Die Entscheidung von Martin Kaymer, ab 2013 sowohl auf der PGA und auch auf der European Tour zu spielen, ist sicherlich keine Riesen-Überraschung, hat er doch schon vor längerer Zeit angekündigt, in seiner Karriere mal auf de PGA Tour spielen zu wollen. Trotzdem ist sich die Redaktion uneinig, wie sie diesen Schritt, insbesondere nach Kaymer's Berg- und Tal-Saison, bewerten soll.
Juliane Bender |
Na endlich! Kaymer hat sich entschlossen, es auf der europäischen und der US PGA Tour zu versuchen. Dieser Schritt war längst überfällig, war er doch seit 2010 für die amerikanische Tour qualifiziert. Andere haben diese Möglichkeit der Doppelmitgliedschaft längst in Anspruch genommen: Luke Donald, Rory McIlroy und seit kurzem auch der Belgier Nicolas Colsaerts. Luke Donald hat 2011 sogar beide Wertungen gewonnen, McIlroy ist kurz davor. Und Kaymer? Der will jetzt auch ein Stück vom großen Glamour-Kuchen der PGA Tour abbekommen. Aus deutscher Sicht ist Kaymers Entschluss sicher nicht nur eine positive Nachricht, wird Kaymer doch dadurch in Zukunft noch seltener im deutschen Fernsehen zu sehen sein. Ganz zu schweigen vom Impact auf die European Tour, die mit ihrer Öffnung gen Westen in naher Zukunft womöglich noch ein paar mehr Spieler mit der PGA Tour teilen wird. Mit Colsaerts und jetzt auch Kaymer gehen zwei europäische Hochkaräter und wer weiß, ob sie die Doppelbelastung auf Dauer durchhalten - und wenn nicht, wo sie ihr Glück auf lange Sicht am ehesten sehen. Auf der lukrativeren US-Tour oder der vergleichsweise kleinen europäischen Serie? Die European Tour muss an ihrer Attraktivität schrauben, aber das soll jetzt nicht Kaymers Sorge sein. Er hat einfach die Stufe genommen, die schon lange auf ihn wartet.
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Matthias Gräf |
Die Entscheidung geht absolut in die richtige Richtung. In diesem Jahr ist sich das Pendel wieder stark in Richtung USA geschwungen. Zwar hat die European Tour noch die besseren Spieler (Vier der Top-5 Spieler weltweit kommen aus Europa), kann aber ihren Spielern keine attraktiven Turniere mehr anbieten. Alle Top-Spieler schlagen daher regelmäßig jenseits des Atlantiks ab. Insbesondere der FedExCup zum Abschluss der Saison bietet eine Dramaturgie, die es so in Europa nicht gibt. Nicht zuletzt ist die Konkurrenz auch bei den „normalen“ Turnieren der European Tour immer schwächer geworden, was sicher auch an den signifikant niedrigeren Preisgeldern liegt. Im Endeffekt gibt es für einen Top-Spieler keine Alternative zur PGA Tour, wenn er sich regelmäßig mit den besten der Welt messen will. Und Martin Kaymer gehört nach eigenem Anspruch ja auch zu diesem Kreis. Insofern ist seine Entscheidung nur zu begrüßen.
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Matthias Kiesinger |
Nicolas Colsaerts, Lee Westwood, Rory McIlroy und jetzt auch Martin Kaymer - alle europäischen Top-Golfer zieht es auf die PGA Tour. Wer bleibt denn überhaupt noch auf der European Tour? Aus dem europäischen Ryder-Cup-Team hält nur noch Francesco Molinari dem alten Kontinent die Treue. Klar - viele Turniere wird Kaymer auch weiterhin auf der European Tour spielen, er behält seine Tourkarte. Der Fokus der Weltspitze, und eben auch Kaymers, verschiebt sich zunehmend in Richtung USA. Die Gründe hierfür sind nicht schwer zu erraten: Mehr Preisgeld, attraktivere, größere Turniere und weniger Reisestrapazen - Kaymers Trainingsstätte liegt schon seit einigen Jahren in Arizona. Quo vadis European Tour? Die Stars sind ohne lukrative Angebote auf der immer uninteressanteren europäischen Golftour nur sehr schwer zu halten.
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Nicolas Colsaerts hat keine PGA-Tour-Mitgliedschaft solange er nicht noch mehr als 100.000 Dollar in den letzten beiden Turnieren verdient
Keine volle Mitgliedschaft – aber eine temporäre hat Colsaerts schon erhalten. vG