Im Zuge der BMW International Open 2019 traf sich Golf Post mit dem deutschen European-Tour-Profi Maximilian Kieffer. Der 29-Jährige, der im nächsten Jahr sein 10-jähriges Profi-Jubiläum feiert, spricht über den bisherigen Verlauf seiner Karriere, darüber welche Rolle seine Partner Allianz und BMW spielen und gibt jungen Golfern Ratschläge, die er zum Start seiner Karriere dankbar angenommen hätte.
Maximilian Kieffer im Interview
Golf Post: Du wirst im kommenden Jahr 30 Jahre alt - und gleichzeitig steht dein zehnjähriges Jubiläum als Profi an. Bist du stolz darauf, was du bisher in deiner Karriere erreicht hast?
Maximilian Kieffer: Eigentlich versuche ich zu diesem Zeitpunkt meiner Karriere noch nicht wirklich zu reflektieren. Aktuell ist man noch in diesem "Grind-Modus" und versucht jede Woche das Beste rauszuholen. Wie zehn Jahr kommt es mir definitiv nicht vor, sondern deutlich weniger. Wenn man jedoch darüber nachdenkt wird einem klar, dass man bisher schon sehr viel erlebt hat. Es war eine sehr spannende und lehrreiche Zeit, die hoffentlich noch einige Jahre anhält.
Golf Post: Hättest du vor zehn Jahren gedacht, dass du über einen solchen Zeitraum konstant auf der European Tour mithalten kannst?
Maximilian Kieffer: Damals hat man noch nicht so langfristig gedacht. Je älter man wird, desto mehr sieht man das Große und Ganze. Jedes Jahr weiß man es mehr zu schätzen, dass ich mein Hobby zum Beruf machen konnte. Wenn man jung ist, liegt der Fokus noch mehr auf kurzfristigen Dingen - das Ziel ist einfach die Tourkarte zu holen. Über die langfristigen Aspekte habe ich mir damals einfach noch nicht so viele Gedanken gemacht. Dieses kindliche, spielerische von damals als ich Profi geworden bin, wünsche ich mir heute teilweise zurück. Allerdings habe ich seitdem so viel gelernt, nicht nur auf der Tour, sondern generell über das Golfen. Ich habe zum Beispiel ein deutlich besseres technisches Verständnis, dies würde ich aber gerne in Kombination mit dem spielerischen Element sehen, was in den letzten zehn Jahren jedoch etwas abhanden gekommen ist.
Golf Post: Was war für dich bisher dein schönster Moment auf der European Tour?
Maximilian Kieffer: Spontan kommt mir direkt ein Moment aus meiner ersten Saison in den Sinn - das Stechen in Spanien. Dann natürlich noch mein erstes Major im Jahre 2014, die US Open. Ich glaube 2013 und 2015 waren allgemein die beiden Jahre, in denen ich so ein bisschen auf einer Erfolgswelle geritten bin, ein sehr großes Selbstvertrauen hatte. Damals hatte ich so einen positiven Flow, den ich von Woche zu Woche mitgenommen habe. Diese beiden Jahre haben mir am meisten Spaß bereitet.
Golf Post: Was war der ernüchterndste Moment in deiner Karriere?
Maximilian Kieffer: Enttäuschende Momente kommen immer, wenn man das Gefühl hat, alles richtig zu machen, es einem aber trotzdem nicht wirklich gelingt, konkurrenzfähig zu sein. Dann denkt man sein Spiel sei gut, im Endeffekt findet man sich aber auf Platz 40 oder 50 im Kampf um die Cuts wieder. Wenn man schlecht drauf ist, jedoch weiß woran es liegt, ist es gar nicht so enttäuschend - einfach aus dem Grund, weil man einen Plan hat.
Golf Post: Was waren seit 2010 die treibenden Kräfte hinter dir? Wer hat dich am meisten unterstützt?
Maximilian Kieffer: Ich glaube die einzige Konstante seit 2010 sind mein Manager Christian Reimbold und meine Eltern. Meinen Trainer und meine Fitnesstrainer habe ich ein paarmal gewechselt. Aber von allen Leuten, mit denen ich bisher zusammengearbeitet habe, egal ob Trainer oder Caddies, habe ich immer 100 Prozent bekommen. Es ist wichtig Leute um sich zu haben, von denen man weiß, dass sie nur das Beste für einen wollen. Jedoch ist es auch wichtig, im richtigen Moment die richtige Person zu treffen, die einem Sachen beibringen kann oder Sachen aus einer anderen Sicht beleuchtet, um einfach voran zu kommen. Dazu braucht man natürlich auch ein bisschen Glück und man muss die richtigen Entscheidungen aus dem Bauch heraus treffen. Als junger Spieler hat man diese Erfahrung oftmals noch nicht. Ob Entscheidungen richtig oder falsch waren, weiß man meistens erst fünf Jahre später.
Golf Post: Was würdest du angehenden Pros im Alter von 16 oder 17 Jahren raten, die richtig durchstarteten wollen? "Habt ein gutes Team um euch herum dem ihr zu 100 Prozent vertrauen könnt!", oder doch etwas anderes?
Maximilian Kieffer: Als Profi ist dieser Aspekt sehr wichtig. Amateure haben meist noch die Nationalmannschaft im Rücken, da wird man so ein bisschen aufgefangen. Was ich jedoch jedem jungen Spieler zusätzlich als Tipp mit auf den Weg geben würde, auch wenn man es als 16-Jähriger wahrscheinlich anders sieht, ist: Man hat absolut keine Eile! Es ist tatsächlich kein Sprint, sondern ein Marathon. Der Fokus sollte drauf liegen sein Spiel zu verbessern und nicht darauf, Woche für Woche gut zu performen. Auch lieber ein oder zwei Jahre länger Amateur bleiben, dafür aber hart an seinem Spiel arbeiten. Die Erfahrungen sammelt man später von ganz alleine.
Golf Post: Wenn man dann als Profi durchstartet, wie wichtig ist es einen Partner - wie zum Beispiel die Allianz - zu haben, die im Golfsport fest verankert sind?
Maximilian Kieffer: Gerade am Anfang einer Karriere ist natürlich die finanzielle Unterstützung sehr wichtig. Auf der Challenge Tour sind die Preisgelder nicht so hoch. Man muss sich drauf verlassen können, dass die Kosten gedeckt sind - auch wenn man mal drei Cuts in Folge verpasst und somit kein Preisgeld einfährt. Auch das entgegengebrachte Vertrauen seiner Partner ist ein motivierender Rückhalt, der Leistung und Umfeld positiv beeinflusst. Außerdem wird man von diesen Partnern auch mal zu größeren Turnieren eingeladen, bei denen man sonst nicht spielberechtigt wäre.. Zusätzlich bietet die Allianz natürlich exzellente Kontakte und man trifft durch einen großen Partner wie die Allianz interessante Leute. Seien es erfolgreiche Geschäftsleute oder andere Spitzensportler, von denen kann man einiges lernen.
Golf Post: Ist man am Anfang seiner Karriere nicht auch stolz, wenn ein großes Unternehmen einen unterstützt?
Maximilian Kieffer: Klar, auf jeden Fall! Am Anfang ist es für das Selbstvertrauen natürlich Gold wert, wenn man ein cooles Auto fährt oder mit Allianz auf der Brust über den Kurs geht. Ich bin aber während meiner gesamten Karriere sehr stolz und dankbar dafür, dass ich von meinen Partnern unterstützt werde.
Golf Post: Die BMW International Open wird künftig nur noch in München ausgetragen. Du kommst aus dem Rheinland. Was hältst du von der Idee wieder ein European-Tour-Event - vielleicht mit der Allianz als Sponsor - ins Rheinland zu holen?
Maximilian Kieffer: Das wäre natürlich ein absolutes Highlight. Ich glaube, wir haben gerade im Rheinland sehr viele begeisterte Golfer, zusätzlich noch sehr viel gute Golfplätze. Das Rheinland würde sich auf jeden Fall anbieten ein European-Tour-Event zu veranstalten. Mit Martin Kaymer, Marcel Siem, Nicolai von Dellingshausen, Sandra Gal, Caro Masson und mir kommen - ohne arrogant klingen zu wollen - offensichtlich einige sehr gute Golfer aus dem Rheinland. Für die Region wäre es sicherlich etwas Besonderes.
Golf Post: Zum Abschluss haben wir noch paar Quick Questions vorbereitet. Bedeutet: Schnelle Frage, schnelle Antwort. Beschreibe in einem Wort, wie es sich anfühlt European-Tour-Profi zu sein.
Maximilian Kieffer: Living the dream.
Golf Post: Was ist deine Lieblingssportart neben dem Golf?
Maximilian Kieffer: Tennis.
Golf Post: Was ist dein Lieblingsteam im Profisport?
Maximilian Kieffer: Bayer Leverkusen.
Golf Post: Was ist deine Lieblingsband?
Maximilian Kieffer: Wechselt von Tag zu Tag, aber Backstreet Boys läuft immer.
Golf Post: Was ist dein Lieblingsland neben Deutschland?
Maximilian Kieffer: Österreich.
Golf Post: Welchen Golfplatz magst du am liebsten?
Maximilian Kieffer: Royal Melbourne.
Golf Post: Abschließend: Hättest du einen Wunsch frei, welcher wäre das?
Maximilian Kieffer: Ich glaube das Wichtigste ist, dass man gesund bleibt und ein gutes Verhältnis zur Familie hat.
Golf Post: Vielen Dank für das Interview!
Das Interview führte Robin Bulitz.