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Back Nine

Mickelson zu Woods’ Video: Gönnt es mir halt nicht, ältester Majorsieger zu sein

22. Nov. 2021 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Tiger Woods und Phil Mickelson. (Foto: Getty)

Tiger Woods und Phil Mickelson. (Foto: Getty)

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Er ist wieder da: Das Video vom schlägerschwingenden Tiger Woods hat in der Golfszene ein wahres Beben der Begeisterung ausgelöst. Egal, wohin man schaut, welchen Link man aktiviert: Woods, Woods, Woods – der 15-fache Majorsieger auf der Range beherrscht die Nachrichten, nachdem er selbst gestern die erste öffentlich sichtbare Action-Ansicht seit seinem üblen Autounfall vom Februar in Los Angeles veröffentlicht hatte. „Golf fans react to…“ schreiben die anglophilen Medien gern über solche Nachrichten, doch nicht nur die Anhänger des Tigers und des Spiels, sondern auch zahlreiche Spieler reagierten auf Woods’ gemächliche Schwünge. Justin Thomas „liebte das mehr“ als seinen Tweet zuvor in Sachen Rory McIlroy und dessen Reaktion auf das vergeigte Tour-Finale in Dubai (siehe unten); Thomas Bjørn sprach vom „Besten, was ich seit langem gesehen habe“ und Max Homa, ohnehin der „Twitterkönig“ unter den Tour-Spielern, bewies Weitsicht in Sachen zu erwartender Euphorie:

Tony Finau und Colt Knost schließlich fanden auch noch einen anderen Blickwinkel- und Bewertungsmaßstab:

Den Vogel freilich schoss einmal mehr Phil Mickelson ab, der sich zum x-ten Mal nicht verkneifen konnte, seinen Narzissmus auszuleben und zwar durch die humorige Blume, indes in letztlich unverblümter Eitelkeit an seinen PGA-Championship-Triumph von Kiawah Island zu erinnern: „Ich weiß, dass er [Tiger] es nicht erträgt, mir auch nur einen einzige Rekord zu überlassen. Ich schätze, er will der älteste Majorsieger aller Zeiten werden. Na dann los!“

Nelly Korda nimmt finale Niederlage gelassen

Entspannt: Sie ist Weltranglistenerste und Olympiasiegerin, gewann ihr erstes Major und spielte sowieso eine grandiose Saison – da konnte Nelly Korda es ganz gut verschmerzen, das Finale der LPGA Tour und den Titel der „Spielerin des Jahres“ an Jin Young Ko verloren zu haben. „Natürlich wünschte ich, es wäre besser gelaufen“, sagte die 23-Jährige nach ihrem geteilten fünften Platz bei der CME Group Tour Championship im Tiburón Golf Club in Naples, Florida. „Aber ich denke, dass ich alles in allem ein großartiges Jahr hatte.“ Als nächstes steht die PNC Championship im Dezember in Orlando an, die sie mit Vater Petr Korda bestreitet. „Ich habe ihm gesagt, dass ich seinetwegen meine Off-Season unterbreche, also sollte er sich besser gut vorbereiten“, schmunzelte Nelly Korda.

McIlroy und der Riss im Dresscode

Frustattacke: Früher hat er Schläger geschmissen, heute lässt er seine Enttäuschung am Outfit aus. Ein Abpraller vom Flaggenstock in den Grünbunker hat Rory McIlroy gestern aus dem Rennen ums Race to Dubai geworfen: Er kam als Mitführender auf das 15. Grün und verließ es mit einem Bogey, verlor in der Folge den Faden und beendete das Saisonfinale der European Tour als geteilter Sechster, sieben Schläge hinter Triumphator Collin Morikawa.

Der Frust war so groß, McIlroy derart sauer, dass er anschließend mit niemandem reden wollte. War vielleicht auch gut so, denn der Nordire wäre in einem eher unpassenden Dresscode zu den Mediengesprächen erschienen. In seinem Ärger hatte er wohl zu heftig am Shirt gezupft, wurde mit einer in Fetzen gerissenen Knopfleiste seines Hemdes gesichtet:

Billy Horschel: Zuviel Geld für Mittelmaß

Opposition: Billy Horschel denkt gern gegen den Strom. Deswegen hat der US-Pro und 6-fache PGA-Tour-Sieger jetzt auch was zu den ganzen Anstrengungen zu sagen, die PGA und European Tour unternehmen, um ihre Circuits attraktiver zu machen und den Stars die Abwanderung zu Konkurrenz-Events in Saudi-Arabien oder Asien zu verleiden. Seiner Meinung nach sollten die Touren durch mehr Wettbewerb auch wettbewerbsfähiger werden, dafür brauche man laut Horschel, der auch Mitglied im Spielerbeirat der PGA Tour ist, keine Füllhorn-Veranstaltungen im Herbst oder sonstige Boni-Begünstigungen. „Antrittsgelder oder Gagen sind keine Lösung“, sagt er. „Die Top-Spieler sorgen seit Jahren dafür, dass auf der Tour der Rubel rollt, also sollten sie dafür auch gutes Geld kriegen. Doch wir belohnen auch das Mittelmaß.“ Damit spielt Horschel darauf an, dass man auf der Tour mehr als nur gut leben und Millionär werden kann, ohne wirklich ganz vorn in der Spitze mittun zu müssen. Sein Vorschlag: „Wir sollten das Turniersystem herausfordernder machen – vielleicht, in dem wir jedes Jahr nur 100 statt 125 Mitgliedschaften vergeben und nur 30 statt 50 auf der Korn Ferry Tour. Dann sind Woche für Woche wirklich die besten Spieler aktiv, und denen kann man dann auch mehr zahlen.“ Und sowieso sollten die Preisgelder anders gestaffelt sein: „Mehr Geld für die Top-30- oder Top-40-Platzierungen, deutlich weniger für die hinteren Ränge. Damit bringt man die Jungs dazu, wirklich ehrgeizig zu werden, statt für mittelmäßige Leistungen reichlich genug Geld zu bekommen.“

Nicklaus und Player machen gemeinsame Sache

Die alten Männer und das Mehr: Strategische Allianzen sind beliebt, seit sich PGA und European Tour damit gegen Disruptionen ihres Betriebs stemmen. Jetzt haben auch die beiden großen alten Männer des Spiels, Jack Nicklaus (81) und Gary Player, gerade 86 Jahre alt geworden, eine strategische Allianz ihrer Golfplatz-Design-Firmen vereinbart. Die Zusammenarbeit soll vor allem „Black Knight“ Player nützten, dessen Business wegen des Streits um Namensrechte mit seinem Sohn Marc viele Jahre auf Eis gelegt war. Der Südafrikaner, der seinerseits weltweit 195 Golfplätze konzipiert hat, nutzt künftig Nicklaus’ personelle Kapazitäten und die Infrastruktur des „Goldenen Bären“, der mit seiner Design-Firma rund 425 Golfplätze in 46 Ländern gebaut hat. Tja, seid umschlungen, (Dollar-)Millionen …

Morikawa und die Claret Jug: „Jede Menge Flüssigkeit“

Leichte Last: Was Collin Morikawa dieses Jahr so an bedeutenden Trophäen weggeschleppt hat – dafür braucht’s fast schon einen Bollerwagen, wie „Golf Digest“ in dieser Collage treffend imaginiert hat: Open Championship, WGC – Work Day Championship und jetzt das Finale der European Tour mit dem Gewinn des Race to Dubai als erster Amerikaner, dazu eine blendende Ryder-Cup-Vorstellung und ein Dutzend Turnier-Top-Tens:

Ach übrigens: Während der Tage im Jumeirah Estate in Dubai wurde der 24-Jährige mal gefragt, was denn seit dem Triumph von Royal St. George’s so alles in die Claret Jug gefüllt worden sei. Morikawas Antwort fiel wenig überraschend und dennoch diplomatisch vieldeutig aus: „Flüssigkeit. Jede Menge Flüssigkeit.“ Er hat sich jeden Schluck redlich verdient.

Aus dem Bunker und ins Loch: So einfach kann’s sein

Spielerisch: Muffe vor dem Spiel aus dem Bunker? Erst recht bei hohen Hinderniswänden? So schwierig ist’s nun wirklich nicht. „The Sand is your Friend“ hat ein früher Golflehrer des Autors gern gepredigt. Und tatsächlich: Bunkerspiel wirkt in diesem Beispiel alles andere als problematisch oder mit dem Risiko eines ungewissen Ausgangs behaftet:

Bernhard Langer „wohl der beste Athlet der Welt“

Nachtrag: Bernhard Langer wurde für den Gewinn des sechsten Charles Schwab Cup im zarten Alter von 64 Jahren landauf landab gebührend und zu Recht gelobt – beispielsweise hier. Auch die Kollegen bei „Golfweek“ haben dem Evergreen gehuldigt und dabei eine sehr schöne Formulierung gefunden, die nicht vorenthalten werden soll: „Generell einer der besten Sportler der Welt zu sein, wird nirgendwo gesondert gewürdigt“, schreibt Douglas MacKinnon als Gastautor des „USA Today Network“: „Aber es gibt Bernhard Langer – ,altersbereinigt’ wohl der beste Athlet der Welt. […] Körperlich und konditionell sieht er nicht nur besser aus als viele Spieler auf der PGA Tour, sondern auch in anderen Sportarten weltweit.“

Wenn der Stuhl auf der Runde direkt mitläuft …

Zum Schluss: „Golf is a walking game“ heißt es, wenngleich das die Verwendung von Carts bekanntermaßen längst nicht mehr ausschließt. Doch auch für eherne Geher gibt es jetzt eine hübsche Hilfe für die Runde: den Faltstuhl, der sich an die Beine schnallen lässt – ist doch bald Weihnachten.

Nur beim korrekten Droppen aus Kniehöhe sollte man vorher checken, ob die Sitzhilfe nicht den strafwürdigen Tatbestand des unzulässigen Hilfsmittels erfüllt. Andererseits: Wer zufällig in einem Flight mit so einem Sportkameraden landet, verspürt garantiert den Reflex, sich hinzusetzen und der Dinge zu harren, die da vielleicht mal kommen werden. Dann ist so ein Faltstuhl Gold wert:

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