In einem sind sich in Bezug auf das Masters alle Medien, national und international, einig: Mit Danny Willett hatte gegen Ende nun wirklich niemand mehr gerechnet, schien die Titelverteidigung von Jordan Spieth doch bereits sicher. Aber auch der deutsche Golf-Senior Bernhard Langer machte von sich reden.
Jordan Spieth und der verschenkte Sieg
Beinahe mehr Aufmerksamkeit als dem verdienten Sieger wurde dem Frust von Titelverteidiger Jordan Spieth zuteil, der sich nicht so recht für den Konkurrenten freuen konnte, nachdem ihn ein Quadrupelbogey den sicheren Triumph gekostet hatte, oder, wie es die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" formulierte: "der Sieg wird überstrahlt von einem der dramatischsten Einbrüche in der langen Geschichte des Turniers." So titelte beispielsweise die "Welt": "Masters-Sieger profitiert von historischer Blamage" und schreibt weiter: "Manche Turniere werden gewonnen, dieses Masters aber wurde von Jordan Spieth verloren". Auch die frappierenden Parallelen zwischen diesem Jahr und der Niederlage von Greg Norman gegen den Briten Nick Faldo nach einem noch größeren verspielten Vorsprung blieben nicht unerwähnt.
Jordan Spieth, dessen Sieg 2015 noch so souverän war, wirkte gebrochen. Kein Wunder, war doch die Titelverteidigung nach den ersten neun Löchern mit einer Rekordführung von fünf Schlägen bereits in greifbarer Nähe gewesen. Die "New York Times" schrieb "seine Hoffnungen auf den Sieg lösten sich auf wie eine billige Imitation des [...] Green Jacket" als er, laut der britischen Zeitung "The Guardian" an der Amen Corner förmlich "implodierte".
Vaterfreuden und Major-Triumph für Danny Willett
Freilich ist aber auch die Geschichte von Sieger Danny Willett eine, die es sich zu erzählen lohnt. Immerhin wusste der Engländer lange Zeit nicht, ob er überhaupt zum ersten Major des Jahres würde antreten können, war doch die Geburt seines ersten Sohnes für den Finalsonntag angekündigt. Das Kind kam dann doch früher zur Welt und Willett trat an zum bisher bedeutungsschwersten Major-Auftritt seiner gesamten Karriere. Sein grünes Shirt am Finaltag bezeichnete die "New York Times" nicht umsonst als "gute Vorahnung", letztendlich gewann er mit stolzen drei Schlägen Vorsprung. Bei "GolfDigest" aber ist man sich sicher, dass der frisch gebackene Champion trotz Green Jacket "am Boden bleiben" wird.
Bernhard Langer sorgt für Furore
Doch nicht nur Danny Willetts Sieg erstaunte. Schon am Moving Day sorgte ein Deutscher für reichlich Schlagzeilen: Bernhard Langer, 58 Jahre alt und schon wieder im Verfolgerfeld bei dem Major, das er im Laufe seiner Karriere bereits zweimal gewann. Klar, dass diese Tatsache bei den deutschen Medien für reichlich Furore sorgte, selbst das Boulevard-Blatt "Bild" widmete der deutschen Golflegende, die den beinahe halb so alten Kollegen Martin Kaymer in diesem Jahr in den Schatten stellte, einen eigenen Artikel mit dem treffenden Titel: "Unser deutsches Golf-Phänomen - Warum Langer mit 58 noch Weltklasse ist". "Der Tagesspiegel" verlangte ob der Ausnahmeleistung gar in einem Kommentar: "Dieser Senior muss zu Olympia!".
Der Masters-Veteran, der bereits 2014 innerhalb der Top Ten in den Moving Day eingezogen war und damit eindrucksvoll bewiesen hatte, dass er mit den Jungspunden noch mithalten kann, versetzte jedoch nicht nur innerhalb seines Herkunftslandes die Reporter in hellen Aufruhr. So nannte beispielsweise der Golfchannel Langer nach der dritten Runde den "alternden Kämpfer auf dem Leaderboard" und stellte die Fragen, die freilich vielen im Kopf herumgegangen sein mögen: "Wie kann ein 58-Jähriger, der es durchschnittlich nur auf 267 Yards [etwa 244 Meter, Anm. d. Red.] vom Tee bringt, auf dem brutal langen Augusta National mithalten? Wie kann ein 58-Jähriger mit jahrzehntelangem Kampf gegen Yips diese heimtückischen Grüns überstehen?" Das Alter des ehemaligen Weltranglistenersten war also das Top-Thema, Golf Digest bezeichnete seinen langen Putter gar als "Krücke".
Zwar hielt der Lauf des vielfachen Champions-Tour-Siegers nicht bis zum Ende des Turniers an, wie beispielsweise die Süddeutsche Zeitung in einem Bericht mit dem Titel "Langer verpasst die Sensation" betonte, trotzdem hat seine wiederholt fantastische Leistung beim Masters schon jetzt einen bleibenden Eindruck hinterlassen und lässt eingefleischte Langer-Fans die kommenden Austragungen mit Spannung erwarten.
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