Golf Post: Marcel, Du hast ja für Furore gesorgt im Equipment-Bereich Anfang des Jahres. Der Wechsel zu Callaway kam überraschend, schien doch mit Wilson schon alles klar. Wie kam die Entscheidung zustande?
Marcel Siem: Es ist natürlich ein heikles Thema. Erstmal muss ich mich bei Wilson bedanken für die tollen Jahre. Es war immer alles hervorragend. Das Problem war, dass ich seit zwei Jahren Probleme hatte den Ball in einer links-rechts Kurve zu schlagen und daran haben wir versucht zu arbeiten. Das hat aber einfach nicht geklappt. Ich habe sehr viel trainiert und den Schwung geändert. Die Schläger bei Wilson waren von der Gewichtsverteilung anders. Die haben sehr viel Gewicht an der Hacke, damit war es sehr einfach einen Draw zu schlagen. Bis ich das herausgefunden habe, hat es auch einige Zeit gedauert. Ich habe sehr sehr hart trainiert. Vor allem auch mit dem neuen C300 Driver von Wilson und habe versucht diesen ins Bag zu bekommen und das lief auch super.
Unter Turnierbedingungen war es dann aber nicht das Gelbe vom Ei bei mir. Nachdem ich dann in Abu Dhabi den Cut verpasst habe, habe ich mit Callaway geredet, mit Peter Harrisson und den anderen Jungs. Am Turniersamstag in Abu Dhabi haben wir uns dann schon in Dubai getroffen und "Driver-Testing" gemacht. Es ging eigentlich nur um den Driver. Da habe ich noch nicht darüber nachgedacht von Wilson wegzugehen. Die Eisen habe ich dann auch auf der Range ausprobiert und habe mit dem gleichen Schwung auf einmal Fades hauen können, wo ich mit meinen Wilson Eisen gerade oder Draws gehauen habe. Da wurde ich dann natürlich neugierig. Dann habe ich auch mal den Ball ausprobiert. Nicolas Colsaerts und Thomas Pieters sind meine besten Kumpels auf der Tour und die haben gesagt "der Ball ist so großartig, probier den mal". Und der war ebenfalls einfacher zu shapen.
Es kamen dann zwei bis drei Sachen zusammen für mich in dem Moment und es lief auch nicht so gut die letzten Jahre. Ich habe das Management dann gefragt, ob wir schon was unterschrieben haben bei Wilson oder ob ich da noch raus kann. Ich hatte dann auch ein großes Problem damit, weil ich die Jungs echt mag. Das tat mir natürlich schon leid, weil sie die Bekanntmachung eigentlich schon gemacht hatten. Manchmal muss man sich im Leben dann aber für Sachen entscheiden, die meiner Meinung nach die Richtige ist und mich nach vorne bringt. Das erste Turnier war auch relativ gut und ich kann den Ball immer noch shapen und es ist die richtige Entscheidung für mich gewesen.
Golf Post: Welche Eisen spielst Du von Callaway?
Marcel Siem: Ich spiele die Apex in Rostfarben mit dem Callaway-Schriftzug hinten in Orange. Ich habe den Rogue Driver und ich war totaler Steelhead Fan mein Leben lang und habe jetzt die Steelhead Hölzer wieder und die kann ich auch shapen wie ich will. Vom Material her bin ich total happy und bin dort angekommen. Es ist auch ein bisschen einfacher, wenn man bei einer Firma ist, die das komplette Programm hat und ich nicht von Bus zu Bus gehen muss. Damit hatte ich auch immer ein kleines Problem in den letzten Jahren. Die Eisen von Wilson waren super, aber Driver und Holz 3 gab es nicht. Die Wedges waren auch gut, aber der Putter war wieder ein Problem. Dann rennst du von Bus zu Bus und weißt nicht genau zu wem du gehörst.
Golf Post: Halten wir fest: Es ging um's Shapen des Balles und da hast du jetzt ein bisschen mehr Selbstvertrauen. Und da bietet Callaway einfach das bessere Setup?
Marcel Siem: Ja, das auf jeden Fall. Gerade passt es auch zu mir besser, weil ich ein Spieler bin, der wirklich Kurven schlagen kann und auch möchte. Ich bin da noch einer von der alten Schule, der den Ball shapen muss. Sonst habe ich keinen Spaß auf dem Golfplatz. Und das war leider das Problem. Mit dem Vorgängermodell von Wilson ging es, bei dem neuen Modell ging es nicht mehr. Und da habe ich jetzt das ganze Paket und bin happy.
Golf Post: Das Zufriedensein und Wohlfühlen, da spielt das Equipment, aber auch grundsätzlich die Verfassung mit rein. Würdest du sagen, dass das auch eine grundsätzliche Sache ist, was bei vielen Amateuren eine Sperre im Kopf verursacht? Also, dass man viel besser spielen kann, wenn man sich wohlfühlt?
Marcel Siem: Ja, also das ist klar. Wenn wir nochmal auf's Equipment gehen. Wenn man sagt: "Das Häkchen habe ich gemacht beim Equipment und kann mich jetzt nur auf meine Strategie konzentrieren und auf meine mentale Arbeit", dann gebe ich Dir da total recht. Beim Golf spielen ist es so: Das habe ich gestern auch gemerkt als ich in der 2. Bundesliga gespielt habe. Ich war nervöser als ich auf den ersten Abschlag gegangen bin als bei den US Open. Ich kannte da halt keinen. Das war sehrcwitzig. Habe ich am ersten Tee dann auch gesagt, um ein bisschen Druck abzulassen "Ich bin nervöser als auf der Tour". Dann haben alle geklatscht. Das fanden sie lustig. Da habe ich auch eine Blockade gehabt.
Der erste Schlag war dann auch Schrott und ich dachte mir "Warum bist du denn so nervös? Bei der US Open haust du den Driver da runter und das ist gar kein Problem". Das ist sehr, sehr wichtig. Und ich habe es gemerkt die letzten zwei Jahre. Früher habe ich nie über Geld nachgedacht und heute denkt man natürlich über Altersfürsorge und solche Sachen nach. Da bin ich jetzt wieder von weg. Den Zahn hat mir meine Familie gezogen und sagte: "Jetzt mach dir mal nicht so einen Stress - spiel Golf und hab wieder Spaß". Und das ist das Wichtigste beim Golf. Es ist so eine mentale Sportart, dass es da keinen Raum für solche Hirngespinste gibt.
Golf Post: Wenn diese Blockade einmal drin ist, ist es sicherlich auch schwer diese wieder heraus zu bekommen, oder?
Marcel Siem: Aber wenn man mich gesehen hat, ich war ja sehr frustriert letztes Jahr. Letztes Jahr gab es das bestimmst sechs Mal, wo ich den Cut um einen Schlag verpasst habe. Das ist dann eine mentale Geschichte. Das heißt ja nicht, dass ich auf einmal kein Golf mehr spielen kann. Mittlerweile ist es auf der Tour jedoch so, dass du 25ter bist mit -3 und bei -2 ist der Cut. Es ist brutal. Du machst einen Fehler und bist raus. Früher habe ich da weiter nach vorne gespielt.
Letztes Jahr bei den großen Turnieren, wo man wusste das das Preisgeld viel höher ist, hieß es "erstmal den Cut machen". So war ich eigentlich nie unterwegs. Dann zieht sich das über zwei bis drei Turniere, in denen man den Cut verpasst und dann hängst du in der Rangliste dort, wo du gar nicht sein willst und auch gar nicht bist, weil du eigentlich besser spielst. Da kommst du in einen Strudel rein, der keinem gefällt und wirst natürlich auch frustriert. Und die Leute sehen das, aber sie wissen dann auch nicht, was einem im Kopf rumgeht. Es sieht alles immer so einfach aus auf der Scorekarte.
Golf Post: Du hast es gerade schon angesprochen. Du bist am Wochenende für den Düsseldorfer Golfclub in der 2. Bundesliga an den Start gegangen. In den letzten zehn Tagen warst Du auch hier in der Heimat mit der Familie und hast auch hier trainiert in Düsseldorf. Wie haben die Jungs das aufgenommen? Hat das für einen Push bei denen gesorgt? Haben die sich gefreut?
Marcel Siem: Ich habe mich erstmal tierisch gefreut. Der ganze Club hat sich gefreut. Das war für mich auch schön mal diesen Team-Spirit zu haben und ein Clubleben überhaupt zu leben. Irgendwann vereinsamt man auch so ein bisschen als Golf-Pro, wenn man immer nur auf der Tour unterwegs ist und nie zu Hause ist. Die haben sich alle riesig gefreut. Ich glaube das ist, weil wir uns alle noch nicht so gut kennen. Was ich da rausgezogen habe ist, dass die Jungs glaube ich ein bisschen zu sehr unter Druck standen und auch mir was beweisen wollten.
Wir sind ja Letzter geworden leider, aber ich glaube wenn sich das einspielt und ich beim Mannschaftstraining öfter dabei, dann wird sich da was Cooles entwickeln. Mir hat es tierisch viel Spaß gemacht und einen Einblick in das Amateurgolf zu bekommen ist auch mal ganz wichtig, weil ich kriege so oft die Frage von euch Journalisten, was denn in Deutschland los ist, und ich habe gar keine Ahnung gehabt. Und gestern zu sehen, wie sich das so entwickelt in Deutschland, auch wenn es jetzt die zweite Liga war, ist echt interessant und hat tierisch viel Spaß gemacht. Die ganze Atmosphäre war super.
Golf Post: Ihr habt zum Beispiel den Golfclub Marienburg in der DGL-Gruppe. Nick Bachem hat gerade die Lochspielmeisterschaften in Frankfurt gewonnen. Felix Wartenberg spielt im Bereich um +3. Gerade Marienburg stellt schon eine extrem starke Mannschaft. Sind da ein paar Jungs dabei, wo Du sagen würdest, die haben richtig Potenzial?
Marcel Siem: Mit Nick Bachem habe ich ja gespielt. Der haut richtig weit. Der hat glaube ich 20 Meter an mir vorbeigeschlagen. Der Junge hat richtig Potenzial. Ist auch ein ganz, ganz netter Kerl. Der hat auch ein bisschen das Feuer, was ich früher hatte oder ab und zu noch habe. Der rastet auch mal zwischendurch aus und hat sich nicht ganz unter Kontrolle. Meinte aber witziger-weise zu mir während der Runde: "Ich mach jetzt Atemtechniken, damit ich nicht so ausraste". Das funktioniert auch super und er hat auch super schwere Putts gelocht, die wichtig waren. Nick hat richtig viel Potenzial. Mein Viererpartner, Freddy, 16 Jahre alt, haut ebenfalls eine richtig lange Kugel. Der hat auch enorm viel Potenzial. Da würde ich auch meine Hand für ins Feuer legen, dass der es auf die Tour schafft. Das ist schon witzig und schön zu sehen. Es macht Spaß.
Golf Post: Hattest Du in dieser Saison oder letzter Saison schon einmal Kontakt oder Berührungspunkte mit Max Schmitt? Er wird in Deutschland ja als "Next Big Thing" tituliert. Er hat sehr gut gespielt als Amateur. Letztes Jahr auch auf der Pro Golf Tour beeindruckendes Golf gespielt. Und zum Beispiel in München hat er sich gut präsentiert bei der BMW. Kennst Du ihn in dem Maße, dass Du eine Meinung zu ihm hast?
Marcel Siem: Ich kenne ihn gar nicht. Ich weiß, dass Jan Martin Pelz sein Coach ist und hatte mit ihm auch mal ein bisschen über ihn geredet. Aber ich hab mit ihm noch nie gespielt. Wenn es mal dazu kommt, dass wir eine Proberunde spielen können im Lärchenhof oder so, dann bin ich natürlich offen dafür. Die Art und Weise wie er spielt und wie er sich gibt - sehr selbstbewusst aber nicht arrogant - fand ich sehr sympathisch. Ich wünsch ihm alles Gute, aber kennengelernt habe ich ihn noch nicht.
Golf Post: Du hast den Lärchenhof schon angesprochen. Jetzt geht es diese Woche erst einmal weiter in Belgien. Du hast gesagt Nicolas Colsaerts und Thomas Pieters sind gute Kumpels von Dir. Super Sache, dass Thomas zusammen mit seinen Geschwistern ein Turnier auf die Beine stellt mit neuem Format. Freust du dich auf das Event?
Marcel Siem: Das wird auf jeden Fall ein cooles Event. Die Jungs stellen immer was gutes auf die Beine. Das Format müsste man mal sehen. Ich glaube das ist schon witzig mit Strokeplay, ganz normaler Cut, dann nochmal ein Cut am Samstag für die besten 32 und dann 9-Loch Zählspiel. Ich freue mich auf jeden Fall drauf. Das ist eine super Vorbereitung nochmal für Wentworth. Es ist für mich auch nur zwei Stunden Autofahrt, also das ist perfekt. Die Familie kommt auch mit. Und ich hoffe, dass ich weit komme, dass ich am Sonntag direkt von Belgien aus nach Wentworth fahren kann. Das wird bestimmt eine schöne Sache.
Golf Post: Den Platz in Belgien hast du noch nicht gespielt?
Marcel Siem: Nein. Aber ich denke mal, dass er gut sein wird.
Golf Post: Spannender Golfplatz. Wir waren vor zwei bis drei Wochen mit ein paar Lesern von uns dort und es macht Spaß. Parkland aber es gibt Abschnitte, wo man richtig feuern kann. Du hast es angesprochen, nach Belgien geht es weiter nach Wentworth. Natürlich das Flagschiff-Event der European Tour, aber lass uns vielleicht noch ein kleines bisschen weiter schauen. Ende Juni steht die leider letzte Ausgabe der BMW International Open in Köln an. Was ist Deine Meinung dazu, dass der Lärchenhof raus ist und das Turnier nur noch in München steigt?
Marcel Siem: Ich kenne die Gründe nicht warum es so ist, aber es ist auf jeden Fall schade. Auf der einen Seite sollten wir froh sein, dass es überhaupt mal passiert, dass es aus München weggegangen ist. Für mich war es immer schön so ein Heim-Turnier zu haben. Ich hoffe, dass wir andere Sponsoren finden, die das übernehmen, damit wir im Lärchenhof weiterspielen können. Erstmal sehe ich es jetzt dieses Jahr als meine letzte Chance vor heimischem Publikum zu gewinnen. Das wird mein Ziel sein. Es war schon schön für alle Leute aus unserem Bereich, dass man das Turnier zu Hause hat. Aber BMW wird schon seine Gründe haben, glaube ich.
Golf Post: Hamburg, nehme ich mal an, steht bei Dir ganz dick und fett im Kalender dieses Jahr. Letztes Jahr warst Du am Start und hast sogar ein Hole in One geschossen bei der Porsche European Open. Daher noch die Frage: Wie gefällt Deiner Frau der Porsche, den Du letztes Jahr in Hamburg für Dein Hole in One an Loch 17 bekommen hast und Ihr geschenkt hast, da Mercedes ja Dein Sponsor ist?
Marcel Siem (lachend, Anm. d. Red.): Nächste Frage.
Golf Post: Was hast Du dir noch vorgenommen? Möglichst viele Cuts schaffen oder auch mal wieder richtig Vollgas auf Sieg spielen?
Marcel Siem: Letztes Jahr habe ich ja vier Top 10s gehabt. Das ist gar nicht so schlecht, nur in den falschen Turnieren. Deshalb habe ich auch diese Woche Sizilien nicht gespielt. Sizilien, Belgien, Wentworth, Italien, US Open Quali, dann habe ich einen Sponsoren Tag, dann wäre das Shotclock-Masters in Österreich, was ich vielleicht auch noch spielen werde und dann kommt schon Lärchenhof. Das wäre viel zu viel gewesen. Ich möchte dieses Jahr bei den Rolex-Series Turnieren meine Top 10s abliefern und die kleineren Turniere nicht unbedingt spielen, auch wenn mein Umfeld natürlich sagt und ich auch weiß, dass meine Strategie risikoreich ist.
Nur letztes Jahr habe ich so viel gespielt, weil ich die Verletzung hatte und ich wollte mein Selbstvertrauen finden. Ich wollte die Technik wiederfinden. Das will ich dieses Jahr anders machen. Ich will mich perfekt auf die großen Turniere vorbereiten. Das ist mehr meine Strategie und dann wird man auch sehen, dass man in der Rangliste ganz woanders ist. Dann kommt das Selbstvertrauen und dann spiele ich auch von alleine wieder um den Sieg mit. Letztes Jahr in Bad Griesbach, hätte ich da die zwei kleinen Putts nicht daneben gemacht, hätte ich sogar ein Turnier gewonnen. Das hängt bei mir alles sehr nah beieinander. Sieg und Cut verpassen, das geht bei mir beides sehr schnell. So bin ich halt.
Golf Post: Das ist ja das Golf, was wir von Dir mögen. Es ist für uns Zuschauer auf jeden Fall spektakulär. Du hast es am Anfang schon einmal angesprochen, dass du an geteilter 25. Position liegst, ein Doppelbogey spielst und auf einmal raus aus dem Cut bist. Das Feld der European Tour ist sehr eng zusammen gerückt. Es kommen extrem viele junge Leute nach. Ich denke zum Beispiel an Paul Dunne, der sich da beeindruckend reingespielt hat. Tyrrell Hatton geht richtig durch die Decke. Tommy Fleetwood hat letzte Saison sensationelles Golf gespielt, wobei der nicht mehr zu den Jüngsten gehört, sondern auch schon eine schwierige Phase durchgemacht hat. Nichtsdestotrotz ist es zu beobachten, dass die Schere zwischen PGA Tour und European Tour stärker und größer auseinandergeht in den letzten zwei bis drei Jahren. Was meinst Du, woran das liegen könnte?
Marcel Siem: Die Plätze die wir spielen, sind teilweise einfach Schrott. Das muss man ganz ehrlich sagen. Das sind irgendwelche Country Clubs, die oft in einem schlechten Zustand sind. Wir haben kaum Rough. Wir haben durchschnittliche Grüns. Der Golfplatz ist dann häufig nicht wirklich schwer. Es verkommt dann häufig nur zu einem Putting-Contest und das ist das Problem, dass bei uns auf der Tour nur noch die guten Putter vorne mitspielen. Das ist einfach Fakt. Wir haben ganz, ganz wenige Turniere wie Wentworth oder Paris, wo man seinen Kopf einschalten muss. Alles andere ist nur noch "bomben". Hau den Driver so weit wie du kannst. Hau das Lob Wedge irgendwo auf das Grün und der beste Putter gewinnt das Turnier. In Amerika gibt es vielleicht auch zwei Turniere, die so sind, Aber der Rest, wenn du die Gesamtergebnisse siehst, sind die zwischen -6 und -15. Da gibt es vielleicht auch mal eins mit -25, aber das ist die Ausnahme und nicht die Regel.
Bei uns auf der European Tour ist das mittlerweile so, wenn du nicht -20 schießt bist du auch nicht in der Top 10. Das war früher anders. Alle Plätze, die wir hatten, waren vom Setup richtig stark. Hohes Rough, enge Fairways und relativ harte Grüns. Da musstest du wirklich Skills haben und das ist mittlerweile nicht mehr so. Da müssen wir tierisch aufpassen. Da können die auch so viel Kohle in die Tour reinstecken, wie sie wollen. Die Spieler kommen aus Amerika nicht nach Europa, da sie sich kaputtlachen, wenn sie die Plätze sehen. Letztes Jahr haben wir Pech gehabt mit Green Eagle in Hamburg, dass der Platz so untergegangen ist. Vom Setup her kann man den Golfplatz richtig gut machen. Ich glaube, wenn du die Golfplätze hinbekommst und für drei Millionen Euro spielst, dann kommen die Amerikaner auch wieder nach Europa. Die Leute gucken nicht nur auf das Geld. Das ist nicht so und ein weit verbreiteter Mythos..
Als Golfprofi will man einen schönen Golfplatz spielen und das ist das größte Problem, was wir auf der European Tour momentan haben. Da wird auch hart dran gearbeitet, weil sich viele Spieler darüber beschweren. Du siehst es auch, je älter du wirst, desto schlechter wird dein Putten. Aber dein "Ball-Striking" ist immer noch da. Siehe Thomas Bjórn, Paul Lawrie, Raphael Jacquelin, Grégory Havret. Die Jungs, die mit mir zusammen angefangen haben sind alle nicht mehr die besten Putter, sind aber noch gute "Ball-Striker" und haben meistens wenige Chancen, weil es häufig ein reiner Putting-Contest ist auf der European Tour.
Golf Post: Danke für die spannenden und ehrlichen Eindrücke und Deine Offenheit. Wir drücken Dir die Daumen für die weitere Saison auf der European Tour und natürlich auch in der DGL mit dem Düsseldorfer GC.
Marcel Siem: Danke.
Das Gespräch führte Robin Bulitz
Sehr interessant und ehrlich. Hoffe Marcel kann sich bald wieder stabilisieren.