Während in Deutschland die nicht golffokussierten Medien unaufgeregt auf Jordan Spieths zweiten Majorsieg in Folge reagieren, steht international nicht nur die Golfwelt angesichts der Tatsache Kopf, dass der Youngster damit bereits auf halbem Wege zu einem möglichen Grand Slam ist.
"Jordan Spieth ist, was Tiger Woods einmal war"
So schrieb Steve DiMeglio von der "USA today" in einem seiner Artikel zur US Open 2015. Damit macht er den unmittelbaren Vergleich auf, an den die Golf-Öffentlichkeit denkt, wenn sie hört: Jordan Spieth hat nun nach dem Masters auch noch die US Open gewonnen - und ist damit nicht nur auf dem Weg zu einem potenziellen Grand Slam, sondern auch der erste Spieler seit Tiger Woods, dem dieses Kunststück 2002 gelang.
Jordan Spieth is the 1st player to win Masters and U.S. Open in the same year since Tiger Woods in 2002. pic.twitter.com/DzUEnTf9Kt
— ESPN (@espn) June 22, 2015
Nachdem die Golfikone ganz im Gegensatz zu Spieth schon nach zwei Runden den Heimweg hatte antreten müssen, war er nämlich wieder einmal von der Allgemeinheit totgesagt worden. Maximilian Kieffers Golftrainer Ted Long hatte sich nach Woods schlechtester US-Open-Runde gar in einem offenen Brief an ihn gewandt. Der erst 21-jährige Jordan Spieth hingegen hat Auftrieb, wo es für Tiger Woods derzeit bergab geht. "CNN" spricht davon, er sei "auf halbem Weg zum Grand Slam", "USA today" schreibt weiter, er werde "den zerwühlten, heiligen Grund des Old Course betreten, nur zwei Schritte entfernt vom Grand Slam". Immerhin ist Spieth inzwischen nicht mehr irgendein Youngster. "Wenn Caddies und andere Spieler ihn das Goldkind nennen, ist das zum Teil im Spaß. Der Spitzname ist nun ernsthaft Programm geworden", so die britische Zeitung "The Guardian". Man legt also hohe Maßstäbe an dem jungen Texaner an, der an diesem Wochenende "die Rekordbücher neu schrieb" (USA today).
Deutsche Medien nach Kaymers Ausscheiden ruhig
Wenn es um die vier Majors geht, dann treten selbst die weniger golfaffinen deutschen Leitmedien auf den Plan. Frankfurter Allgemeine Zeitung, Regionalblätter wie der Kölner Stadtanzeiger und sogar das Handelsblatt schreiben von Jordan Spieths geschichtsträchtigem Sieg. Dank des frühen Ausscheidens von Titelverteidiger Martin Kaymer und seiner beiden Landsmänner Marcel Siem und Stephan Jäger widmete man dem Youngster, der an diesem Wochenende zum jüngsten US-Open-Sieger seit 1923 wurde, allerdings meist nur die Meldung der deutschen Presseagentur. In ihrer ausführlichen Fassung geht diese auch mit Tiger Woods Leistung ins Gericht, mit Vorjahressieger Kaymer ist man sanft - immerhin steht für ihn in dieser Woche ein Ausflug in die Heimat zur BMW International Open ins Haus.
Der Trubel, den das Major im vergangenen Jahr in den deutschen Medien verursachte, als Martin Kaymer den Titel holte, ist selbstverständlich nicht vergleichbar mit dem Sieg eines jungen US-Amerikaners bei der diesjährigen Austragung, wo Kaymer bereits vor dem Wochenende die Segel streichen musst. Einzig die Golfmedien stehen Kopf, angesichts der Aussicht auf den möglichen ersten Grand Slam in der Geschichte des modernen Golfsports.
Platz und Fox-Übertragung in der Kritik
Vor Jordan Spieths phänomenalem Sieg lagen im Fokus von Twittergemeinde und Presse neben dem aktuellen Stand vor allem zwei Dinge: Der Zustand des Platzes, vor allem aber der Grüns, über die sich so manch ein Spieler mokierte und für die Ian Poulter gar eine Entschuldigung seitens der USGA forderte, sowie die Berichterstattung seitens des neuen Senders Fox Sports, der sich im Vorfeld des Turniers erstmals die Übertragungsrechte für ein Golfevent gesichert hatte und der noch die kommenden elf Jahre für die Übertragung des Majors sorgen soll.