Als Adam Scott am vergangenen Sonntag bei der WGC-Cadillac Championship seinen Abschlag auf der 18. Bahn vor einen Baum setzte und sich der Ball bei der Annäherung mit der letzten Umdrehung im Hang hielt, schrieb Bubba Watson bereits tiefenentspannt Autogramme. Der Linkshänder lag bei elf unter Par nur einen Schlag hinter Adam Scott und musste auf ein Bogey des Australiers hoffen, um noch in ein Stechen einzuziehen. Scott rettete das Par, gewann das Turnier und unterstrich seine bestechende Form.
Bubba Watson im Zwei-Jahres-Rhytmus
Bubba Watson beendete das Turnier auf Position zwei, dürfte aber inzwischen gar nicht mehr so enttäuscht darüber sein. Der 37-Jährige hat nämlich eine Geschichte zu zweiten Plätzen im Trump National Doral. In den Jahren 2012 und 2014 beendete der US-Amerikaner das Turnier in Miami auf einem zweiten bzw. geteilten zweiten Platz und gewann im Anschluss jeweils das Masters in Augusta. Sollte dem zweifachen Familienvater dieses Kunststück in diesem Jahr erneut gelingen, kann ein gewisser Zusammenhang kaum mehr abgestritten werden. Darüber hinaus könnte sich Bubba Watson mit seinem dritten Sieg in einen illustren Kreis vorspielen und würde in Zukunft in einem Atemzug mit Namen wie Gary Player, Sam Snead oder Sir Nick Faldo genannt werden. Hierfür muss er "nur" wieder so zaubern wie im Jahr 2012.
Adam Scott mit Anlauf zum Masters Double?
Adam Scott spielte sich in den letzten Wochen in eine Art Rausch und konnte besonders mit seiner Nervenstärke überzeugen. Bei der Honda Classic steckte er zum Ende seiner dritten Runde ein Quadruplebogey weg und beendete die Runde trotzdem souverän mit drei unter Par. Am Finaltag der WGC-Cadillac Championship startete er mit zwei Doppelbogeys auf den Löchern drei und fünf und feuerte anschließend sechs Birdies. Diese Abgeklärtheit und Ruhe, gepaart mit seiner aktuellen Green-in-Regulation-Quote (Rang 1 auf der PGA-Tour in dieser Saison) macht ihn auf einem Platz wie dem Augusta National zwangsläufig zum Favoriten. Hält der Australier sein aktuelles Niveau dürfte es dementsprechend sehr schwer werden ihn zu schlagen, besonders wenn er einmal in Führung ist.
McIlroy und Spieth könnten heißlaufen
Rory McIlroy musste nach seinem guten Saisonauftakt, mit einem geteilten dritten Platz in Abu Dhabi einige Rückschläge und einen verpassten Cut hinnehmen. Beim WGC-Turnier in Miami sah es dann zunächst so aus, dass er seinen ersten Saisonsieg einfahren könnte, was aber aufgrund einer schwachen Finalrunde mit nur einem Birdie misslang. Nichts desto trotz zeigte McIlroy an zwei Tagen seine Klasse und bewies, dass er in Topform die besten 50 der Welt dominieren kann. Seine Motivation und sein Wille werden auf jeden Fall riesig sein wenn es nach Augusta geht, da der Weltranglistenzweite schließlich den Karriere-Grand-Slam vollenden möchte und sich in die Riege um Tiger Woods, Jack Nicklaus, Gary Player und Ben Hogan einreihen möchte.
Jordan Spieth konnte ebenso wie McIlroy sehr überzeugend in die Saison starten und sicherte sich Anfang des Jahres beim Hyundai Tournament of Champions direkt den ersten Saisonsieg. Es sah so aus, als dass der Texaner seinen Siegeszug der letzten Saison nahtlos fortsetzen sollte, was aber spätestens mit dem verpassten Cut bei der Northern Trust Open und der schlechtesten Turnierrunde seiner Profikarriere (79 Schläge) obsolet war. Als Titelverteidiger muss und wird Spieth in Augusta aber wieder voll angreifen und versuchen der jüngste Doppelsieger der Geschichte zu werden.
Phil Mickelson bereit zum großen Sprung
Phil Mickelson hat in dieser Saison wieder zu seinem Spiel gefunden und zeigt sich besonders auf den Grüns, dank neuer Griffstellung in sehr guter Form. Mit bisher vier Top-Platzierungen ist er neben Adam Scott der Mann der Stunde und wird beim Masters versuchen am Legendenstatus zu schrauben. Mickelson könnte mit einem Sieg in neue Sphären vorstoßen und wäre neben Tiger Woods, Arnold Palmer und Jack Nicklaus der erfolgreichste Starter aller Zeiten im Augusta National. Seine Erfahrung und der außerordentlich gute und konstante Saisonstart sprechen auf jeden Fall für den gebürtigen Kalifornier. Er dürfte somit nur schwer zu schlagen sein, vor allem wenn seine Annäherungen auf altbekanntem Niveau, gepaart mit den aktuellen Leistungen auf dem Grün, vier Tage lang abrufbar sind.
Kaymer und Wiesberger höchstens mit der Sensation
Die beiden deutschsprachigen Starter konnten in dieser Saison bisher noch nicht brillieren und haben als bestes Ergebnis lediglich einen geteilten 16. Rang (Kaymer in Abu Dhabi) bzw. einen geteilten 14. Rang (Wiesberger beim WGC-Turnier in Miami) vorzuweisen. Ein Sieg von Martin Kaymer oder Bernd Wiesberger wäre damit schlichtweg eine Sensation, der wir uns aber nur zu gerne hingeben würden. Neben diesen Beiden dürfen sich die deutschen Golffans aber auch noch auf den zweifachen Master-Champion Bernhard Langer freuen, der erneut an die Stätte seiner beiden größten Triumphe zurückkehrt, um der Jugend zu zeigen wo der Hammer hängt.
Darüber hinaus findet man im erweiterten Favoritenkreis noch einige übliche Verdächtige. So werden Rickie Fowler und Dustin Johnson versuchen ihren ersten Major-Titel zu erringen und Jason Day wird an seinen Sieg beim letzten Major des vergangenen Jahres versuchen anzuknüpfen. So oder so verspricht das 79. Masters eines der spannendsten der letzten Jahre zu werden, da der Favoritenkreis enorm groß ist und die Spieler in einer bestechenden Form sind. Daher hoffen wir alle, dass diese Top Ten um einige Schläge erweitert werden.