte im Flor. Die Kameras von „Sky Sports“ hatten den Aussetzer eingefangen, für den sich DeChambeau am nächsten Morgen per Twitter entschuldigte. Er hatte bei seiner 75er Auftaktrunde 34 Putts gebraucht und mal wieder bis in die Nacht hinein an seiner Technik getüftelt.
Bryson DeChambeau todavía en el putting green !!!! pic.twitter.com/HAOb6xy9Bd
— Paco Aleman (@Pacoaleman_ESPN) 22. Februar 2019
I want to apologize to my fans, fellow players and the staff at Chapultepec for my actions following the round yesterday. I am an extremely passionate player and I am always working on ways to be better.
— Bryson DeChambeau (@b_dechambeau) 22. Februar 2019
5.000 Golfbälle auf US-Highway
Balla balla: Auf dem Highway 11/14 nahe Janesville im US-Bundesstaat Wisconsin hat ein Lkw vergangenen Dienstag seine Ladung von Golfbällen verloren und nach Angaben der Polizei rund 5.000 „Murmeln“ in der Gegend verstreut. Verletzt wurde niemand, aber etliche Bälle sollen hochgesprungen sein und Autoscheiben beschädigt haben. Die Ursache des Vorfalls ist noch ungeklärt, es handelte sich zudem um eine eher preisgünstigere Marke, der Lkw-Fahrer wird allerdings garantiert mehr zu erklären haben als nur „falsches Droppen“ …
Mit dem Klappstuhl auf dem Fairway
Zum Schluss: Slow Play ist und bleibt eine Plage, da helfen auch die neuen Golfregeln oder die Einführung von Ready Golf erst mal nichts. Im Zweifelsfall heißt die Devise: Ruhe bewahren, nicht die eigene Laune davon runter ziehen lassen. Web.com-Tour-Spieler Matt Every zeigt, wie‘s geht. Am Finalsonntag der Lecom Suncoast Classic lieh er sich auf Bahn 16 des Lakewood National Golf Club nahe Sarasota/Florida angesichts der trödelnden Vorderleute einfach mal bei den Turnierhelfern einen Klappstuhl und ließ sich gemütlich nieder.
Matt Every is the hero we all need. 16 fairway. Final round. pic.twitter.com/PxoPpfWUjU
— Drew Carr (@DrewCarr_) 17. Februar 2019