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Back Nine

Mickelson und der LIV-Hebel: „Mein wahres Vermächtnis für den Golfsport“

05. Sep. 2022 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Phil Mickelson beim LIV Golf Event in Boston. (Foto: Getty)

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Genugtuung: Phil Mickelson darf sich bestätigt fühlen – und genau das tut er. All die Veränderungen auf der PGA Tour, die jüngst verkündeten zumal, seien letztlich LIV Golf zu verdanken. So jedenfalls äußerte sich der sechsfache Majorsieger in einem Interview mit „Sports Illustrated“ (SI) während des Events der Invitational Series in Boston. „Ich glaube nicht, dass so etwas ohne die Hebelwirkung von LIV Golf passiert wäre“, sagte er im Gespräch mit dem SI-Journalisten Bob Harig. „Ohne einen solchen Hebel hätte sich nichts geändert. Auf magische Weise haben sie plötzlich ein paar hundert Millionen Dollar gefunden, das ist fantastisch. Alle Spieler sollten dankbar sein für das, was LIV tut.“


Genau eine solche Handhabe und seine Verbitterung über die Unbeweglichkeit der PGA Tour hatte „Lefty“ im Februar gegenüber dem Enthüllungs-Reporter Alan Shipnuck als Grund für seine Kollaboration mit den Saudis und deren Impresario Greg Norman angeführt; der 52-Jährige hatte die juristische Absicherung des Konzepts mitfinanziert und versucht, weitere Spieler abzuwerben, weswegen er von der Tour für zwei Jahre gesperrt wurde. „Ich bin sehr glücklich, dass die Spieler nun endlich Gehör finden und Wertschätzung erfahren, dass ihr Beitrag gewünscht und gewürdigt wird. Dieser Wettbewerb [zwischen LIV Golf und der PGA Tour] hilft allen: Damit wird alles im Profigolf besser, auch für die Fans“, sagte Mickelson jetzt: „Das kommt auch bei mir an – durch die zahlreichen positiven Reaktionen auf meinen Beitrag. Jedenfalls habe ich das Gefühl, dass mein wahres Vermächtnis für den Golfsport gerade erst aufgebaut wird.“

Tiger Woods bei der US Open – im Tennis, als Fan

Größter Fan: Das selbsterklärte Karriereende der Tennis-Heroine Serena Williams nach ihrem Ausscheiden bei der US Open ging durch alle Medien. Dass die 23-fache Grand-Slam-Siegerin mit 40 Jahren überhaupt noch mal antrat, ist übrigens auch Tiger Woods zu verdanken. Der Golf-Superstar ist mit den Williams-Schwestern befreundet und hatte Serena darin bestärkt, es noch mal zu versuchen. Folgerichtig waren Woods und Lebensgefährtin Erica Herman auch im Arthur Ashe Stadium im New Yorker Stadtteil Queens, um den Auftritt von Serena Williams zu verfolgen und sie anzufeuern:

„Er [Tiger Woods] ist einer der Gründe, nein der hauptsächliche Grund, warum ich überhaupt hier bin“, erklärte Williams. „Er hat alles gegeben, um mich zu motivieren, mir die Plackerei der Vorbereitung noch mal anzutun. Es hat mir unendlich geholfen, mich sozusagen auf ihn stützen zu können.“

Dresscode-Revolution: LIV-Spieler in kurzen Hosen

Umwälzend: LIV Golf hat die erste wirkliche Innovation fürs Profi-Golf geliefert. Am Samstag verkündete Impresario Greg Norman, dass die Spieler der LIV Golf Invitation Series ab sofort auch bei den Turnierrunden in kurzen Hosen antreten dürfen.

Angesichts einer solchen Revolution kann man sich eine Retrospektive der besonderen Art indes nur schwierig bis gar nicht verkneifen:

 

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Auf der PGA Tour wird dieser Aspekt des Dresscode seit Jahren heftig debattiert, und seit Februar 2019 sind Bermudas wenigstens für Trainingsrunden zugelassen. Natürlich wurde Normans Verkündung von seinen Chargen brav beklatscht. „Es braucht halt einen ,Störenfried’ wie LIV, um so was hinzukriegen“, sagte Phil Mickelson. „Es ist ein weiterer Schritt Richtung Fans, der Golf jünger und moderner macht“, ließ Sergio Garcia wissen: „Ich habe das seit Jahren reklamiert.“

Auch Tiger Woods hat – laut PGA Tour – was zum Hosen-Thema zu sagen. Seine von Ponte Vedra Beach verbreitete Aussage muss man wohl nicht übersetzen:

 

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Jedenfalls hat Woods da einen Punkt, wenn man bedenkt, wie sehr die Spielerfrauen in die Entscheidung zum LIV-Wechsel involviert sind – Vom Gekreische der Pat-Perez-Gattin bis zur Entscheidungsfindung im Hause Varner III, wo Amanda ihrem Harold empfahl: „Nimm das Geld und scher Dich nicht um irgendwelche blöden Kommentare.“

Übrigens: Im kommenden Jahr fällt der Startschuss für die LIV Golf Invitational Series im Februar in Florida. Auf dem Spielplan stehen unter anderem Auftritte in Singapur (Sentosa), im The Greenbrier in West Virginia, auf der spanischen Edel- und Ex-Ryder-Cup-Anlage Valderrama sowie in Australien, was ja einer der angeblich ausschlaggebenden Gründe für den Wechsel von Cam Smith war.

PGA Tour verschiebt Debüt der Herbstserie

Prioritäten: Bei all den weiteren millionenschweren Neuerungen, die PGA-Tour-Commissioner Jay Monahan in der Woche der Tour Championship verkündet hat, war von der geplanten globalen Herbst-Tournee nicht mehr die Rede. Ursprünglich hatte die Tour drei Gastspiele für die Top-50 des finalen FedEx-Cup-Rankings ins Auge gefasst, die mit jeweils 25 Millionen Dollar dotiert werden sollten. Doch wie der TV-Sender „ESPN“ jetzt erfahren haben will, wurde dieses Vorhaben erst mal auf unbestimmte Zukunft vertagt; in Ponte Vedra Beach will man sich zuvorderst auf die sogenannten „Elevated Events“ im Kalender konzentrieren. Außerdem befürchtet man durch die Konzentration der Turniere für die besten 20 Spieler in der regulären Saison, dass denen in der Off-Season zu wenig Auszeit bleibt.

Derweil freuen sich sechs Professionals über ein sehr vorzeitiges „Weihnachtsgeschenk“. Wegen der jüngsten Abgänge von Cameron Smith und Co. zu LIV Golf und der daraufhin erfolgten Sperren sind ein halbes Dutzend PGA-Tour-Mitgliedschaften für die neue Spielzeit frei geworden. Nutznießer sind Matt Wallace, Danny Willett sowie die Korn-Ferry-Tour-Spieler Austin Smotherman, Justin Lower, Doc Redman und Kelly Kraft. Die Tour hat übrigens für alle LIV-Überläufer die Sperren für 2022/2023 erneuert.

Zwei Asse im Minutentakt am selben Loch

Kunstschützen: Der Payne’s Valley Golf Course aus der Feder von Tiger Woods’ Design-Firma im Resort Big Cedar Lodge in Missouri ist mit seinem in einer Schlucht „schwimmenden“ 19. Grün schon eine moderne Ikone. Doch dieser Tage stand ein anderes Grün im Mittelpunkt, auf dem binnen weniger Minuten zwei Holes-in-One fielen. Seit 2020 gab es dort bereits zwölf Asse: Susan Stevens und kurz darauf Billye Hollister ließen Nummer 13 und 14 folgen:

Connor Syme mit Zuschauerkontakt

Noch’n Kunstschütze: Beim Made in HimmerLand in Dänemark ist Kulisse garantiert, vor allem an der Par-3-16 mit dem Amphitheater-Hügel hinter dem Grün. Ausgerechnet dieses Bühnenbild suchte sich Connor Syme aus, um seinen Abschlag nicht nur weit hinter der Fahne landen, sondern seinen Ball auch in den Schoss einer dort sitzenden Zuschauerin springen zu lassen, die umgehend zum bevorzugten Foto-Motiv wurde. Natürlich durfte Syme droppen, und wie das Ganzen dann ausging, sehen Sie hier:

Rosenkrieg um die Golfausrüstung

„Scheidungsopfer“: Zu den Netzfundstücken der vergangenen Woche gehörte der Reddit-Post eines Golfers mit dem Nick „W0rldmayneverknow“, dessen Ehe vor der Scheidung steht – nicht wegen Golf, wie er betont. Aber im Mittelpunkt des heimischen Rosenkriegs steht offenbar seine Golfausrüstung, die von der Noch-Gattin zur „Gütergemeinschaft“ gerechnet und für sich beansprucht wird. „W0rldmayneverknow“, der all dem wegen seit neun Wochen kein Golf mehr gespielt hat, befürchtet sogar, dass sein Spiel-Zeug bereits verkauft wurde. Schicksale gibt’s – und Leidensgenossen, wie die Kommentare zeigen. Aber auch welche, die sich über die Prioritäten wundern:

Andere hingegen – mitfühlende Seelen offenbar – zeigen sich solidarisch:

Pepperell und sein Abend für den Teamchef

Der wöchentliche Pepperell: Eddie P. ist bekanntlich nicht auf den Mund gefallen – egal, bei welchem Thema. Während der zweiten Runde des Made in HimmerLand wurde der englische Professional gefragt, ob er sich Chancen aufs Ryder-Cup-Team für Rom 2023 ausrechne und vor allem, wie er Kapitän Luke Donald womöglich in Sachen Wildcard gnädig stimmen könnte. Die Antwort des 31-Jährigen war drehbuchreif, witzig – und er hatte auch einen Seitenhieb auf den demissionierten Donald-Vorgänger Henrik Stenson bereit. In Kurzform: Donald sei ein ruhiger Typ, den man erst mal mit etwas Rotwein locker machen müsse. Pepperell würde sogar für seinen Landsmann kochen, „irgendein Ragout“, und dann könne man sich ja mit einer großen Tafel Schokolade vor den Fernseher setzen: „Vielleicht schauen wir uns ein paar Dokumentationen über die Open Championship an. Aber die Folge mit Henrik sollten wir vielleicht auslassen.“

Von wegen: Wasser, marsch!

Das Letzte: Die gute Nachricht ist, dass es auf diesem Golfplatz offenbar noch genug Wasser gibt – keine Selbstverständlichkeiten im Dürre- und Hitzesommer des Jahres 2022. Die schlechte ist allerdings, dass eben dieses Wasser dem Sportkameraden – bei der Annäherung an seinen Ball – zum Verhängnis wird. Ja, ein kleiner Schritt für den Golfsport, aber ein zu großer für ihn. Von wegen: Wasser, marsch! Immerhin sollte der Pechvogel in der B-Note für den künstlerischen Wert weit vorn sein:

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