Martin Kaymer macht in den letzten Wochen nicht den Eindruck, als sei er besonders wach. Ganz im Gegenteil, um ihn rum fängt es an zu schlummern. Die Teilnahme an der Gleneagles Championship hat er kürzlich abgesagt, um drei Wochen kein Tunrier zu spielen, sich zu erholen, zu trainieren und weiter an seinem Schwung zu arbeiten. Er will zum Ryder Cup fit sein, riskiert aber paradoxerweise, den Ryder Cup gänzlich zu verpassen.
Viel Enttäuschung, keine Konstanz
Kaymers Spiel ist in der Krise und er zweifelt an sich selbst; schreibt er doch in seinem Blog: "Die letzten Wochen waren für mich ziemlich enttäuschend, es fehlt das ganze Jahr über schon immer an ein paar Kleinigkeiten, die sich aber bedauerlicherweise von Woche zu Woche abwechseln. Im Großen und Ganzen fehlt einfach die Konstanz."
Dass er sich von seinem Caddie Christian Donald verabschiedete, zeigt, dass er angefangen hat, Notbremsen zu ziehen. Er wird Donald nicht für die Leistungen der vergangenen Wochen verantwortlich gemacht haben. Aber er hat mit seinem altbekannten neuen Caddie Craig Connelly jenen Mitarbeiter engagiert, mit dem er einmal erfolgreich war. Mit dem Andocken an diese vergangene Zeiten spielt Kaymer die wahrscheinlich wirksamste psychologische Karte aus, die er auf der Hand hat. Noch wirksamer wäre logischerweise ein Erfolgserlebnis, ein Turniersieg oder ein Wochenende, an dem einmal alles stimmt. Aber über einen solchen wirksamen Trumpf verfügt Kaymer zurzeit nicht.
Kann er mit den Besten der Welt mithalten?
Die Karten sind anders verteilt. Rory McIlroy zieht allen davon, Justin Rose hat seit seinem verpassten Cut bei der Open Championship jedes große Turnier unter den besten Fünf abgeschlossen. Kaymer hingegen muss tatsächlich noch um die Ryder-Cup-Teilnahme bangen, auch wenn nach aktuellem Stand von seinen direkten Konkurrenten in der Rangliste, Nicolas Colsaerts und Sergio Garcia, keine wirkliche Gefahr ausgeht. Kaymer wird sich voraussichtlich für den Ryder Cup qualifizieren, aber mal ehrlich: Dieser mentale Zustand von Kaymer, ist er eine gute Voraussetzung für das Meeting der absolut weltbesten Spieler, für den Ryder Cup?
Das wird sich auch der Kapitän des Team Europe, José María Olazábal, überlegen. Eine Wild Card hat er für Kaymer im Falle des Falles sicher nicht parat. Bleibt umso mehr zu hoffen, dass Kaymer sich in Scottsdale (USA), wo er sich zurzeit aufhält, erholt und bei der KLM Open in den Niederlanden am 06. September mit neuem Schwung zurückkehrt.