Golf Post: Martin Kaymer, herzlichen Glückwunsch zum siebten Platz in Schottland. Zufrieden gewesen?
Martin Kaymer: Vielen Dank. Allgemein war es für mich eine Super-Woche. Vor allem dadurch, dass mein Bruder und mein Vater mit dabei waren. Spielerisch war ich nicht ganz zufrieden, da mir drei, vier Schläge zur Spitze fehlten. Dann willst du das Ding natürlich auch mit nach Hause nehmen. Allgemein war es trotzdem ein Super-Start für die letzten zwei Monate im Jahr.
Golf Post: Bei der BMW International Open im Sommer haben Sie immer wieder betont, wie wichtig Ihnen familiäre Werte sind. Wie war die komplette Woche mit Bruder Philip und Vater Horst auf dem Platz?
Kaymer: Also ich muss sagen: Das war eine der besten Golfwochen, die ich je auf dem Golfplatz hatte. Einerseits dadurch, dass wir Bombenwetter hatten - anderseits haben wir unfassbar gute Golfplätze gespielt. Du bist einfach sehr entspannt, wenn deine Familie dabei ist. Auch gerade dann, wenn schwere Schläge bevorstehen. Du kommst einfach besser runter, wenn du dich in einer komfortablen Zone mit deinem Vater und deinem Bruder bewegst. Die wissen genau, wie ich mich auf dem Golfplatz bewege, wann sie mich in Ruhe lassen sollen und wann sie mit mir sprechen können. Das ist einfach super. Ganz ehrlich, ich kann es nur wiederholen: Das war eine der schönsten Wochen, die ich auf dem Golfplatz hatte.
Golf Post: Während der Saison haben Sie Ihren Bruder Philip bei der Deutschen Golf Liga unterstützt. Wie ist Ihre Meinung zu dem neuen Ligensystem?
Kaymer: Erst einmal: Herzlichen Glückwunsch an die Hubbelrather, die zum zweiten Mal in drei Jahren Deutscher Meister geworden sind. Für meinen Bruder Philip tat es mir etwas leid, da er ja nicht dabei sein konnte und mit mir in Schottland gespielt hat. Generell finde ich die Deutsche Golf Liga wirklich gut organisiert. Besonders die Organisation mit den vielen Sponsoren ist klasse. Was ich aber ziemlich “krass“ finde sind die Handicaps: +4 oder +5...ob sich das rechtfertigt? Weiß ich nicht. Ist aber meiner Meinung nach schon ganz schön sportlich.
Golf Post: Man hat den Eindruck, dass Sie sich noch akribischer auf die Runde vorbereiten. Sind Sie disziplinierter als früher?
Kaymer: Es ist immer eine Balance, die man finden muss. Auf der einen Seite will man ein professionelles Sportlerleben führen - früh ins Bett gehen und sich optimal auf die Runde vorbereiten - auf der anderen Seite darf man nicht zu steif werden, so dass man keine Entspannung mehr hat. In den letzten anderthalb Jahren habe ich immer stark darauf geachtet früh ins Bett zu gehen und das Fitnessstudio vor und nach der Runde zu besuchen. Ich hatte einfach einen ziemlich durchgetakteten Tagesablauf. Ich habe das speziell letzte Woche in Schottland gemerkt, als mein Vater nach der Runde zu mir sagte: "Junge, geh nicht schon wieder rennen. Ruh dich aus, schau ein Video oder lies ein Buch." Ich habe es da in den vergangenen anderthalb Jahren vielleicht etwas übertrieben. Der Spaß darf bei aller Professionalität nicht zu kurz kommen.
Golf Post: Ist es vielleicht zurzeit so, dass Sie mediale Verpflichtungen oder Partnerschaften zugunsten des sportlichen Erfolgs etwas unterordnen?
Kaymer: Unterordnen oder Zurückschieben ist sicherlich das falsche Wort. Auf jeden Fall anders planen. Generell mache ich diese Dinge ja auch sehr gerne. Das gehört auch einfach dazu und ich lerne davon. Allerdings muss man sich auch auf das Wesentliche konzentrieren und das ist nun mal der sportliche Erfolg.
Golf Post: Sie trainieren zur Zeit bei Günter Kessler im GC Hummelbachaue. Wie sehen Ihre Wochen bis Jahresende aus?
Kaymer: Ja, ich habe mich gestern mit Günter darüber unterhalten und festgestellt: Ich bin nur unterwegs! Bis Mitte Dezember bin ich nur noch vier oder fünf Tage in Deutschland, weil ich in den nächsten Wochen extrem viele Turniere spielen werde. Nächste Woche geht's zu der Portugal Masters und dann kommt bald auch schon die Finalseries mit China, Türkei und Dubai. Nach Dubai fliege ich direkt nach Australien, dann bin ich vier, fünf Tage in Deutschland und dann fliege ich schon wieder zu dem Turnier nach Südafrika. Da wird es für mich extrem wichtig sein, mit den Ressourcen hauszuhalten.
Golf Post: Vor rund drei Wochen haben Sie bei Sky Ihr Kommentatoren-Debüt gefeiert? War das eine einmalige Sache?
Kaymer: Einmalig würde ich jetzt nicht sagen. Vielleicht mache ich das im nächsten Jahr nochmal oder in den nächsten Jahren. Mir hat das wirklich Spaß gemacht. Aber ganz ehrlich: Bei einer Regenunterbrechnung musst du echt Ausdauer haben. Ich habe da echt Hochachtung vor der Leistung der Kommentatoren. Aber für die Zukunft sehe ich mich dann doch eher auf dem Golfplatz. Allgemein fände ich es besser, wenn auf dem Kommentatoren-Stuhl zwei Personen sitzen, die sich dann verbal den Ball zuspielen. Man muss ja pausenlos reden. Alleine die Bilder zu kommentieren ist wirklich schwer - auch speziell dann die Emotionen rüberzubringen. Ich denke einfach, für die Zuschauer wären zwei Kommentatoren interessanter.
Golf Post: Wechseln wir zum Ende die Sportart. Herr Kaymer, als passionierter Anhänger des 1. FC Köln, ist die Welt im Moment doch rosarot, oder?
MK: Ja, FC-Anhänger bin ich auf jeden Fall. Ich bin zwar keiner der jeden Tag auf die Website geht, halte mich aber stets auf dem Laufenden. Ich freue mich über die Entwicklung des FCs in den letzten Wochen und Monaten. Die haben das echt gut gemacht. Trainer und Vorstand haben sich echt gut entwickelt. Aber ich bin wirklich keiner, der das täglich verfolgt. Aber ich stehe zu meinem Verein. Der Max Kieffer, der steht ja irgendwo zwischen Dortmund, Leverkusen und Düsseldorf... (lacht)
Golf Post: Martin Kaymer, vielen Dank für das Interview.
Das Interview führte Malte van Oven