Bei seinem Auftritt im "Aktuellen Sportstudio" des ZDF am späten Samstagabend war Martin Kaymer die Vorfreude auf die Olympischen Spiele schon deutlich anzumerken. Er positionierte sich damit auch gegen eine Reihe von Elite-Golfern, die sich ihren Auftritt in Rio sparen.
Martin Kaymer freut sich auf Olympia
"Es gibt nichts schöneres, als wenn du beim Essen neben einem der besten Sportler der Welt sitzt", freut sich der Mettmanner bereits auf die Stimmung im Olympischen Dorf. Das Zusammenleben und die Begegnung mit Top-Athleten aus den unterschiedlichsten Bereichen sei für Kaymer das inspirierende an Olympia.
Angesprochen auf die Absageflut - 20 Spieler haben ihre Teilnahme am olympischen Golfturnier zurückgezogen - zeigte sich Kaymer kritisch seinen Kollegen gegenüber: "Es ist bitter für die Organisatoren, die hart gearbeitet haben, um Golf nach so vielen Jahren wieder olympisch zu machen." Zwar gesteht der 31-Jährige ein, dass sich seine Chancen auf den Sieg durch den Massenverzicht verbessern, er hob jedoch auch die repräsentative Bedeutung des Turniers hervor.
Von der Süddeutschen Zeitung als wohl "unbekanntester deutscher Weltstar" bezeichnet, sieht Kaymer nicht nur die sportliche Herausforderung vom Rio als Anreiz: "Olympia ist eine super Plattform, um Golf noch bekannter zu machen in der Welt", sieht er sich im Gegensatz zu einem Rory McIlroy in einer Verantwortung dem Sport gegenüber.
Die Privilegien des Golfsports
Neben McIlroy werden auch Jason Day, Adam Scott, Jordan Spieth und Dustin Johnson nicht in Rio an den Start gehen und berufen sich auf das grassierende Zika-Virus. In Martin Kaymers Augen nur ein "willkommener Vorwand". Einen Erklärungsansatz, weshalb vielen Golf-Stars den Weg nach Rio nicht antreten, sucht Kaymer in der privilegierten Stellung seines Sports: "Wir verdienen sehr viel Geld, haben einen angenehmen Lebensstil - für mich ist es schwer zu verstehen, weshalb man nicht am größten und ältesten Sportturnier der Welt teilnehmen will."
Mit mentaler Stärke zu Gold
Damit sich die Reise nach Rio für den Mettmanner auch lohnt, will sich Martin Kaymer von mentalem Druck befreien: "2008 bei der BMW International Open und 2012 beim entscheidenden Putt im Finale um den Ryder Cup, hatte ich keine Zweifel daran, erfolgreich zu sein. Ich hoffe, dass ich dieses Gefühl in Rio wieder haben werde!" Die mentale Komponente sei im Golf der maßgebliche Faktor, wenn es um Sieg oder Niederlage geht. Kaymer weiß: "Jeder der bei den Turnieren antritt, kann Golf spielen. Letztendlich kommt es darauf an, ob man das Potential im entscheidenden Moment abrufen kann - Golf ist zu 80 Prozent Kopfsache."
Mit einer weiteren deutschen Medallienhoffnung lieferte sich der zweifache Major-Sieger dann noch per Video-Schalte einen interdisziplinären Doppelpass. Handball-Europameister Andreas Wolf bekam von Martin Kaymer das Versprechen, beim Finale in Rio angefeuert zu werden. Im Gegenzug sicherte Wolf dem deutschen Golf-Ass zu, gemeinsam mit den Goldmedaillen zu posieren - ein Foto, dass man in Sport-Deutschland sicherlich gerne sehen würde.