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Golf Post Premium Panorama

Millionenverluste und Vertragskündigungen: Trumps Golf-Imperium wankt

19. Jan. 2021 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Das Golf-Imperium von Donald Trump wankt. (Foto: Getty)

Das Golf-Imperium von Donald Trump wankt. (Foto: Getty)

Der Countdown läuft. Die letzten Stunden des Störfalls Donald Trump im Weißen Haus ticken herunter. Der „Commander in Cheat“, wie Journalist Rick Reilly sein Buch über den Schummelgolfer betitelte, setzt sich nach Florida in sein Refugium Mar-a-Lago ab, während Joe Biden als 46. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika und neuer „Commander in Chief“ die Amtsgeschäfte übernimmt.

PGA of America löst kleine Lawine aus

Letzte Wutmanöver und Übersprungshandlungen des Möchtegern-Autokraten („Die Zeit“) sind ausgeblieben, wenngleich sie wie Menetekel aus Mordor an die Wand gemalt worden waren. Was bleibt, ist ein ungeheures politisches wie gesellschaftliches Schlachtfeld; doch ebenso die Vision, dass der toxische Typ Trump bei all dem, was mit Auslauf seiner präsidialen Immunität auf ihn wartet, für ein Comeback viel zu beschäftigt oder gar „unabkömmlich“ sein wird.

Es steht nicht gut ums Firmenimperium des einstigen Immobilientycoons, und das gilt gleichermaßen für sein Golfplatz-Portfolio. Allüberall werden die Messer gewetzt, einstige Steigbügelhalter üben sich in hastigen Absetzbewegungen. Es wirkt, als hätte die PGA of America mit der Absage ihres Majors für Trumps Anlage in Bedminster/New Jersey eine kleine Lawine losgetreten.

R&A bekräftigt Absage an Turnberry

Der R&A legte umgehend nach und versicherte, dass Trump Turnberry auf „unabsehbare Zeit“ nicht für die Open Championship in Frage komme; die Golf-Granden in St. Andrews wenigstens waren konsequent und haben bloß bestätigt, was sie im Umgang mit „The Donald“ seit Jahren praktizieren.

Andere wirken da deutlich opportunistischer und trauen sich jetzt aus der Deckung, wo Macht und Moneten des Magnaten offenkundig schwinden; sie geben ihre Liebedienerei auf, die gegenüber einem angehenden und später bestätigten US-Präsidenten so opportun erschien. Siehe PGA of America. Mit dem „Kapitolverbrechen“ – so das Schweizer Digitalmagazin „Republik“ in einem Wortspiel über den 6. Januar und die Rolle des Aufrührers Trump – gibt‘s dafür endlich einen weithin akzeptablen Grund. Schade, dass es den gebraucht hat.

Belichik macht es besser als Sörenstam und Player

Schade auch, dass Größen wie Annika Sörenstam und Gary Player nicht widerstehen konnten, sich vom Lügen-Präsidenten noch schnell die „Medal of Freedom“ anheften zu lassen, Amerikas höchste zivile Auszeichnung, klammheimlich in stiller Stunde vollzogen. Während übrigens ein einstmals erklärter Trump-Anhänger wie der ikonische Football-Coach Bill Belichik, sechsfacher Superbowl-Gewinner mit den New England Patriots, genau das ablehnte und zur Begründung auf Trumps Zündeleien und die Geschehnisse am Kapitol verwies.

Langer und seine Golfrunde mit Trump

Schade zudem, dass Bernhard Langer sich Ende Dezember vom abgewählten POTUS während dessen Weihnachtsurlaub noch auf eine Golfrunde einladen ließ. Aber der zweifache Masters-Champion fühlte sich auch bereits geschmeichelt, als Trump ihn 2017 eines kurzen Telefonats für würdig erachtet hatte, nachdem er den den deutschen Altmeister vor den Karren seiner schon damals haltlosen Wahlbetrugs-Behauptungen gespannt hatte.

Diesmal soll es laut eines Statements aus dem Weißen Haus um die Begnadigung des wegen Steuerhinterziehung verurteilten Immobilienunternehmers James Batmasian gegangen sein. Langer gehörte wohl zu den Fürsprechern und „arbeitete“ Trumps Pardon für Batmasian am 28. Dezember in Mar-a-Lago über 18 Loch ab.


Auch Bryson DeChambeau hat sein Bekenntnis zum „First Golfer“ quasi widerrufen. Der Texaner, der seinen US-Open-Sieg noch als Gast von Trump-Sohn Eric im Trump National Golf Club Westchester zelebriert hatte, erschien ohne das Logo der Organisation am Bag zum Tournament of Champions auf Hawaii.

Schlimmer treffen dürften die Trump-Sippe freilich einige sich anbahnende geschäftliche Distanzierungen. In Florida sucht ein Palm Beach County nach juristischer Handhabe, den Pachtvertrag für besagtes Mar-a-Lago bzw. für das Gelände des Trump International Golf Club in West Palm Beach zu annullieren.

New York kündigt Betreibervertrag

Ähnliches hat New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio angekündigt: Die Stadt will den Betreibervertrag mit der Trump-Organisation für den kommunalen Ferry Point Golf Course kündigen. „Der Präsident hat eine Rebellion gegen die Regierung der Vereinigten Staaten angestiftet, bei der fünf Menschen getötet wurden und die verfassungsmäßige Machtübertragung zu entgleisen drohte. Die Stadt New York will sich in keiner Form mit solchen unverzeihlichen Handlungen in Verbindung bringen lassen“, erkläre De Blasio.

Vernichtende Bilanz bei „Forbes“

Diese jüngsten Entwicklungen sind gleichwohl nur die Spitze des Eisbergs an Ungemach. Anfang des neuen Jahres veröffentlichte das Wirtschaftsmagazin „Forbes“ eine beileibe nicht nur Corona geschuldete vernichtende Bilanz für das Trump‘sche Golfanlagen-Portfolio. Demnach schreiben die Resorts in Europa, Turnberry, Aberdeen und Doonbeg, sowie Trump Doral in Florida horrende rote Zahlen. Die Präsidentschaft hat nicht den gewünschten Zuspruch gebracht, sondern eine Menge Geld gekostet; zuvor schon waren seine kaum refinanzierbaren Investments samt der Kosten für Renovierungen und protzige Umbauten reine Groschengräber.

90 Millionen Dollar Miese in Europa

In Doral verlor Trump in der Wahlnacht 2016 schlagartig 100.000 auf lange Sicht gebuchte Übernachtungen. Die Umsätze sanken von 92,1 Millionen Dollar 2015 auf 87,5 Millionen „Bucks“ im Jahr 2016 und auf 75,4 Millionen Dollar 2017. Entsprechend schrumpften die Gewinne.

Noch bitterer sieht es in Schottland und Irland aus. Turnberry, Aberdeen und Doonbeg bescherten dem Portfolio bislang rund 90 Millionen Dollar Miese. Allein in Turnberry, das Trump 2014 für 65 Millionen Dollar kaufte und bis 2018 für weitere 75 Millionen von Grund auf überholte, addieren sich die Verluste mittlerweile auf 61 Millionen.

Bargeld aus Russland und Geldwäsche?

Und die Trump International Golf Links an der schottischen Ostküste sind mit 15,5 Millionen Dollar im Soll. Von den großspurigen Ankündigungen des Unternehmers, der einen zweiten Platz, Wohnhäuser und tausende Arbeitsplätze versprochen hatte und 2012 für sein Vorhaben mit Unterstützung des damaligen Regierungschefs Alex Salmond eine einzigartige Dünen- und Naturlandschaft versiegelte, blieb nichts als Ärger mit den Nachbarn.

Überdies halten sich hartnäckige Gerüchte, dass Trump seine Europa-Engagements samt und sonders mit Bargeld aus russischen Quellen bezahlt haben soll. Das jedenfalls hat Eric Trump 2014 dem US-Journalisten James Dodson erzählt: „Wir bekommen alle Mittel, die wir brauchen, aus Russland.“ Von „ein paar Typen, die Golf wirklich, wirklich lieben und an unseren Programmen interessiert sind. Wir gehen die ganze Zeit dorthin“.  Mittlerweile bestreitet der Junior die Aussage, während anderorts offen über finanzielle „Liebesgrüße aus Moskau“, Geldwäsche in großem Stil und sogar Handlangerschaft für den Geheimdienst KGB spekuliert wird.

Skurrile Empfehlung via Twitter

Einer freilich, dies als abschließende Petitesse, glaubt offenbar unverdrossen an die Solvenz und Liquidität von „The Donald“, der laut „New York Times“ insgesamt 1,1 Milliarden Dollar Schulden hat und allein bei der Deutschen Bank mit rund 400 Millionen in der Kreide steht, für die er persönlich haftet. Der US-Profi und Korn-Ferry-Tour-Spieler Grayson Murray empfahl Trump nach dem Verlust der PGA Championship 2022 via Twitter, einfach ein eigenes Parallelturnier aufzuziehen und dieses derart hoch zu dotieren, dass kein Spieler es ablehnen könne. Das beschere der PGA Championship entweder ein schwaches Feld oder der PGA of America finanzielle Probleme, weil sie in Sachen Preisgeld mitziehen müsse.

Grayson Murrays ursprünglicher Tweet. (Foto: Twitter/Screenshoot)

Grayson Murrays ursprünglicher Tweet. (Foto: Twitter/Screenshoot)

Murray hat seinen Tweet inzwischen gelöscht. Und man darf getrost mutmaßen, dass Donald Trump 2022 ganz andere Sorgen als eine PGA Championship haben wird.

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