Auf der PGA Tour hat Matti Schmid im wahrsten Sinne des Wortes kein leichtes Spiel. Im Interview mit Golf Post berichtet er von seinem körperlichen und mentalen Zustand, ebenso wie von seinen bisherigen Herausforderungen und Erfahrungen sowie von seinen Zukunftsplänen. Die European Tour kommt hierbei nicht zu kurz.
Matti Schmid im Interview
Frage: Du hast seit Jahresbeginn schon 13 Turniere auf der PGA Tour und drei Turniere auf der DP World Tour gespielt. Wie geht es Dir körperlich?
Matti Schmid: Mir geht es körperlich nach wie vor sehr gut. Ich glaube, ich habe das Glück, dass es für mich nicht wirklich harte Arbeit ist, außer natürlich das Reisen. Gerade zurück nach Deutschland ist es immer schwierig mit dem Jetlag. Drüben tue ich mich sehr leicht. Ich spiele dort wieder nächste Woche, das macht mir eigentlich nichts aus, weil ich früh aufwache und fit bin. Es ist glücklicherweise ganz gut aufgegangen, dass vor der Dutch Open und vor dieser Woche eine Woche Pause war. Ansonsten ist es schwierig.
Frage: Wo siehst Du Dich aktuell sportlich in der Gesamtsituation?
Matti Schmid: Es ist natürlich ein Kampf auf der PGA Tour. Ich würde das Level noch mal ein gutes Stück höher einstufen als auf der European Tour, gerade was die Tiefe angeht, gerade was das Wochenende angeht. Die Jungs spielen ein bisschen aggressiver, man muss tiefer spielen, um Plätze gut zu machen am Wochenende. Auch der Cut ist, würde ich sagen, ein, zwei Schläge schwieriger zu machen. Ich glaube, hätte ich mein Jahr auf der European Tour gespielt, würde sich kein Mensch Sorgen um mich machen.
Ich habe ja meinen vierten Platz in Südafrika gemacht, einen sechsten Platz direkt hinterher Anfang des Jahres bei einem sehr gut besetzten Turnier und ich wäre von der Qualität des Spiels her mit Sicherheit auf der European Tour nochmal ein bisschen weiter oben gelandet. Auch meine Durchschnittsturniere wären auf der European Tour besser angekommen. Aber ja, mit der PGA Tour stehe ich da, wo ich stehe. Ich finde, es ist für mich ein super Test. Super, um zu sehen, wo man steht, was man noch verbessern muss, aber mein Spiel ist, da bin ich mir sicher, besser als letztes Jahr.
"Irgendwann wird es 'Klick' machen"
Frage: Ist die momentane Situation eine, mit der Du gerechnet hast, oder sie zumindest Erwägung gezogen hast? Gewünscht hast Du es Dir sicherlich anders.
Matti Schmid: Ich habe natürlich gehofft, dass es ein bisschen einfacher läuft, gerade nach dem Start in das Jahr. Aber ich habe noch zwölf Turniere mit der Fall Series auf der PGA Tour, ich kann auf der European Tour immer mal wieder spielen - also an Chancen wird es mir nicht mangeln. Ich bin der Meinung, das Spiel wird besser und besser. Ich habe mehr Kontrolle über das, was ich tue. Geduldig bleiben, weiter mein Ding durchziehen und irgendwann wird es 'Klick' machen.
Frage: Du machst nicht den Eindruck, dass es Dich mental sehr belasten würde.
Matti Schmid: Nein. Viele Leute denken, ich befinde mich in einem mentalen Loch, aber das ist überhaupt nicht so. Mir geht es absolut gut. Es ist einfach schwieriger drüben. Ich habe in Kanada echt gut gespielt und den Cut unglücklich verpasst. Es hätte gut werden können. Die Dutch Open war sehr gut. Also mir geht es gut. Ich bin ein positiver Typ und ich glaube, mit der Einstellung komme ich auch weit.
Frage: Gibt es jetzt schon Dinge, die Du mitnehmen wirst, die Du gelernt hast in dem Dreiviertel Jahr auf der PGA Tour?
Matti Schmid: Ja, definitiv. Ich habe viel am Driving gearbeitet. Driving ist ja eigentlich meine Stärke, allerdings habe ich immer mal wieder ein, zwei Strafschläge drin gehabt, was mich dann auch hier und da mal einen Cut oder eine gute Platzierung gekostet hat. Das kurze Spiel ist natürlich nach wie vor ein Punkt, an dem ich arbeiten muss, aber auch da habe ich super Bedingungen in Amerika, um das zu trainieren. Und auch immer mal zu gucken 'Die machen einfach das Up and Down von da und da'. Ich glaube, alles in allem wird mir das extrem weiterhelfen, allein von der Entwicklung her. Und auch, wenn man mal sieht, wie gut man sein muss, glaub ich, ist das für mich mental einfacher, das dann teilweise zu akzeptieren. Ich war zum Beispiel bei der Dutch Open überrascht, dass ich mit einer 4-unter 20 Plätze gut gemacht habe. Das wäre auf der PGA Tour mit Sicherheit nicht so passiert, das ist einfach etwas anderes.
"Vielleicht hätte es mir auch gut getan, noch auf der DP World Tour zu lernen"
Frage: Ist dieser Niveauunterschied, dass die European Tour so abfällt gegenüber der PGA Tour, etwas, das Du bedauerst?
Matti Schmid: Ich will es nicht zu extrem ausdrücken und hoffe, das kommt auch nicht so rüber. Aber ein, zwei Schläge sind natürlich Welten. Ich bedauere das nicht, vielleicht hätte es mir auch gut getan, noch ein, zwei Jahre auf der DP World Tour zu lernen. Da hat man es natürlich ein bisschen einfacher, zu wachsen. Aber ich hatte jetzt die Chance und werde alles reinhängen und dann werden wir mal schauen, was rauskommt.
Frage: Hast Du in irgendeiner Art und Weise Hilfe in Anspruch genommen für das erste PGA-Tour-Jahr oder Hilfe angeboten bekommen, Dich zurecht zu finden und von der Erfahrung anderer Leute zu lernen?
Matti Schmid: Da habe ich natürlich ein super Management, das schon jahrelang auf PGA-Tour-Niveau oder Major-Niveau unterwegs ist. Und bei uns ist auch Matthias Schwab dabei, mit dem ich drüben sehr viel Zeit verbringe und das ist auch echt ein netter Kerl. Der macht mir den Einstieg schon so leicht wie möglich.
Frage: Wie sehen die Pläne für den Rest des Jahres aus?
Matti Schmid: Ich spiele jetzt die BMW International Open in Eichenried und dann sechs Turniere in Folge, wo glücklicherweise noch zwei co-sanctioned sind mit der European Tour. Da kann man mal schauen, wo man steht auf beiden Touren. Aber der Plan ist nach wie vor definitiv, die Fall Series auf der PGA Tour zu spielen. Vielleicht nehme ich Crans Montana und die Czech Open auf der DP World Tour noch mit.
Matti Schmid über seine Saisonplanung
Frage: Wirst Du versuchen, die Karte auf der European Tour hinten raus noch klarzumachen?
Matti Schmid: Ich werde es versuchen, definitiv, ja.
Frage: Was bleibt denn noch vom European-Tour-Kalender übrig, wenn die PGA Tour durch ist?
Matti Schmid: Crans Montana und Czech Open kann man definitiv spielen. Und dann... soweit bin ich auch noch nicht gekommen. (lacht)
Frage: Gehst Du nicht die Gefahr ein, Dich zu verausgaben? Oder willst Du im Moment einfach nur alles mitnehmen, was geht?
Matti Schmid: Nein, soweit geht es mir körperlich super, mental auch echt okay. Mir macht es Spaß. Ich versuche, zu wachsen und zu lernen, und wenn ich das Gefühl habe, ich muss eine Pause machen, dann werde ich das auch tun. Das ist auch ganz klar mit Caddie und Management so besprochen und dann geht es weiter.
Das Interview führte Tobias Hennig