Eisenbieger: Alle Welt rätselt über den Grund, die Ursache, den Anlass der Trennung zwischen „Holz-Hulk“ Bryson DeChambeau und seinem langjährigen Caddie Tim Tucker vor der ersten Runde der Rocket Mortgage Classic. Die Beteiligten schweigen und DeChambeaus Manager bemüht allenfalls die üblichen Floskeln, doch ein Video wirft ein ganz anderes Licht auf die Angelegenheit, das während des vorgeschalteten Benefiz-Scramble „313 Challenge“ entstanden ist.
Da hat sich nämlich „Spaßvogel“ Phil Mickelson am Bag von Bryson DeChambeau zu schaffen gemacht, während „BDC“ einen seiner Brachial-Abschläge ausführte und Caddie Tucker gerade nicht hinsah. „Lefty“ klaubte DeChambeaus Eisen 8 aus der Tasche und machte mit dem Schläger im Wortsinn die Biege. Tim Tucker wurde zwar ob des Geschehens ins seinem Rücken etwas stutzig, aber da war Mickelson mit seinem Streich schon durch und zeigte ein sehenswert scheinheilig-unschuldiges Gesicht.
Wer weiß, womöglich war genau diese Unaufmerksamkeit von Tucker der Auslöser für einen Zwist und die letztliche Trennung. Glaubt man Mickelson, so steht jedenfalls fest, dass er an der „Scheidung“ maßgeblich beteiligt war: „Er (DeChambeau) muss dieses Eisen 8 wirklich geliebt haben …“
Kritik an DeChambeau für Medienboykott
„Primadonna“? Bryson DeChambeau hat bei der Rocket Mortgage Classic eine eher unrühmliche Vorstellung hingelegt. Das bezieht sich weniger auf seine sportliche Vorstellung, die nach zwei Tagen am Cut endete, sondern vielmehr auf seinen Umgang mit der Öffentlichkeit. Obwohl Titelverteidiger und überdies seit längerem vom Turniersponsor als Werbe-Testimonial engagiert, verweigerte der 27-Jährige sowohl nach der Auftaktrunde als auch am Freitag den obligatorischen Auftritt vor den Medien. Zum einen schmollte „BDC“ offenbar wegen eines Disputs bei der General-Pressekonferenz am Mittwoch, als es um seine Aussetzer auf der Back Nine der US Open von Torrey Pines ging und er das lediglich mit mangelnden Glück zu erklären versuchte. Andererseits wollte DeChambeau ganz offensichtlich allen Fragen zur Trennung von seinem Caddie aus dem Weg gehen, die offenbar am Mittwochabend von Tim Tucker selbst herbeigeführt worden war. Die Kritik an solchem Verhalten kam prompt:
@b_dechambeau needs to grow up and suck it up to answer a few questions from the media at Rocket Mortgage tournament being an Ambassador and defending champion refused to chat so when the tough get going Dechambeau heads for the door!?
— David Wiley (@davidwwiley) July 3, 2021
Incredibly lame for @b_dechambeau, a paid ambassador of the Rocket Mortgage PGA tournament, to run away from the media two days in a row.
He missed the cut. Boo hoo.
Real men face the microphone.— Brian Butters (@brianbutters1) July 3, 2021
Bereits 2020 fiel der „Mad Scientist“ beim selben Turnier unrühmlich auf, als er sich mit einem Kameramann anlegte, weil dieser ihn angeblich in einer unvorteilhaften Situation gefilmt hatte. Aber das gehört nun mal dazu, wenn man als etablierter Athlet auf offener Bühne agiert (und dafür überdies stattlich bezahlt wird) – ebenso wie kritische und sachlich berechtigte Fragen der Medien, womit keineswegs Übergriffigkeiten sanktioniert sein sollen. Leider indes erwarten Protagonisten wie Fans von den Medien immer mehr eine Art Hofberichterstattung und ein Claqueurs-Verhalten, siehe auch Phil Mickelsons beleidigte Reaktion auf den sachlich einwandfreien Artikel der „Detroit News“, was sogar „Leftys“ Anwalt bestätigt hat. Zum Profitum gehört halt auch der professionelle Umgang mit Unannehmlichkeiten.
Fowler-Frust über Open-Fan-Entscheidung
Major-Motzer: Rickie Fowler schiebt Frust. Nicht wegen seiner sportliche Formkrise, jedenfalls aktuell nicht. Den 32-Jährige treibt vielmehr die Entscheidung des R&A um, bei der Open Championship kommende Woche eine ansehnliche Zahl an Zuschauern zuzulassen. „Wir Spieler schlucken jede Menge Kröten und müssen eine Menge Hürden überwinden, und dann werden dort einfach mal eben 32.000 Fans pro Tag auf die Anlage gelassen“, ätzte Fowler, der das Masters und die US Open verpasst hat, dank seiner Top-Ten-Platzierung von Royal Portrush 2019 allerdings bei der 149. Auflage des weltältesten Majors dabei sein darf.
Ihn nerven die Auflagen selbst für geimpfte Spieler. Keiner der Teilnehmer darf während der Woche in Restaurants, Bars oder Supermärkte, alle müssen ins zugewiesene Hotel oder dürfen sich eine Privatunterkunft im Team maximal zu Viert teilen, aber nicht mit anderen Spielern. „Da passt doch irgendwas nicht zusammen“, sagte Fowler im Hinblick auf die in Großbritannien grassierende Delta-Variante: „Und was ist, wenn jemand von den Passagieren des Flugzeugs positiv getestet wird, mit dem wir einreisen?“
Corona-Test: Matsuyama bangt um Open-Teilnahme
Fragezeichen: Masters-Sieger Hideki Matsuyama musste die Rocket Mortgage Classic vor der zweiten Runde aufgeben, der Corona-Test des Japaners hatte angeschlagen. Damit ist allerdings auch die Teilnahme des 29-Jährigen an der Open Championship kommende Woche in Royal St. George‘s arg gefährdet. Matsuyama ist aktuell in Quarantäne und müsste sich womöglich nach der Einreise in England nochmals isolieren. Ähnliches erlebte Jon Rahm nach seinem Corona-Test beim Memorial: Der spätere Champion schaffte es haarscharf zur US Open, hatte allerdings auch keinen Interkontinentalflug zu absolvieren. Matsuyamas Flightpartner Phil Mickelson und Rickie Fowler zeigten keine auffälligen Testergebnisse und spielten die zweiten Runde dann zu Zweit.
European Tour streicht Hero Indian Open
Frühe Entscheidung: Obwohl die Hero Indian Open erst im Oktober stattfinden soll (28. bis 31.) hat die European Tour das Turnier im DLF Golf & Country Club jetzt bereits gestrichen. Vor dem Hintergrund des auf dem Subkontinent nach wie vor extrem wütenden Virus und den enormen-Infektions- sowie Todeszahlen, die von Experten sogar noch höher eingeschätzt werden als offiziell angegeben, seien Reisen nach und aus Indien eine besondere Herausforderung, ließ die Tour wissen: „Die Sicherheit alle am Turnier Beteiligten hat oberste Priorität!“ Es soll wohl eine Ersatzveranstaltung geben, aber konkrete Informationen stehen noch aus. Vergangenes Jahr stand das Turnier gar nicht erst im Rumpfkalender, 2019 gewann der Schotte Stephen Gallacher.
Sörenstam und Co.: Pine Valley lässt Damen zu
Erzkonservativ: Pine Valley gilt gemeinhin als bester Golfplatz der Welt, das Geläuf im US-Bundesstaat New Jersey liegt in einer Menge Rankings stets ganz vorn. So exzellent wie der Platz, so exklusiv ist der dazugehörige private Golfclub – bislang überdies ein reiner Herrenzirkel; Damen durften allenfalls am Sonntag Nachmittag abschlagen. Doch das hat sich aktuell geändert: Pine Valleys Präsident Jim Davis hatte bereits im Mai die Aufnahme weiblicher Mitglieder angekündigt, sofern die Damen ausgewiesen gute Golferinnen seien. Bei den ersten drei weiblichen Mitgliedern, die der Club eingeladen hat, dürfte das unzweifelhaft der Fall sein, es handelt sich nämlich um die zehnfache Majorsiegerin Annika Sörenstam sowie die beiden Ausnahme-Amateurinnen Sarah Ingram und Meghan Stasi. Da stellt sich eher die Frage, ob auch alle männlichen Mitglieder den Kriterien des Clubs in Sachen Spielstärke gerecht werden?
Im und Kim: Medaillen statt Major
Prioritäten: Die Südkoreaner Sung-Jae Im und Si-Woo Kim haben zugunsten der Olympischen Spiele in Tokio ihre Teilnahme bei der Open Championship kommende Woche abgesagt. Statt in Royal St. George‘s das letzte Major der Saison zu spielen, wollen sich die beiden lieber aufs Medaillen-Turnier im Kasumigaseki Country Club vorbereiten. Die Entscheidung hat einen sehr taktischen Hintergrund, der mit Koreas 18- bis 24-monatigem Militärdienst für Männer zusammenhängt. So musste beispielsweise Sang-Moon Bae 2015 seine Karriere auf der PGA Tour unterbrechen, um sich für die Vaterlandsverteidigung fit machen zu lassen. Für Sportler allerdings sind Ausnahmen möglich: Wer bei Olympia oder bei den Asien-Spielen eine Medaille gewinnt, bleibt vom Wehrdienst verschont und muss lediglich einen vierwöchigen Reservistenkurs absolvieren. Darauf spekulieren offenbar Im und Kim, für die bei der Open Emiliano Grillo und Keegan Bradley nachrücken.
Golf-Fußball-Wette: Aus 13 Euro 1,2 Millionen gemacht
Zocker-Glück: Ein Wetter aus London hat bei den Buchmachern von Betfair mit einer kombinierten Golf-Fußball-Sechser-Wette „schlappe“ 1,21 Millionen Euro gewonnen – und das mit einem Einsatz von gerade mal 13,42 Euro. Dabei legte der Mann allerdings auch eine wahrhaft prophetische Voraussicht an den Tag. Die Komponente seiner erfolgreichen Wette waren: die EM-Siege in der Gruppenphase von England und Kroatien über die Tschechische Republik bzw. über Schottland und die Golferfolge von Viktor Hovland bei der BMW International Open, von Nelly Korda bei der Women‘s PGA Championship, von Harris English bei der Travelers Championship und von Steve Stricker bei der Senior Players Championship. Die Quote, das alles richtig zu treffen, lag bei 90.396:1.
Da kann selbst Viktor Hovland nur vor Begeisterung mit dem Kopf wackeln:
Laportas Kunstschüsse
Zum Schluss: Vier Mal hat Francesco Laporta bei der Irish Open von außen eingelocht, und da waren die Social-Media-Experten der European Tour flugs mit einem vergleichbaren Kunstschuss des Italieners zur Stelle: Er muss offenbar am Pool geübt haben. Aber urteilen Sie selbst: Was ist schwieriger und seltener, der geflitschte Ball, der ins Loch der Putt-Trainingshilfe rollt, oder Laportas „Hole-outs“ von Mount Juliet, der auch gestern im Finale stark aufspielte, auf den Schlusslöchern aber Nerven zeigte und „nur“ geteilter Vierter wurde?