Da war aber einer zum Flachsen aufgelegt. Wie erwartet wurde Rory McIlroy im Vorfeld der Cognizant Classic mit den schlagzeilenträchtigen Andeutungen konfrontiert, die sein Ex-Manager Chubby Chandler bezüglich der Möglichkeit eines Wechsels des Nordiren zur LIV Golf League gemacht hatte – basierend auf dem Sinneswandel, den McIlroy in jüngster Zeit hinsichtlich des Konkurrenz-Circuit vollzogen hat. „Ich glaube, er schreibt ein Buch – daran wird es liegen“, vermutete „Rors“ und blickte schelmisch in die Runde: „Ich habe Chubby vor einiger Zeit im Nahen Osten gesehen, Anfang des Jahres war es, meine ich.“ Und: „Man weiß ja nie, womöglich glaubt er was zu wissen. Wer kann das schon beurteilen?“
Rory addresses the LIV rumour pic.twitter.com/1jwQSb7r9f
— Rory Tracker (@RoryTrackr) February 28, 2024
Ganz offenkundig hatte der vierfache Majorsieger seinen Spaß am Gesprächsverlauf und musste mehrmals grinsen. Auch, als er die von Chandler prognostizierte zehnprozentige Wahrscheinlichkeit eines Wechsels abwägte und meinte: „Irgendwo in der Mitte, wer weiß.“ McIlroy nahm das Thema sichtbar nicht ernst oder versuchte, es scherzhaft herunterzuspielen und nicht zu einem ernsten Thema werden zu lassen. Genau diese Unwägbarkeit war ganz offensichtlich seine Absicht – und je nach „Parteizugehörigkeit“ lässt sich das unterschiedlich auslegen. Die üblichen LIV-Parteigänger in den sozialen Medien jedenfalls haben bereits begonnen, zu jubilieren.
Auch in einem anderen Punkt blieb McIlroy bewusst vage. Es ging um seine Golfkarriere, deren zweiten Hälfte jetzt wohl anbricht. Und darum, dass er seit einem Jahrzehnt kein Major mehr gewonnen hat. Der 34-Jährige kann sich nach 17 Jahren im Profilager vorstellen, „noch zehn Jahre vorn mitspielen zu können“. 40 Majors wären in der Zeitspanne rein rechnerisch noch zu gewinnen – „oder nur ein Green Jacket, um anschließend abzutreten“, zwinkerte McIlroy. Es wäre der ersehnte Karriere-Grand-Slam, den bisher nur Tiger Woods, Jack Nicklaus, Ben Hogan, Gary Player und Gene Sarazen geschafft haben. Wenn er das zeitnah schafft, könnte er ja doch noch zu LIV gehen, wo Brooks Koepka ohnehin ausschließlich mit ihm spielen würde, wenn er vor die Wahl gestellt wäre.
Goochs Wikipedia-Seite hat jetzt auch Sternchen
Bumerang: Die „Sternchen“-Bemerkung des LIV’lers Talor Gooch zieht weiter Kreise. Der 2023er-Einzelgesamtsieger des Konkurrenz-Circuit war im Gegensatz zu seinem Kollegen Joaquin Niemann erneut nicht zum Masters eingeladen worden und hatte in einem Interview geäußert, dass in Abwesenheit vieler LIV-Spieler – wie ihm – ein Major-Erfolg nicht als vollwertig anzusehen sowie deswegen in den Statistiken mit einem „*“ zu versehen sei und hatte dabei einem möglichen Masters-Sieg von Rory McIlroy im April angesprochen. Freilich, Gooch selbst ist der Einzige, der seither infrage gestellt wird. Hier eine Auswahl weiterer Reaktionen in den sozialen Medien.
This is the funniest thing the internet will provide today. https://t.co/3SE1plkNcC
— Masters Burner (@ANGC_burner) February 27, 2024
I once won the nearest-the-pin competition for a Scottish Open media day. A proud occasion tainted, somewhat, by the absence of Talor Gooch.
— Michael McEwan (@MMcEwanGolf) February 27, 2024
The Board of Governors
of the
Augusta National Golf Club
cordially invites you
to check out the
newly redesigned green jacket pic.twitter.com/TVo1HAvSSj— claire rogers (@kclairerogers) February 27, 2024
Und selbst die Wikipedia-Seite des 32-Jährigen aus Oklahoma blieb von ironischen Überarbeitungen nicht verschont – weil bei Goochs LIV-Siegen Rory McIlroy nicht am Start gewesen sei:
Whoever did this to Talor Gooch's Wikipedia page, I can't. 😂 pic.twitter.com/W2QnsC5kKe
— Kevin Casey (@KevinCaseyGC) February 27, 2024
Tut Woods Jimmy Dunne einen Gefallen?
Freundschaftsdienst? Tiger Woods gibt sein Debüt beim Seminole Pro-Am – und jetzt fragen sich viele, warum der Superstar nach seinem vorzeitigen Ausstieg wegen eines grippalen Infekts beim „eigenen“ Genesis Invitational nicht fürs anstehende Arnold Palmer Invitational gemeldet hat, immerhin ein Signature Event? Die Antwort ist ganz einfach: Weil der Präsident des ultraexklusiven Seminole Golf Club in Florida nun mal Jimmy Dunne heißt und spätestens ein wichtiger Kontakt ist, seit Tiger Woods zum Policy Board der PGA Tour gehört. Denn dort ist Jimmey „Dealmaker“ Dunne externes Mitglied sowie ein wichtiger Berater und war bekanntlich maßgeblich daran beteiligt, Commissioner Jay Monahan und Yasir Al-Rumayyan, der als Chef des saudi-arabischen Staatfonds PIF die Konkurrenzliga LIV Golf finanziert, an einen Tisch zu bringen.
Dem Vernehmen nach spielt Dunne nach wie vor eine wichtige Rolle hinter den Kulissen der Tour, da tut man dem Mitstreiter doch gern einen Gefallen. Zumal das Seminole Pro-Am nur über eine Runde geht und somit ein guter Test für den maladen Rücken von Woods dürfte, der wegen seines „Engagements für Sportlichkeit und den Respekt für die Traditionen des Golfsports“ gerade mit dem Bob Jones-Award ausgezeichnet wurde, der höchsten Auszeichnung des amerikanischen Golfverbands USGA. Und wer weiß, vielleicht nennt der 15-fache Majorsieger dann vielleicht doch noch für die Players Championship (14. bis 17. März). Im Seminole-Feld ist übrigens auch Rory McIlroy, der unter anderem mit Ed Herlihy einen Flight bildet, dem Vorstandsvorsitzenden der PGA Tour und des Policy Board. Alles keine Zufälle.
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Hovland: Geld als einzige Turniererinnerung ist seelenlos
Viktor Hovland hat sich erstmals ausführlich zum Thema LIV Golf geäußert und kritisiert, dass es im Profigolf der Männer nur noch um Geld zu gehen scheint. Das sei „wirklich traurig“, machte der Norweger im Podcast „Son of a Butch“ von Golflehrer Claude Harmon III aus seinem Herzen keine Mördergrube. „Es ist ein bisschen absurd, was im Golfsport gerade vor sich geht“, sagte der amtierende FedEx-Cup-Champion. „LIV bringt eine Menge Geld in den Sport und es gibt eine Menge Wettbewerb, was ich gut finde.“ Geld sei fraglos wichtig und jeder müsse fair bezahlt werden, „aber ich denke nicht, dass allein Geld die treibende Kraft sein oder dass es immer nur ums Geld gehen muss“, so Hovland.
Der 26-Jährige führt als Beispiel das Memorial Tournament mit Gastgeber Jack Nicklaus an, das er lieber gewinnen würde, als ein mit noch so vielen Millionen dotiertes Turnier ohne Tradition: „An so einen Sieg wirst du dich immer erinnern und deinen Namen neben all den anderen Namen auf der Trophäe sehen und um die Geschichte hinter den Namen wissen.“ Der Siegerscheck sei sicherlich auch nicht zu verachten, doch wenn du dich am Ende der Woche nur an die Summer erinnerst, dann fühlt sich das für mich ziemlich seelenlos an. Schade, dass auch die PGA Tour keine anderen Antworten findet, als ebenfalls immer nur übers Geld zu reden.“
Rahm said the same thing until they threw $400M in his face. https://t.co/KrX5sv42D3
— Justen Booket (@Jbook08) March 2, 2024
Good but hoping 700 mil wont change his mind
— jon nepomuceno (@jonpogi) March 2, 2024
Jon Rahm: Seit LIV-Wechsel von Tiger ignoriert
Kein Anruf unter dieser Nummer: Ghosting wird laut Wikipedia als vollständiger Kontakt- und Kommunikationsabbruch ohne Ankündigung in einer zwischenmenschlichen Beziehung definiert – obwohl vorher etwa Dates stattgefunden haben oder eine Beziehung bestand. Genau so ein Ghosting-Opfer ist jetzt offenbar der ach so bedauernswerte Jon Rahm geworden, der jammert, dass sich Tiger Woods nicht mehr bei ihm meldet, seitdem der Spanier sich der LIV Golf League angeschlossen hat.
„Ich wollte ihm die Gründe meines Wechsels erklären und habe ihm mehrfach geschrieben, aber er antwortet nicht“, greinte Rahm bei „ESPN“, versucht die Ignoranz schönzureden („Er ist bestimmt zu beschäftigt“) und erzählt im selben Atemzug: „LIV steht halt für eine große Veränderung, wie Golfer entschädigt werden. Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, das haben keinen großen Anteil an meiner Entscheidung gehabt. Kurz gesagt, ich bekomme mehr Geld, um denselben Sport zu betreiben, und habe mehr Zeit. Ich weiß nicht, wie es den meisten Leuten geht, aber für mich klingt das großartig.“ Tja, da hat er doch seine Antwort: Für manche klingt es halt nicht großartig, wenn es bloß um Geld geht, von dem auch ein Jon Rahm vorher schon genug hatte. Der eine oder andere Fan sieht das genauso:
What was he looking for, absolution? “I know I took the cash, but you still respect me, right?”
— Kevin Cooper ☕️🏌️♂️🀄️🏴☠️ (@DocCrackles) February 26, 2024
Garcia und seine Außenstände bei der DP World Tour
Beachtlicher Deckel: Sergio Garcias seltsame Volten in Sachen DP World Tour und Ryder Cup sind schon beleuchtet worden, jetzt wurde aufgedeckt, wie hoch der Spanier bei der Tour in der Kreide steht, die er wechselweise beschimpft oder der er wieder angehören will, um irgendwelche Chancen auf wie auch immer geartete Ryder-Cup-Einsätze zu wahren. Der 44-Jährige hatte seinen vollmundigen Ankündigungen in einem Interview mit dem letztlich von Saudi-Arabien finanzierten Influenzer Rick Shiels (via Riads PR-, Lobbyismus- und Orga-Vehikel Performance54) noch keine Taten folgen ließ, sprich bislang keine erneute Mitgliedschaft beantragt hat und den regulären Stichtag verstreichen ließ.
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Um wieder eine Spielberechtigung zu bekommen und die Pflichtturniere absolvieren zu können, müsste er ohnehin erstmal seine Außenstände in Höhe von 1,13 Millionen Dollar an Bußgeldern wegen Verletzung der Mitgliedschaftsstatuten an die DP World Tour zahlen und dann eine neunwöchige Sperre absitzen, während der er keine DP-World-Tour-Turniere spielen darf. Das britische Blatt „The Telegraph“ zitiert diesbezüglich einen Offiziellen aus der Tourzentrale in Wentworth: „Die Erklärung von Sergio ist seltsam, da er sich schon geweigert hat, die erste Geldstrafe zu zahlen, und deswegen ausgetreten ist. Er hofft wahrscheinlich, dass in den laufenden Verhandlungen mit dem saudischen Staatsfonds PIF eine Einigung erzielt wird und dass es eine Amnestie sowie einen klaren Weg zurück gibt.“ Diesbezüglich befindet sich Garcia in bester Gesellschaft. Sein Landsmann Jon Rahm hegt bekanntlich dieselben Hoffnung und wünscht sich einen alsbaldigen Weg zurück auf die PGA Tour, nachdem er bei LIV mal flugs ein paar hundert Millionen Dollar abgegriffen hat.
Shinnecock Hills kriegt Herren- und Damen-Open in Folge
Rampenlicht: Der amerikanische Golfverband USGA inszeniert zum dritten Mal in seiner Geschichte die US Open und die US Women’s Open direkt hintereinander auf derselben Bühne. 2036 finden das Major der Herren und das der Damen in direkter Abfolge auf Shinnecock Hills statt. Das Debüt feierte diese Konstellation 2014 in Pinehurst, als Martin Kaymer und anschließend Michelle Wie triumphierten. 2029 wird der diesjährige Austragungsort der US Open mit Titelverteidiger Wyndham Clark zum zweiten Mal zum „Doppel-Whopper“. 2026 ist mit dieser besonderen Turnierabfolge dann erstmals Shinnecock Hills dran, das zu den fünf Gründungsmitgliedern der USGA zählt und wo zuletzt 2018 Brooks Koepka die „Offene Amerikanische“ gewann.
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LIV Golf soll für Ideenklau bei PGL zahlen
Doppelmoral: LIV-Impresario Greg Norman lamentiert und spottet ja gern, die PGA Tour würde beim Konkurrenz-Circuit klauen – in Sachen Signature Events mit reduzierten Teilnehmerfeldern und teilweise ohne Cut beispielsweise. Oder mit den saftigen Erhöhungen der Preisgeldbörsen. Selbst das Hallenspektakel TGL mit dem Teamformat empfindet der Australier als Kopie des LIV-Formats.
Imitation is the greatest form of flattery. Congratulations PGA Tour. Welcome to the future.#LIVGolf
— LIV Golf (@livgolf_league) March 1, 2023
Jetzt freilich wird LIV Golf selbst des Ideenklaus und Plagiats beschuldigt. Und nicht zu Unrecht. Denn Norman hat sich mit seinem Modus doch arg an das Konzept angelehnt, das seinerzeit die Premier Golf League (PGL) verfolgt hat: 54-Loch-Turniere, Kanonenstart, Vier-Mann-Teams, alles nach Formel-1-Prinzip und finanziert aus Saudi-Arabien. PGL-Frontmann Andrew Gardiner, ein britischer Anwalt und Geschäftsmann, war damit bei PGA Tour und DP World Tour vorstellig geworden, indes abgeblitzt. Daraufhin machten sich die Saudis mit einem eigenen Konstrukt „selbstständig“. Jetzt hat Gardiner laut eines Berichts von „The Times London“ seine Anwälte beauftragt, Schadenersatz bzw. eine Art Lizenz- oder Kopiergebühr von LIV zu verlangen. Die Rede ist von 60 Millionen Dollar, aber die „Times“ geht laut vorliegender Informationen davon aus, dass man sich am Ende auf eine Entschädigungssumme von 12,6 Millionen Dollar einigen könnte.
Begeisterter Empfang für Cut-Bezwinger Rugumayo
Zum Schluss: Am Freitag vor einer Woche hat Ronald Rugumayo als erster Golfer aus dem ostafrikanischen Uganda den Cut bei einem Turnier auf einer der Top-Touren geschafft, in diesem Fall bei der Magical Kenya Open auf der DP World Tour. Es war eine historische Leistung, für die der 21-Jährige, der am Ende Platz 71 belegte und damit in der Weltrangliste um fast 500 Positionen auf Rang 2.429 kletterte, bei der Heimkehr am Flughafen der Hauptstadt Kampala entsprechend empfangen und gefeiert wurde. Das ist mal ein Beitrag zur Golfentwicklung.
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