Was haben Thomas Müller und Martin Kaymer gemeinsam? Die Liebe zum Sport. Während der beste deutsche Golfer in seiner Jugend nur allzu gerne Fußballer geworden wäre, hat der Fußballweltmeister von 2014 vor einigen Jahren das Golfspiel für sich entdeckt. Und so kommt es, dass die beiden sich nun trafen, um anlässlich der deutschen Ryder-Cup-Bewerbung für 2022 ein wenig aus dem Nähkästchen zu plaudern.
"Stereotypen infrage stellen" durch den Ryder Cup
So erinnerten sich die beiden deutschen Sportstars beispielsweise an ihre erste gemeinsame Runde. Laut Kaymer hat ihn Müller sogar auf den ersten neun Löchern damals ziemlich alt aussehen lassen. Was in den Augen der beiden beweist, dass Golf ein Sport ist, der sich verschiedenen individuellen Spielstärken leicht anpassen lässt. "Wir können zusammenspielen ohne Probleme, wir können aber auch mit jemandem spielen, der gerade angefangen hat", so die deutsche Nummer eins im Golf.
Vorurteile abzubauen, dabei soll auch der Ryder Cup helfen. Laut dem Mettmanner könne das bedeutende Sportereignis in Deutschland dabei helfen "den Stereotypen infrage zu stellen." Welchen Stereotypen er damit meint? "Ü50 Rentner, oder Ü60, Ü70, karierte Hose...", sagte Kaymer im Interview. Ein vertrautes Bild in so manchem Kopf, wenn es um den Golfsport geht. Auch Müller ist der Meinung, dass der Wettbewerb dort behilflich sein könnte, durch die "ansteckende Atmosphäre - der kann man sich nicht entziehen!" Der erste Ryder Cup, den der Fußball-Profi bewusst wahrgenommen hat, war der im Jahr 2012. Auf diese Bemerkung hin entgegnete der Rheinländer, für den der damalige Cup durch seinen alles entscheidenden Putt für Europa einen wahren Meilenstein darstellt, grinsend: "Ja, das war ein guter!"
"Die Perspektive auf die Sportart ändern"
Warum der Ryder Cup für Thomas Müller auch ganz persönlich ein großartiges Ereignis wäre? "Damit ich als Fan dahin fahren kann", so der Nationalspieler, "und mit den anderen Deutschen dieses wahnsinnige Gefühl, das man als Zuschauer dann hat, erlebe." Für den Golfer würde sich der Kontinentalvergleich auf heimischem Boden freilich fundamental anders gestalten als für den Golf-Fan Müller. Wie genau, das weiß der 30-Jährige allerdings noch nicht einzuordnen: "Wenn du [...] am Freitagmorgen am ersten Tee stehst, in deinem Heimatland mit tausenden von Zuschauern [...] - es ist sehr schwer vorherzusagen, wie sich das anfühlt."
Im vergangenen Jahr in Schottland, meinte er, habe man gemerkt, "wie die Deutschen aus sich rausgehen können, wenn sie wollen" und fügte mit einem Augenzwinkern hinzu: "Das kennt man so gar nicht bei uns." Überhaupt sei die Atmosphäre beim Ryder Cup eine ganz eigene: "Wenn du am ersten Abschlag stehst beim Ryder Cup und vorher ist komplett Alarm [...], dann wirst du aufgerufen [...] und dann: Totenstille - fürchterlich!" Dann konzentriere man sich darauf, gute Schläge zu machen, "denn du willst ja die Party wieder hören. [...] Und wenn das dann zehn Stunden am Tag so abgeht - ist schon ein gutes Gefühl."
Der Ryder Cup, so sind sich die beiden Profisportler einig, wäre in jedem Fall ein Gewinn für Deutschland - "ein Riesen-Event", so Müller. Dann sehe man auch, dass Golf für Emotionen und für ein Gemeinschaftsgefühl sorgen könne. Kaymer glaubt sogar, "dass der Ryder Cup die Perspektive auf die Sportart ändern kann." Darum hofft er, dass alle an einem Strang ziehen, um die Sportart in den Vordergrund zu rücken.